Noch gibt es keine amtlichen Statistiken dazu. Aber der erste Effekt der angekündigten Einführung von Strafzöllen auf E-Autos aus China in Europa dürfte sein, dass die Fahrzeuge begehrter geworden sind. Wer jetzt zuschlägt, entgeht den Preisaufschlägen: So werben Marken wie BYD, aber auch Tesla, das selbst E-Autos in China produziert, derzeit für ihre Fahrzeuge in Österreich. Und Händler berichten tatsächlich von einer höheren Nachfrage. Jetzt allerdings wird die Zeit für Schnäppchenjäger knapp.

Am Donnerstag wird erwartet, dass die EU-Kommission die Einführung provisorischer Zölle auf Elektrofahrzeuge aus China tatsächlich bekanntgibt, diese würden dann bereits ab dem 5. Juli gelten. Um bis zu 37, 5 Prozent sollen die Tarife für Automarken wie Geely, BYD, SAIC, Tesla und Co steigen. Im Schnitt betragen die Zölle 21 Prozent.

Bei der Entwicklung von E-Autos ist China inzwischen globaler Spitzenreiter.
EPA/WU HAO

Was aber wären die Effekte der Handelsbarrieren? Dieser Frage widmet sich ein neues Paper, das der Wirtschaftsforscher Gabriel Felbermayr (Wifo) gemeinsam mit Kollegen vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel sowie Modellierern vom Supply Chain Intelligence Institut Austria erstellt hat. Die Zölle würden den gewünschten Effekt haben, der Import chinesischer Elektrofahrzeuge würde deutlich zurückgehen, um 42 Prozent. Im vergangenen Jahr wurden rund 500.000 E-Autos aus China importiert. Frühere Simulationsergebnisse, noch bevor die Zölle konkret angekündigt waren, haben einen geringeren Rückgang der Einfuhren aus China ausgewiesen, allerdings hat die Kommission mit der Höhe der Tarife die Experten etwas überrascht.

Die eigentlich spannende Frage lautet, welche Auswirkungen der aufziehende Handelskrieg für Europas E-Auto-Markt haben wird. Die chinesischen Fahrzeuge sind oft günstiger als die der europäischen Konkurrenten. Gut möglich also, dass der Absatz von E-Fahrzeugen insgesamt zurückgeht, was für die Klimapolitik ein Problem wäre. Genau diesen Effekt findet die Experten im besagten Papier aber nicht. Die Preise für E-Autos steigen als Folge der Zölle in der EU demnach durchschnittlich um 0,3 bis 0,9 Prozent, für Österreich wurde der niedrigere Wert errechnet. Kurzfristig könnten diese Effekte etwas größer sein. Wie kommt das? Felbermayr sagt dazu, dass es inzwischen eine Reihe von Anbietern gibt, die mit eigenen Fahrzeugmodellen darum wettstreiten werden, den Marktanteil der Chinesen zu übernehmen. Dabei werden nicht nur europäische Anbieter, sondern auch solche aus Japan, Südkorea oder den USA zum Zug kommen.

Kein Wohlstandsgewinn

Auf den Wohlstand werden die Zölle keinen Einfluss haben: Die EU-Kommission argumentiert ja, die Tarife seien notwendig, um Jobs im Automobilsektor zu schützen. Die erwarteten Wohlstandsgewinne durch die neuen Handelsbarrieren liegt aber laut Ökonomen de facto bei null.

Bis Herbst bleibt Brüssel und Peking noch Zeit, eine politische Einigung zu finden, um die langfristige Einführung der Tarife noch zu verhindern. Aktuell verhandeln beide Seiten. Und auch die EU-Staaten haben noch ein Mitspracherecht: Eine qualifizierte Mehrheit von 15 Ländern, die 65 Prozent der EU-Bürgerinnen und -Bürger repräsentieren, kann ein Veto gegen die Entscheidung der EU-Kommission erheben. (András Szigetvari, 4.7.2024)