Ist am Eröffnungsabend des heurigen Schrammelklangfestivals in ungewohnt frischer Luft zu erleben: Voodoo Jürgens.
Florian Lehner

Raus aus dem nikotinvergilbten Tschocherl, rein ins baumumstandene Theater am Herrensee! Voodoo Jürgens, für seine Rolle als Rickerl mit dem Österreichischen Filmpreis bedacht, ist am Freitagabend (5.7.) bei der Eröffnung des Schrammelklangfestivals in Litschau mit seiner Ansa Panier in eher Image-fernem Ambiente zu erleben. Mit seiner Vorliebe für ein schattseitiges Wien passt er aber wunderbar zu einem Fest, das Schrammelmusik immer schon als Anknüpfungspunkt, nicht als Dogma verstanden hat. Selbiges gilt für die Dialektrapper Kreiml & Samurai, die Jürgens' Brückenschlag fortsetzen.

Im Sinne des modifizierten Festivalnamens "Schrammel.Young.Festival" hat Kurator Zeno Stanek heuer etablierte Formationen mit Jungspunden zusammengespannt. Manche wie das Trio Hojsa-Koschelu-Hojsa praktizieren den internen Generationenmix ohnehin seit eh und je. Am ersten Wochenende spielt unter vielen anderen das genial unberechenbare Kollegium Kalksburg auf – am Samstagabend zusammen mit Belle fin, während Kollegium-Mitglied Heinz Ditsch zudem seine Kompositionen Aus'm Ladl präsentiert. Wiener Brut um Katharina Hohenberger begleiten live mit Sascha Paeres die Stummfilmrarität Der grüne Kakadu von Großvater Franz Hohenberger.

Am zweiten Wochenende (12. bis 14.7.) federn Wiener Blond mit dem Original Wiener Salonensemble über Genregrenzen hinweg. Die stets formidablen Strottern treten am 13.7. mit Andyman auf, gefolgt von der Gesangskappelle Hermann. Das Finale am zweiten Sonntagabend bestreitet Stammgast Ernst Molden mit Christopher Seiler von Seiler und Speer und dem Wiener Frauenorchester. Noch viel mehr Musik pulsiert an beiden Wochenenden immer nachmittags entlang des Schrammelpfads, der von Freilichtbühnen gesäumten Hauptschlagader einer Festivalidylle, die sich seit Jahren durch etwas auszeichnet, was auch nicht unbedingt mit dem Waldviertel assoziiert wird: nahezu ungebrochenes Wetterglück. (Karl Gedlicka, 5.7.2024)