Im Bereich des Hauptbahnhofs kam es nach dem Public Viewing zu kleineren Zwischenfällen. Die Polizei war mit einem größeren Aufgebot zugegen.
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Das EM-Achtelfinalspiel zwischen der österreichischen und der türkischen Nationalmannschaft in Leipzig hat am Dienstagabend in Wien einen Run auf offizielle Public Viewings und andere Gelegenheiten zum kollektiven Fußballschauen ausgelöst. Die 1:2-Niederlage und das Ausscheiden Österreichs aus dem Turnier sorgte für viel Trauer bei österreichischen Fußballfans, aber auch für Ekstase bei den Unterstützern des türkischen Teams. Es kam zu nächtlichen Hupkonzerten türkischer Fans in ihren Autos bei Fahrten durch Wien, während türkische Fahnen aus den Autofenstern geschwungen wurden.

Die Wiener Polizei verwies darauf, dass "mehrere Tausend Menschen" das Spiel im öffentlichen Raum bei Public Viewings verfolgten. Allein am Rathausplatz waren es nach Angaben der Stadt Wien 14.500 Fans, jeweils mehrere Hundert Personen kamen zu anderen bekannten Veranstaltungen wie im Alten AKH, im Prater, am Donaukanal oder beim Hauptbahnhof. Die Polizei zog am Mittwoch grundsätzlich "eine positive Bilanz", wie es auf Anfrage des STANDARD hieß. Es habe keine großen Vorfälle gegeben, die herausgestochen hätten.

Nach Angaben der Stadt Wien verfolgten rund 14.500 Fußballfans das Spiel zwischen Österreich und der Türkei in der Fanzone am Rathausplatz.
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Leicht verletzter Polizist

Laut einer vorläufigen Bilanz kam es zu drei Festnahmen wegen des Verdachts auf Widerstand gegen die Staatsgewalt. Zwei Festnahmen gab es im Rahmen des Public Viewing beim Rathausplatz, eine weitere bei der Fanzone beim Feuerdorf im Prater. Ein Polizist wurde bei einem dieser Vorfälle leicht verletzt. "Er konnte seinen Dienst fortsetzen", sagt eine Sprecherin der Wiener Landespolizeidirektion.

Insgesamt wurden 18 strafrechtliche Anzeigen erstattet, dazu kamen weitere 27 Anzeigen wegen verwaltungsrechtlicher Übertretungen. Laut einer Statistik der Polizei wurden 18 Personen im Bereich der Public Viewings verletzt – etwa wegen Körperverletzung oder bei notfallmedizinischen Vorfällen.

Bereits Dienstagnacht sprach die Polizei von kleineren Zusammenstößen zwischen mehreren Personen rund um den Hauptbahnhof. Dabei soll es sich nach Informationen der APA jedoch um bewusste Provokationen von Personen ohne Fan-Hintergrund gehandelt haben. Vonseiten der Polizei kam es zu einem größeren Aufgebot von Beamtinnen und Beamten, wie Bilder in den sozialen Medien zeigten. Die Lage ist laut Polizei aber größtenteils ruhig geblieben. Der Großteil der Fans zog zudem nach Schlusspfiff in Richtung Keplerplatz und Reumannplatz weiter. Dort feierten in der Nacht bis zu 1000 Personen den türkischen Sieg.

Für Stefan Berger, freiheitlicher Bezirksparteichef in Favoriten, habe sich "einmal mehr" gezeigt, dass der zehnte Wiener Bezirk "ein ethnisches Pulverfass" sei. Nur durch das rasche Einschreiten der Polizei hätten gewalttätige Ausschreitungen verhindert werden können. Berger forderte, dass Spontankundgebungen rasch aufgelöst werden müssten. Der Freiheitliche kündigte zudem an, Bilder von türkischen Fans, die den in Österreich verbotenen Wolfsgruß zeigten, an die Behörden weiterzuleiten. (David Krutzler, 3.7.2024)