Brigitte (57), eine Schneiderin aus der Steiermark, sucht über
Brigitte (57), eine Schneiderin aus der Steiermark, sucht über "Liebesg'schichten und Heiratssachen" eine neue Liebe.
ORF

Ein Sommer ohne Liebesg'schichten und Heiratssachen ist wie Beach ohne Volleyball, Pommes ohne Ketchup, Gänsehäufl ohne Ameisen, die aufgeheizte Alte Donau ohne Zerkarien – kurz: unvorstellbar. Ab 8. Juli geht die sommerliche Partnersuche in die nächste Runde, zum fünften Mal gehostet von Nina Horowitz, und ebenso lange sorgt Editorin Bettina Mazakarini für die richtige Schnittkomposition.

Material für zehn Folgen haben Horowitz und Kameramann Gustl Gschwantner wieder abgeliefert. Mazakarini rückt die Partnersuchenden gemeinsam mit der Interviewerin ("Es passt kein Löschblatt zwischen uns.") ins rechte Bild, umspielt von der bekannt-beliebten Nippes-Ausstellung zwischen Rehkrickerl und Gartenzwerg und Schlagerhits, vorzugsweise der 1980er-Jahre.

Abwechslungsreicher Beruf

Das ganze Jahr über in Etappen arbeitet Mazakarini und das Liebesg'schichten-Team an der traditionell quotenstarken Sommershow des ORF. Für den Rest bleibt der freiberuflich tätigen Cutterin Zeit für anderes. Eben hat sie den Schnitt für einen TV-Krimi von Nikolaus Leytner mit Michael Ostrowski beendet, er ist am 28. September 2024 auf Servus TV zu sehen: Abwechslung zwischen diesen Welten ist ihr wichtig: "Das macht den Beruf für mich so interessant."

Bettina Mazakarini sorgte bereits zum fünften Mal für die richtige Schnittkomposition bei
Bettina Mazakarini sorgte bereits zum fünften Mal für die richtige Schnittkomposition bei "Liebesg'schichten und Heiratssachen", zu sehen ab 8. Juli im ORF.
Monika Fellner.

STANDARD: Was muss weg, was darf bleiben?

Mazakarini: Alles, was eine Geschichte erzählt, darf bleiben. Wichtig ist, sich immer die Frage zu stellen "Was will ich erfahren, und was will ich emotional empfinden?". Die Montage erfühlt, was weg muss und was bleiben darf und wonach der Single verlangt.

STANDARD: Gibt es ein spezielles Motto, einen roten Faden, der sich in diesem Jahr abzeichnet? Alle besonders romantisch oder eher kühl-pragmatisch?

Mazakarin:: Nein, es ist ein Potpourri, wir spiegeln die Gesellschaft.

STANDARD: Was nehmen Sie sich beim Schnitt als Erstes vor? Was kommt als Letztes?

Mazakarini: Bei den Liebesg'schichten gibt es kein Muster für den Schnitt, da es dokumentarisch ist. Jeder Clip der Suchenden wird individuell im Schnitt gestaltet.

STANDARD: Worin sehen Sie Ihre spezielle Handschrift?

Mazakarini: So etwas selbst zu beurteilen ist schwierig, aber Rhythmusgefühl, Intuition und mein Bauchgefühl sind wohl individuell und somit eine eigene Handschrift.

"Ich sehe es schon auch als meine Aufgabe, respektvoll und auf Augenhöhe mit den Singles umzugehen."

STANDARD: Nina Horowitz ist es wichtig, die Protagonisten liebevoll und mit Respekt zu präsentieren. Der Cut ist eine Gratwanderung: Wo ziehen Sie die Grenze, wo Sie sagen, das ist zu viel, da müssen wir sie/ihn vor sich selbst schützen?

Mazakarini: Diese Gratwanderung beschäftigt mich am meisten, ich sehe es schon auch als meine Aufgabe, respektvoll und auf Augenhöhe mit den Singles umzugehen. Mir ist wichtig, dass sich unsere Protagonisten und Protagonistinnen auch noch nach der gezeigten Sendung mit dem Gesagten wohlfühlen. Nina Horowitz führt die Interviews so, dass keine "Grenzüberschreitung" stattfindet.

STANDARD: Worauf muss man achten im Umgang mit Nina Horowitz?

Mazakarini: Das ist eine interessante Frage, wir "achten" darauf, viel zu lachen und Spaß an der Arbeit zu haben, wir ergänzen uns sehr gut, daher habe ich mir über diese Frage bis eben nie den Kopf zerbrochen.

Nina Horowitz führte zum fünften Mal die Interviews und gestaltete die
Nina Horowitz führte zum fünften Mal die Interviews und gestaltete die "Liebesg'schichten und Heiratssachen". Die zehn Folgen starten am 8. Juli im ORF.
ORF

STANDARD: Würden Sie sich von ihr vermitteln lassen?

Mazakarini: Selbstverständlich, wenn ich eine Suchende wäre. Wir hätten bei dem Interview sicher viel zu besprechen!

STANDARD: Wie sehr hat der Schnitt Anteil am Erfolg der Liebesg'schichten?

Mazakarini: Montage bedeutet, der Sendung eine Form und eine Struktur zu geben und ein dramaturgisches, emotionales Konzept für jeden Protagonisten und jede Protagonistin zu finden. Stimmt der Schnitt nicht, hat das Werk – sagen wir einmal – eine andere Wirkung.

STANDARD: Als freiberuflich tätige Editorin sind Sie den Kräften des Marktes besonders ausgesetzt. Wie ist die wirtschaftliche Situation der Branche?

Mazakarini: Ich arbeite schon sehr lange als freie Editorin und wollte mich nie in eine Schublade stecken lassen. Mir macht Spielfilm genauso viel Freude wie Serie, Dokumentarfilm oder eben die Liebesg'schichten. Ich bin sehr froh, die Liebesg'schichten jährlich im Alleingang mit Nina zu schneiden, trotzdem freue ich mich auch, Spielfilme zu montieren.

STANDARD: KI ist im Film ein großes Thema – auch beim Editieren von Filmen dürfte sie in Zukunft eine Rolle spielen. Wie stehen Sie dazu?

Mazakarini: Die KI ist in der Filmbranche nichts Neues, Harrison Ford wurde dank ihr in Indiana Jones, Teil 5 für eine Szene von 80 auf 35 Jahre digital verjüngt. Mir ist klar, wie schnell sich diese Technologie entwickelt, aber ich hoffe, man setzt auch in Zukunft noch auf menschliche Werte und Empathie und dass Regisseurinnen und Regisseure den Dialog und die Auseinandersetzung mit ihren Editorinnen und Editoren bevorzugen. (Doris Priesching, 4.7.2024)