Blick über Rebstöcke am Cobenzl auf Wien.
In Wien-Döbling gibt es nicht nur Wein-, sondern auch Kleingärten. Einer davon wurde am Ostersonntag Schauplatz einer Brandstiftung.
APA / ALEX HALADA

Wien – Auch wenn der als J. R. Cash geborene, besser unter seinem Künstlernamen bekannte Johnny Cash davon überzeugt gewesen ist, dass Liebe ein brennendes Ding ist, sollte man diese Erkenntnis im Alltag eher nicht ausleben. Sonst könnte man wie Herr M. wegen Brandstiftung und gefährlicher Drohung vor einem Schöffensenat landen. Der 57-Jährige soll am 31. März im Gartenhaus seiner Gattin in Wien-Döbling Feuer gelegt und damit gedroht haben, anschließend die eheliche Wohnung in Wien-Favoriten niederzubrennen.

Zum ersten, schwereren, Anklagepunkt bekennt sich der unbescholtene Arbeitslose schuldig, den zweiten bestreitet er kategorisch. "Wo sollen meine Kinder dann wohnen? Wir haben ja auch Nachbarn, das wäre viel zu gefährlich. Nein, sowas würde ich nie machen!", lässt der in der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien geborene Österreicher übersetzen. "Es geht ja nicht darum, ob Sie es gemacht hätten, Sie sollen es gegenüber Ihrem Sohn angedroht haben!", erklärt Christian Gneist, der Vorsitzende des Schöffengerichts. "Nein, das habe ich nie gesagt!", beharrt der Angeklagte. "Ihre Nachbarin hat das aber auch gehört!", hält der Vorsitzende M. vor. "Vielleicht hat sie das falsch verstanden. Ich spreche nicht so gut Deutsch", kann der Angeklagte nur mutmaßen.

"Angespannte psychische Situation"

Vorausgegangen war ein Ehestreit, eine Trennung der Beziehung stand im Raum. Selbst der Staatsanwalt gesteht dem 57-Jährigen zu, in einer "angespannten psychischen Situation" gewesen zu sein: Im Februar wurde der Bauarbeiter konjunkturbedingt entlassen, dann kamen die Beziehungsprobleme dazu.

Am Tattag, dem Ostersonntag, kehrte M. zunächst bei einer Tankstelle ein, trank einen Kaffee und klagte dem Bediensteten sein Leid. Anschließend füllte er einen Kanister mit exakt 7,38 Liter Benzin. "Ich habe nicht gefragt, was er damit machen will", erklärte der Tankwart bei der Polizei. Nun weiß man es: Der Angeklagte ging in die Kleingartensiedlung, verschüttete den Treibstoff im Obergeschoß des Gartenhauses und zündete ihn an. Er schrieb auch einen Abschiedsbrief und rief nach der Brandstiftung seinen Sohn an. "Ich habe ihm gesagt, er soll seiner Mutter, meiner Frau, sagen, dass ihr Gartenhaus brennt", berichtet der 57-Jährige.

Der auf Urlaub weilende Spross hatte bei der Polizei aber gesagt, sein Vater habe auch gedroht, in der Wohnung Feuer zu legen. Laut Polizei habe das auch eine Anrainerin der Gartensiedlung wahrgenommen. "Ich habe einen Knall gehört, drei Minuten später hat mich meine Schwester angerufen, dass es bei ihm brennt", schildert die Zeugin. Sie habe sich davon selbst überzeugt und den Angeklagten angerufen, um ihn zu informieren. "Und es tut mir leid, aber er hat gesagt: 'Ja, das war ich!'", kann es die Frau noch immer nicht ganz fassen. "Ich habe mir das einfach nicht vorstellen können!"

Nur vage Erinnerung

"Hat er sonst noch was gesagt?", will der Vorsitzende wissen. "Ja, er hat gesagt, dass er jetzt noch in den Zehnten (die Nummer des Wiener Gemeindebezirks Favoriten, Anm.) fährt", erinnert die Frau sich. "Um was zu machen?" – "Hat er nicht gesagt. Ich bin davon ausgegangen, er wollte zu seinem Sohn", erwidert die Zeugin. "Bei der Polizei haben Sie noch gesagt, er hat gesagt, er wird auch die Wohnung anzünden", hält Gneist ihr vor. Die Frau kann sich nicht mehr genau daran erinnern, es sei laut und chaotisch gewesen.

Um den Sohn einvernehmen zu können, wird schließlich auf den 16. August vertagt. (Michael Möseneder, 3.7.2024)