Geldscheine im Wert fantastischer Summen: "14. Millionen. Mark" von Else Blankenhorn.
Sammlung Prinzhorn, Universitätsklinikum Heidelberg

Else Blankenhorn begann 1908 zu malen, als sie im Schweizer Privatsanatorium Bellevue in der Nähe des Bodensees behandelt wurde. Innerhalb weniger Jahre entwickelte sie einen konsequenten Stil, der ihr umfangreiches Schaffen bestimmen sollte. Das Museum Gugging zeigt noch bis August eine 135 Arbeiten umfassende Retrospektive der deutschen Künstlerin, die sich schlussendlich gegen alle widrigen Umstände mit ihrer Kunst durchsetzen konnte.

Die Vorzeichen standen denkbar schlecht: Blankenhorn wurde 1873 in Karlsruhe geboren, 1899 kam sie zum ersten Mal ins Sanatorium, wo sie mit einer kurzen Unterbrechung bis zu ihrem Tod 1920 psychiatrische Behandlungen erhielt. Die Tochter eines großbürgerlichen Professors erhielt in ihrer Jugend eine umfassende musische und literarische Ausbildung, in ihren Bildern lassen sich Kenntnisse des Expressionismus, Symbolismus und der japanischen Kunst nachvollziehen. Ihre eigene Malweise hat etwas Unschuldiges, Naives – die Formen sind reduziert, die Pinselstriche energisch gesetzt, so als ob sie sich kaum Gedanken um Komposition gemacht hätte.

Ein nicht betiteltes Selbstbildnis Else Blankenhorns als Sängerin.

Kapitel gestrichen

Die Stärke ihres Werks liegt aber vor allem in den Geschichten, die es erzählt. Man sieht die Künstlerin wiederholt in einer Traumwelt, sie imaginiert sich als Operndiva oder Kaiserin an der Seite Wilhelms II. Dieser tritt immer wieder als Objekt der unerfüllten Sehnsucht, aber auch als sicherer Rückzugsort auf. Sie gestaltet Geldscheine im Wert fantastischer Summen, um "die Auferstehung verstorbener Liebespaare zu finanzieren", oder drückt anhand bedeutungsgeladener symbolischer Bildmotive ihr Innenleben aus.

Der deutsche Psychiater und Kunsthistoriker Hans Prinzhorn wollte Blankenhorn 1922 als einzige Frau in sein heute berühmtes Buch Bildnerei der Geisteskranken aufnehmen, strich ihr Kapitel aber kurzerhand wieder. 100 Jahre später widmete ihr die Sammlung Prinzhorn in Heidelberg erstmals eine Einzelausstellung: Die Schau in Gugging ist der erste Stopp einer Wanderausstellung, die 2022 in Heidelberg gezeigt wurde. (Caroline Schluge, 4.7.2024)