Wütende Zwerge sind nur ein Teil der Games-Tipps des STANDARD. Wir haben auch riesige Mechs, griechische Götter, fliegende Städte und Fußballdramen im Programm.
Ghost Ship Games

Sommerzeit ist Games-Zeit, und weil die großen Releases wie Space Marine 2 oder Stalker 2 bis September auf sich warten lassen, ist jetzt die ideale Gelegenheit, einige Spieleperlen nachzuholen. Diverse Summer-Sales auf den üblichen Spieleplattformen locken darüber hinaus mit günstigen Angeboten, und da kann schon einmal das eine oder andere Spiel in der Bibliothek landen, das sonst unter dem Radar geflogen und entfleucht wäre.

Außerdem spielt gefühlt ohnehin die halbe Welt gerade fast ausschließlich Helldivers 2, da kommt ein Tapetenwechsel ganz gelegen. Deshalb hat DER STANDARD einige Gaming-Schätze zutage gefördert, mit denen man viele schöne Stunden in lauen Sommernächten verbringen kann. Wir wünschen ganz viel Spaß mit unseren Empfehlungen der Sommer-Games.

"Mechabellum": Ein Tritt in den Blechhintern

Die Schlachten zwischen den Roboterarmeen werden von Runde zu Runde größer.
River Games/Paradox

Ein Autobattler – und noch dazu im Early Access? Das kann ja nichts werden. Doch, denn Mechabellum hat schon jetzt alle Zutaten für ein packendes Player-versus-Player-Erlebnis in sich vereint. Aber der Reihe nach: In Mechabellum lassen die Spielerinnen und Spieler ihre Roboterarmeen aufeinander los. Wer seine Einheiten besser positioniert hat und die Strategie des Gegners voraussagen kann, gewinnt.

Das mag simpel klingen, offenbart aber schon in Gefechten gegen den Computergegner eine erstaunliche Tiefe. Es geht nämlich nicht darum, möglichst dicke Roboter aufs Feld zu schicken. So mag der Gigant mit dem doppelten Flammenwerfer ideal sein, um Schwärme von kleineren Robotern zu zerlegen, gegen ein Luftschiff hat er aber keine Chance. Großverbände flinker Nahkämpfer hingegen machen von den Flanken aus Jagd auf Scharfschützen. Dazu kann man noch Energieschilde oder Raketenschilde auf dem Schlachtfeld platzieren oder Einheiten in den Rücken des Gegners teleportieren. Für all diese Überlegungen hat man genau 90 Sekunden Zeit, man muss also schon ziemlich genau wissen, wo die Stärken und Schwächen der eigenen Einheiten liegen. Ach ja, natürlich kann man seine Kampfroboter auch aufrüsten und ihnen neue Fähigkeiten verleihen, während die Uhr tickt.

Sind beide Spieler bereit oder läuft die Zeit ab, beginnt das Gefecht. Die Schlachten laufen vollautomatisch ab, man hat selbst keinerlei Einfluss mehr auf seine eigenen Einheiten. Die Mechs stapfen meist stur auf den nächsten Gegner zu und feuern ihre Waffen ab. Nun entscheidet sich, wer die bessere Aufstellung gewählt hat und die gegnerischen Einheiten am besten kontert.

Wer als Erster die beiden Energiestationen des Gegners zerstört, gewinnt. Dabei ist es egal, ob und wie viele Einheiten das Gegenüber noch auf dem Feld hat. Das wiederum führt dazu, dass man selbst Schwerpunkte bilden kann: Versucht man die gegnerischen Truppen so weit wie möglich zu ignorieren und ballt seine gesamte Schlagkraft auf einen Punkt, um möglichst schnell zur gegnerischen Basis durchzubrechen? Oder versucht man, auf breiter Front anzugreifen, um möglichst viele Einheiten zu zerstören?

Hat man all diese Fragen geklärt, beginnt die nächste Runde, wobei immer neue Einheiten dazukommen. Das führt dazu, dass die Gefechte immer größer und spektakulärer werden. Beide Spieler verfügen über einen Pool an Hitpoints, von dem am Ende der Runde Punkte für zerstörte eigene Einheiten oder Stationen abgezogen werden. Eine Partie endet, wenn ein Spieler keine Lebenspunkte mehr hat.

Eine Partie dauert etwa zehn bis fünfzehn Minuten. Zwischen den Spielen kann man seine eigenen Einheiten noch aufrüsten, und mit zunehmender Spielerfahrung schaltet man neue Fähigkeiten für die eigenen Bots frei. Nein, fad wird einem bei Mechabellum bestimmt nicht. Wer die Einarbeitungszeit auf sich nimmt und einen Tritt in den Blechhintern in den ersten Partien vertragen kann, dem steht ein sehr belohnendes Spielerlebnis bevor. Mechabellum kostet aktuell 8,– Euro.

"Deep Rock Galactic Survivor": Graben, schießen, sterben

Der Flammenwerfer des Drillers lässt sich auf sechs Strahlen aufwerten. Diese sind angesichts der Gegnerhorden auch dringend nötig.
Funday Games/Ghost Ship Publishing

Wer einen langen Sommerurlaub vor sich hat und richtig viel Zeit verschwenden möchte, dem sei Deep Rock Galactic Survivor empfohlen. Dabei handelt es sich um ein Standalone-Spin-off des populären Koop-Spiels Deep Rock Galactic. Anders als im großen (und übrigens sehr spielenswerten) Vorbild ist man aber nicht mit vier Zwergen in unheimlichen Minen voller feindlicher Kreaturen auf der Suche nach Gold und anderen wertvollen Metallen, sondern man wird als Einzelkämpfer in die Tiefe geschickt.

Ganz im Stil von Vampire Survivors oder Brotato wird der Zwerg aus der Isoperspektive durch die Bergwerke feindlicher Planeten gescheucht. Das Ziel: Rohstoffe ausbeuten und damit Upgrades für das eigene Arsenal kaufen. Zwar kann man natürlich auch seine Spitzhacke upgraden, aber es empfiehlt sich, das teuer erbeutete Gold eher in Schusswaffen, Elektrofallen, Handgranaten und Flammenwerfer zu investieren, denn die Gegner sind zahlreich, hungrig und gnadenlos. Wie bei diesen Rogue-like Shoot-'em-ups üblich, lässt jeder erledigte Gegner einen "Klumpen" mit Erfahrung fallen. Bei jedem Levelaufstieg darf man seinen Zwerg mit einer von vier zufällig ausgewählten Optionen hochleveln. Soll der bärtige Minenarbeiter schneller laufen, oder will man doch ein größeres Magazin für das Sturmgewehr?

Zur Auswahl stehen übrigens die vier bekannten Klassen Scout, Driller, Engineer und Gunner. Diese spielen sich alle sehr unterschiedlich: So kann sich der Driller nahezu ohne Verzögerung durch Gestein bewegen, während der Engineer stationäre Verteidigungstürme aufbaut. Der Scout ist mehr der Scharfschütze, und der Gunner setzt auf Dauerfeuer aus großkalibrigen Waffen. Alle paar Level bekommt man einen Schießprügel mit einzigartigen Eigenschaften dazu, wobei jeder Zwerg maximal vier Waffen tragen darf. Die Auswahl der Waffen und deren Schadensarten wollen natürlich wohl abgestimmt sein. Schließlich nützen dem Driller mit seinem Feuerschadensbonus Waffen mit Projektilschaden tendenziell eher weniger.

Am Ende jeder "Dive" genannten Spielrunde steht ein Boss, den man erst aus seinem Kokon locken muss, indem man möglichst viele seiner spinnenartigen Sprösslinge besiegt. Im Kampf gegen den Boss zeigt sich dann, ob der eigene Build auch wirklich ausgewogen ist. Mit gewonnenen Dives schaltet man neue Biome und Herausforderungen frei. Mit dem erbeuteten Gold kauft man permanente Upgrades für alle vier Zwerge. Dazu kommen noch Challenges, um neue Waffen freizuschalten, die sich darüber hinaus weiter aufleveln lassen. Bei Deep Rock Galactic Survivor gibt es immer etwas zu tun. Nach über 20 Stunden fühlt es sich immer noch so an, als hätten wir gerade an der Oberfläche gekratzt. Das liegt auch daran, dass Entwickler Funday Games seit dem Early-Accress-Release im Frühjahr regelmäßig Inhalte nachliefert. Um aktuell 7,50 Euro kann man da nicht viel falsch machen.

"EA Sports FC 24": Die EM nachspielen

EA Sports FC 24
Optisch begeistert das Spiel wie jedes Jahr, auch ohne das Wort "Fifa" im Titel.
EA

In diversen Stores im Angebot und kostenlos im Gamepass: das aktuelle Fifa, das nicht mehr Fifa heißt – EA Sports FC 24. Das im Vorjahr erschienene Fußballspiel hat vor einigen Wochen einen EM-Modus spendiert bekommen, wo man das reale Turnier virtuell nachspielen kann. Egal ob Gruppenspiele oder ein vorgezogenes Finale – alle Mannschaften der EM 2024 stehen im Spiel zur Verfügung. Beeindruckend, dass die meisten Spieler, auch die österreichischen, ihren realen Vorbildern zum Verwechseln ähnlich sehen.

Was die Qualität des Spiels betrifft, hat es Tester Fabian Schmid zum Release auf den Punkt gebracht: Fifa-Fans bekommen also bei EA Sports FC alles, was sie erwarten – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Nach dem Ausscheiden der österreichischen Nationalmannschaft ist natürlich die Frage, ob noch viele Menschen hierzulande die Geschichte im Spiel umschreiben wollen. Aber es ist in jedem Fall schön, diese Möglichkeit zu haben.

Aus der Hölle: "Hades" und "Hades 2"

Hades 2
"Hades 2" ist leider noch nicht für Konsolen erhältlich.
Supergiant Games

Wer Hades noch nicht besitzt oder gespielt hat, der sollte es schnellstmöglich nachholen. Der fordernde Action-Titel holte sich im Jahr 2020 mehrere "Spiel des Jahres"-Auszeichnungen und hat in der Zwischenzeit wenig an Glanz verloren. Das System der Rogue-like-Spiele sagt sicher nicht jedem zu, muss man doch das Ableben seines Helden miteinkalkulieren, die witzige Aufmachung und das präzise Gameplay sorgen allerdings dafür, dass man gern noch einen Versuch startet. Zudem ist das Spiel in den meisten Shops mittlerweile sehr günstig zu haben, um etwa zehn Euro, damit man auch als Skeptiker einfach einmal reinspielen kann.

Anfang Mai ist überraschend Teil zwei von Hades erschienen, leider aktuell nur im Early Access auf Steam. Für rund 30 Euro bekommt man dennoch eine bereits sehr fertig wirkende und konsequente Fortsetzung des hochgelobten Vorgängers. Eine neue Spielfigur, einige neue Mechaniken und eine etwas aufpolierte Optik qualifizieren Hades 2 bereits jetzt dafür, ein sommerlicher Stundenfresser zu sein. Wann das Spiel aus dem Early Access rutscht beziehungsweise für Konsolen erscheint, wollte Entwicklerstudio Supergiant Games noch nicht verraten. Optimisten rechnen aber mit einem Release Ende des Jahres. Wer also seine Daumen zum Spielen benötigt, drückt diese bis dahin bitte wund!

Für Schnee im Sommer: "NieR: Replicant ver.1.22474487139"

Eine verfallene Welt begegnet einem auch im "NieR: Automata"-Vorgänger.
Square Enix

"Um seine Schwester Yonah zu retten, die an der fatalen Runenpest erkrankt ist, begibt sich der Protagonist mit Grimoire Weiss, einem seltsamen, sprechenden Buch, auf die Suche nach den Versiegelten Versen." Keine Zusammenfassung ist irreführender als die des NieR: Automata-Vorgängers.

Nein, in NieR: Replicant ver. √1,5 geht es nicht darum, eine weitere Prinzessin zu retten. Am Ende wird nicht alles gut. Wer bereits NieR: Automata gespielt hat, kann verstehen, was Creative Director Yoko Taro bewirken will. Er behauptet, durch seine Arbeit verstehen zu wollen, was Leute zu Taten wie 9/11 bewegt, und kommt zu folgendem Schluss: Man muss nicht verrückt sein, um schreckliche Taten zu begehen, sondern nur glauben, das Richtige zu tun.

Dieses Thema zieht sich durch das ganze Spiel – das Automata in Sachen Gameplay unterbietet. Das ist unter anderem dem 2010 erschienenen Original geschuldet, das damals kein großes Budget hatte. Das Versionsupgrade von 2021 (so nennt Square Enix die Mischung aus Remake und Remaster) bügelt immerhin die meisten Unebenheiten aus. Wer es durch zahlreiche Fetch-Quests und unnötiges Hin- und Herlaufen schafft, wird am Ende (es gibt fünf davon) belohnt – mit komplexen Gefühlen und zumindest einem Tag Nachdenklichkeit. Wer NieR: Automata gespielt hat und bis Ende E durchgehalten hat, muss unbedingt NieR: Replicant nachholen. Eine dermaßen brillante Story findet man jenseits der anderen NieR-Spiele nirgends.

Demo-Tipp: "Airborne Empire"

Oh weh, fiese Luftpiraten greifen die schöne fliegende Stadt an!
The Wandering Band

Bei Airborne Empire muss man eine fliegende Stadt aufbauen, sich gegen fiese Luftpiraten wehren und gleichzeitig bei Städten und Siedlungen auf der riesigen Landkarte Sympathiepunkte sammeln. Letzteres ist ungemein wichtig, denn wie sich herausstellt ist eine fliegende Stadt auf Ressourcen und Hilfe vom Boden aus angewiesen. Wer hätte das gedacht?

Airborne Empire hebt sich vom üblichen Städtebauspiel deutlich ab: Der Platz auf dem eigenen Luftfahrzeug ist eng begrenzt, außerdem bringt jedes zusätzliche Gebäude mehr Gewicht mit und drückt insgesamt das Flugtempo der Stadt. Gleichzeitig muss man Lasten möglichst fein austarieren, damit die Stadt in den Wolken nicht Schlagseite bekommt und am nächsten Felsen zerschellt. Zudem muss man in Tavernen und Städten Arbeiter rekrutieren, die dumm genug sind, ihr Zuhause auf dem Boden für einen Knochenjob in einer fliegenden Stadt aufzugeben.

Die Abläufe und Produktionsketten sind genretypisch, nur dass Holzfäller eben nicht zu Fuß in den Wald gehen, um dort wichtiges Bauholz zu beschaffen, sondern sich im Sturzflug in klapprigen Mini-Flugzeugen auf die Ressourcen stürzen. Vor allem Kohle, Wasser und Nahrung sind heißbegehrte Güter, gehen diese während einer längeren Fahrt zur Neige, weil die Route nicht sorgfältig genug geplant wurde, kann es mit der eigenen Stadt sehr schnell buchstäblich bergab gehen.

Ein knallhartes Survival-Spiel ist Airborne Empire aber deshalb noch lange nicht, das Spieltempo läuft eher im gemächlichen Rahmen ab, und üblicherweise hat man genug Zeit, einen Fehler zu korrigieren. Das mag manchen vielleicht ein wenig zu gemächlich ablaufen, aber das ist Geschmackssache. Für eine gemütliche Partie nach einem anstrengenden Sommertag im Freibad ist das Spiel von The Wandering Band genau das Richtige. Und das Beste: Die extrem umfangreiche Demo kostet nicht einmal etwas. (Alexander Amon, Jakob Sapototzky, Peter Zellinger, 4.7.2024)