Mit dem Magazin Zimt will das Team rund um Jana Reininger und Karina Grünauer eine Lücke füllen, Menschen mit psychischen Belastungen und deren Umfeld in den Fokus rücken. Auf der Website finden sich Porträts von Betroffenen, Recherchen zu Krankheitsbildern und Meinungselemente. Im Footer ist das Logo der Wirtschaftsagentur Wien eingebettet. Der Grund: Zimt erhielt über die Medieninitiative Wien Förderungen aus dem Stadtbudget.

"Es ist eine super Gelegenheit, aus einer Idee ein Medienunternehmen wachsen zu lassen", erklärt Grünauer. In der Startphase ihres Magazins habe die Förderung der Stadt Wien einen Teil der Kosten gedeckt und eine freiere Planung ermöglicht. Ab 2019 unterstützte die Medieninitiative Wien 226 Projekte mit insgesamt rund 8,4 Millionen Euro. Bis 31. Juli läuft die neunte Einreichungsrunde. "Wir glauben, sie war schon oft eine Geburtshelferin", sagt Uschi Kainz von der Wirtschaftsagentur Wien, welche die Förderungsanträge abwickelt.

Laut Kainz ist das Wiener Medienangebot in den vergangenen fünf Jahren merkbar bunter geworden: "Was da Unterschiedliches aufgepoppt ist, hat uns sehr überrascht." Im Fokus stehen Projekte zu Klimaschutz, Diversität und digitaler Transformation. Die Initiative habe bisher etwa 20 Millionen Euro an Investments ausgelöst und 820 neue Arbeitsplätze ermöglicht. "Die Stadt soll natürlich etwas davon haben", so Kainz. Anders als bei klassischen Subventionen müssen die Einreicherinnen und Einreicher einen Teil selbst investieren. Denn der Anteil des Fördergelds für Projekte – die Förderquote – liegt zwischen 45 Prozent für bestehende und bis zu 75 Prozent für neue Unternehmen. Ein Sitz in Wien ist Voraussetzung für die Zusage.

Wechselnde Jury aus Medienfachleuten

Die Medieninitiative teilt sich in zwei Förderschienen: "Medienstart" richtet sich an junge Journalistinnen und Journalisten sowie neu gegründete, kleinere Unternehmen. Bis zu 10.000 Euro sollen den Beginn erleichtern. Das betreffe rund 40 Prozent der Projekte, so Kainz: "Das ist auffällig und zeigt, da bewegt sich was." Die rund 1,4 Millionen Euro Starthilfe erhielten bis dato neben Zimt etwa My Giulia, die "Plattform für Optimist*innen" von Christina Kaiser, oder das inklusive Medienhaus Andererseits. Sieben Millionen Euro flossen in den vergangenen fünf Jahren über die zweite Schiene: Die "Medienprojekt"-Förderung stellt für bestehende Medien bis zu 100.000 Euro für neue Angebote bereit. Auch die "Größeren" profitierten davon, zum Beispiel die Theaterveranstaltung Falter Arena, das Themenmagazin Voices of Europe der Presse oder die Podcastplattform des STANDARD.

Welche Einreichungen tatsächlich Anspruch auf das Geld haben, entscheidet eine wechselnde Jury aus Medienfachleuten. "Wir vergeben nichts freihändig. Bei größeren Projekten haben wir immer eine externe Jury", so Kainz. Für einen breiten Blick auf die besten Projekte brauche es ein diverses Team mit unterschiedlichen Hintergründen und Blickpunkten. "Bei der Besetzung der Jury gehen wir über die Landesgrenzen hinaus", sagt Kainz. In der aktuellen Zusammensetzung sind unter anderem die Journalismusprofessorin Henriette Heidbrink von der Hochschule Darmstadt oder Leonard Novy, Direktor des Instituts für Medien- und Kommunikationspolitik in Köln, vertreten. Über die Grenzen hinaus gelte die Wiener Medieninitiative als "Vorzeigeprojekt – das gibt es sonst nirgends in dieser Form", so Kainz.

Donnerstagabend findet die
Donnerstagabend findet die "Lange Nacht des Journalismus" der Wiener Medieninitiative statt.
Medieninitiative Wien

Bietet Netzwerk und Weiterbildung

Wer mit seinem Projekt bei der "Medienprojekt"-Förderung teilnimmt, muss Schulungen im "Lab" der Wiener Medieninitiative besuchen, das vom Forum Journalismus und Medien (FJUM) durchgeführt wird. Auch für "Medienstart" werden Workshops angeboten, in denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer geschäftliches Wissen erlangen und Kontakte knüpfen können. Grünauer von Zimt hebt hervor, sie habe so "mit den anderen aus dem Dunstkreis" reden, "von den alten Hasen lernen" können. Ein Kurs zum Thema Audio-Interviews habe ihnen sehr bei der Entwicklung ihres Podcasts geholfen, der für Herbst geplant sei.

Nachdem Zimt im Sommer 2021 "Medienstart" zugesagt worden war, folgte 2023 die "Medienprojekt"-Förderung. Diese war zentral für die Realisierung des ersten Zimt-Printhefts, das Ende Juni erschien. Grünauer unterstreicht, die Medieninitiative sei wichtig für den Aufbau eines Mediums. "Nachher gibt es aber weiter einen Berg an Kosten. Um die Magazinlandschaft vielfältig zu erhalten, ist es wenig", so Grünauer.

Projekte zeigen sich kreativ auf der Bühne

Zum ersten Mal findet am Donnerstagabend die "Lange Nacht des Journalismus" der Wiener Medieninitiative im Volkskundemuseum statt. Dort präsentieren sich einige der eingereichten Projekte auf kreative Weise. Journalist Thomas Seifert wird tanzend Kriegsberichterstattung erklären, Der Achte bringt Bezirksbewohnerinnen und Bewohner auf die Bühne, der Fact-Checking-Kanal Bait lädt zum "Fakt oder Fake"-Quiz. Zu Gast sind außerdem Pia Stendera und Lena von Holt (Boys Club - über Macht und Missbrauch in den Medien) sowie Yilmaz Gülüm und Faris Rahoma (ORF-Report: "Wiens Miet-Mafia", ausgezeichnet mit dem Robert-Hochner-Preis 2024). (Felix Neumann, 3.7.2024)