An der WU gibt es bei allen Bachelorstudien Aufnahmetests. Beim Jus-Studium gibt es fast dreimal so viele Bewerber wie Plätze, viele haben sich allerdings auch am Juridicum der Uni Wien parallel beworben.
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Die allerletzte Prüfung an der Schule ist noch nicht einmal einen Monat her, da steht für zahlreiche Maturantinnen und Maturanten schon der nächste wichtige Test an. Denn Anfang Juli steigt nicht nur der österreichweite Medizinaufnahmetest, auch für die sehr rege nachgefragten Bachelorstudien an der Wirtschaftsuni (WU) Wien finden dieser Tage schriftliche Zugangsprüfungen statt.

Kommenden Dienstag ist es in Wirtschaftsrecht, dem Jus-Studium an der WU, so weit: Mehr als 2200 Personen sind – gegen eine Teilnahmegebühr von 50 Euro – angemeldet, um einen der 870 Studienanfängerplätze zu ergattern. Abgeprüft werden deutsches Sprachverständnis und juristische Basiskenntnisse.

Realistisches Bild im Vorfeld

"Wir schicken ungern jemanden weg, der oder die bei uns gern studieren möchte", sagt der zuständige WU-Studienprogrammdirektor Martin Spitzer. Doch da die Kapazitäten nun einmal begrenzt seien, versuche die WU, den Interessierten im Vorfeld eine möglichst faire Vorbereitung zu bieten. "Wir wollen verhindern, dass unser Aufnahmeverfahren sozial selektiv ist. Es soll keine private Kursindustrie zur Testvorbereitung entstehen, die sich nur die Kinder wohlhabender Eltern leisten können", erklärt er.

Das Verfahren beginnt im Frühjahr mit einem sogenannten Online-Self-Assessment, das ohne Benotung auskommt und zunächst einmal nur dazu dient, den Kandidatinnen und Kandidaten ein realistisches Bild von Inhalt und Aufbau des Studiums zu vermitteln. "Manche merken schon dabei, dass ihnen Jus wohl doch nicht so taugt", berichtet Spitzer: "Diese Erkenntnis hilft allen Seiten, weil sie dann kein Studium beginnen, das sie später höchstwahrscheinlich erst recht abbrechen würden, weil es ihnen das Thema keinen Spaß macht."

An den Ort Universität gewöhnen

Besonders bewährt habe sich zudem die Idee eines freiwilligen Lernwochenendes, das heuer wieder von Freitag bis Sonntag am Campus veranstaltet wird und gratis ist. Uni-Assistenten, Professorinnen und Studierende aus höheren Semestern sind vor Ort, vermitteln den juristischen Stoff, unterstützen die Teilnehmenden beim Lernen und gehen mit ihnen Musterbeispiele durch.

Abgesehen vom inhaltlichen Lerneffekt habe das Wochenende auch eine psychologische Funktion, meint Spitzer: "Viele haben eine Uni noch nie von innen gesehen und sind ein bisschen überwältigt, wenn sie das erste Mal hereinkommen. Es ist gut, wenn sie sich schon ein paar Tage vor dem Test in Ruhe mit der Atmosphäre am Campus vertraut machen können, dann sind sie beim Test gleich nicht mehr so nervös." Mittlerweile reisten viele Kandidaten von außerhalb Wiens extra ein paar Tage früher in die Stadt, um beim Lernwochenende mitzumachen.

Ein gewisses Manko hafte allen Aufnahmeverfahren an, räumt der WU-Professor ein: Die Registrierung für den Test ist schon im Frühjahr notwendig, knapp ein halbes Jahr vor dem Studienbeginn, während noch die Matura die Schülerköpfe dominiert: "Bei einer derart langen Vorausplanung sind erfahrungsgemäß oft auch die Eltern dahinter. Für Jugendliche aus Familien ohne akademischen Bezug ist das mitunter ein Nachteil, weil sie die Anregung oder Informationen nicht rechtzeitig mitbekommen." (Theo Anders, 4.7.2024)