Raketenstart am Kosmodrom in Baikonur, Kasachstan. Neue Infrastruktur am Weltraumbahnhof Wostotschny im Osten Russlands, an der Grenze zu China, soll für die nationale Raumstation Ros (oder Ross) kommen.
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Die Kooperation auf der internationalen Raumstation ISS neigt sich langsam, aber sicher dem Ende zu. Mehr als 25 Jahre ist das Projekt alt, was nicht nur bedeutet, dass die Raumstation allmählich komplett ersetzt werden muss. Der Angriffskrieg gegen die Ukraine brachte das Zerwürfnis zwischen Russland und Europa sowie den USA, die fortan im All lieber getrennte Wege gehen wollen. Man könnte sagen: Die Luft ist raus – nicht nur wortwörtlich, da das russische Modul der ISS aus einem seit 2019 bekannten Leck weiterhin an Luft verliert.

Ursprünglich wollte sich die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos schon mit Ende der Vertragslaufzeit bis 2024 abkapseln. Das war dann doch zu rasch, bis 2028 ist sie weiter an der ISS beteiligt. Wie die Behörde am Dienstag mitteilte, will sie aber 2027 mit dem Aufbau der sogenannten Russischen Orbitalstation (Ros oder Ross) beginnen. In diesem Jahr werde das erste Modul der Anlage ins All gebracht. Bis 2030 soll der Kern der Station demnach fertig sein. Dieser besteht aus vier Einheiten; einem Modul für Forschung und Energieversorgung sowie einem Schleusen-, einem Basis- und einem universellen Verbindungsmodul.

In schlechter Verfassung

Die Erweiterung von Ros sei von 2031 bis 2033 durch den Anschluss von zwei weiteren Baueinheiten geplant. Roskosmos-Chef Juri Borissow begründete den von ihm abgesegneten Zeitplan mit der schlechten Verfassung der ISS. "Sie wissen alle selbst ganz gut, in welchem Zustand die ISS ist. Und das Wichtigste: Wir dürfen keine Pause in unserer bemannten Raumfahrt zulassen", sagte er bei der Abzeichnung des Zeitplans.

Roskosmos-Chef Juri Borissow sieht für die Zukunft der alten ISS rot.
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Ursprünglich sollte die ISS bereits versenkt werden. Die Betriebszeiten wurden aber mehrfach verlängert. Derzeit soll sie bis mindestens 2028 auf ihrer Erdumlaufbahn bleiben. Die US-Weltraumagentur Nasa und die europäische Esa haben in der Vergangenheit zudem ihr Interesse an einem Weiterbetrieb danach bekundet, wie auch Russland, doch nach dem Krieg in der Ukraine änderte sich die Lage drastisch. Sowohl Europa und die USA als auch Kanada und Japan wollen die ISS noch bis 2030 betreiben.

Zerstörung der ISS

Das russische Raumfahrtprogramm beschränkt sich nach Angaben Borissows nicht auf den Aufbau der Ros, sondern sieht auch die Schaffung der dazugehörenden Infrastruktur mit dem Weltraumbahnhof Wostotschny, neuen Trägerraketen und Raumkapseln vor. Verträge zum Bau und der Erprobung der Raketen seien nun unterzeichnet worden, teilte Roskosmos mit. Insgesamt will Russland umgerechnet gut sechs Milliarden Euro in den Aufbau der Station investieren. Dabei werde auch Künstliche Intelligenz zum Einsatz kommen, kündigte der Chefkonstrukteur der Ros, Wladimir Koschewnikow, an.

Derweil gibt es auch Pläne für das Fortsetzen der europäischen und US-amerikanischen astronautischen Arbeit im All. Wie im Vorjahr beim Esa-Weltraumgipfel in Sevilla bekanntgegeben wurde, soll das Ziel dafür die private Raumstation Starlab sein. Der Start des Aufbaus ist für 2028 veranschlagt, die neue Raumstation wird von Voyager Space und Airbus entwickelt. Und das Ende der ISS? Sie soll neuen Berichten zufolge von einem Space-X-Raumschiff abgeschossen und zerstört werden, nachdem die letzten Astronautinnen und Astronauten von Bord gegangen sind. (sic, APA, 2.7.2024)