Hinter der schmucken Fassade mancher alter Mietshäuser spielen sich unschöne Szenen ab. Stadtbekannte Vermieter wollen ihre Mieterinnen und Mieter loswerden, indem ihnen das Leben schwer gemacht wird – etwa durch den langsamen Verfall des Hauses, ewige Baustellen, Rattenplagen oder andere Schikanen, DER STANDARD hat berichtet. Das Ziel: Die Häuser werden häufig, sobald sie leerstehen, saniert und in teure Eigentumswohnungen umgewandelt – oder abgerissen und durch hochpreisige Neubauwohnungen ersetzt. Vonseiten der Stadt werde zu wenig gegen diese "Horrorhäuser" unternommen, so lautete der Vorwurf der Wiener Grünen bei einem Pressegespräch am Dienstag, bei dem ein runder Tisch mit allen Verantwortlichen gefordert sowie Maßnahmen gegen die Spekulation mit Häusern präsentiert wurden.

Bröckelnde Fassade, aufgebrochene Briefkästen, Rattenplage und andere Gemeinheiten: In manchem Wiener Zinshaus geht es unschön zu.
Elke Mayr / WirtschaftsBlatt / p

Judith Pühringer, Parteivorsitzende der Grünen Wien, berichtete von einem Haus im fünften Bezirk, in dem vor etwa vier Jahren das Dach entfernt wurde und das seither nur noch durch eine Plastikplane geschützt wird. Es gebe Wasserschäden und Schimmel, "das sind Wohnungen, die unbewohnbar sind", und dennoch würden solche Wohnungen teils um viel Geld vermietet. Auch im vierten Bezirk lasse ein Immobilienbesitzer ein bewohntes Haus verwahrlosen, um eine wirtschaftliche Abbruchreife zu erlangen und das Haus abreißen zu können.

Zwar wurde der Abbruch alter Häuser in Wien in den letzten Jahren erschwert. Die Zahl der Abbruchbewilligungen von Altbauten wegen wirtschaftlicher Abbruchreife sei aber weiterhin hoch, kritisieren die Grünen: 21 solcher Bewilligungen gab es im Vorjahr, für heuer sind es bereits 36.

Rund 100 Häuser

Die erwähnten Häuser im vierten und fünften Bezirk seien aber nur die Spitze des Eisbergs, betonte Georg Prack, Wohnbausprecher der Grünen Wien, der von rund hundert solcher "Horrorhäuser" in Wien ausgeht. Es brauche "volle Härte gegen Eigentümer, die Mietern das Leben zur Hölle machen". Daher fordert er, dass die Stadt ihre bestehenden rechtlichen Möglichkeiten besser ausschöpft. Bei Häusern von Eigentümern, die Sanierungen unterlassen, könne eine Zwangsverwaltung beantragt werden, dafür brauche es eine städtische Abwicklungsgesellschaft. Das Haus könne dann im Auftrag der Stadt saniert werden und erst dann an den Eigentümer zurückgehen, wenn die Arbeiten auch abbezahlt sind.

Weiters wünschen sich die Grünen einen Fonds, der mit 50 Millionen Euro dotiert ist. Damit sollen private Zinshäuser aufgekauft werden, um die Wohnungen in Gemeindewohnungen umzuwandeln. Derzeit lasse die Marktsituation solche Ankäufe zu, ist Prack überzeugt, finanziert werden könne der Fonds beispielsweise mit einer Leerstandsabgabe. Auch eine Aufstockung der Baupolizei und der Schlichtungsstelle sowie des Altstadterhaltungsfonds sei notwendig. Und auch die Strafen für den Abriss eines Gebäudes ohne Bewilligung müssten von derzeit maximal 300.000 auf 750.000 Euro in die Höhe geschraubt werden, um eine abschreckende Wirkung zu haben. (Franziska Zoidl, 2.7.2024)