Das eigentliche Motiv unscharf, ein Gesicht auf dem Gruppenfoto unpässlich oder einfach zu dunkel fotografiert: Gerade im Urlaub ist es ein Ärgernis, wenn man unüberlegt die schönsten Momente einfangen will und sich zu Hause dann über die Ergebnisse ärgert.

Die folgenden fünf Tipps sollen deshalb dabei helfen, dass die Urlaubsfotos zumindest so gut werden, dass man sie bedenkenlos auf Whatsapp an Familie und Freunde schicken kann – ohne peinliche "Bitte, wos hostn do scho wieda fia an Bledsinn fotografiert?"-Rückfragen zu erhalten. Wie bei allen Guidelines gilt: Diese Tipps stellen nicht die letzte Weisheit dar und sind nur eine Empfehlung aus der fotografischen Erfahrung des Autors. Wer schon immer anders fotografiert hat und damit beste Ergebnisse erzielt hat, kann natürlich weiterhin so knipsen, wie er beziehungsweise sie will. Es führen ja bekanntlich viele Wege zum Ziel.

1. Linse putzen

Sonnencreme, Sand und Eis sind die perfekten Zutaten für klebrige Finger und somit auch Fingerabdrücke auf der Kameralinse (vor allem bei Smartphones). Spätestens dann, wenn man sich wundert, dass die Fotos schon in der Kamera-App so aussehen, als wäre ein schlechter Insta-Filter darübergelegt, sollte man tunlichst einen Blick auf die Rückseite des Smartphones werfen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Linsen verschmiert sind, ist (vor allem im Urlaub) relativ hoch. Somit ist es empfehlenswert, vor dem Fotografieren das Handy einmal irgendwo abzuwischen – vielleicht nicht gerade am Handtuch, in das man kurz zuvor die Hände nach dem Eincremen gewischt hat. Das T-Shirt tut's auch, noch besser ist das Brillenputztuch des Partners oder der Partnerin.

Dreckige Handykamera
Die Spurensicherung freut sich über solche Fingerabdrücke, Fotografen und Fotografinnen eher weniger.
Christian Lendl

2. Raster aktivieren

So ziemlich jedes halbwegs moderne Smartphone bietet in den Kameraeinstellungen die Möglichkeit, ein Raster einzublenden (zumeist ein 3-×-3-Raster). Dieses Raster kann dabei helfen, die Drittelregel (quasi eine Vereinfachung des goldenen Schnitts) anzuwenden und Linien im Bild bzw. Bildkomponenten (Horizont, Bäume, Menschen, Straßen etc.) am Raster auszurichten. Diese Regel hat sich in den letzten 150 Jahren der Fotografie entwickelt und hilft in vielen Fällen, ein für die Betrachter:innen visuell ansprechenderes Ergebnis zu erhalten. Das heißt natürlich nicht, dass ab sofort zwingend alle Linien genau mit dem Raster übereinstimmen müssen. Aber bei einem Großteil der üblichen Urlaubsmotive hilft das Raster ungemein, ein stimmigeres Bild zu erzeugen. Zusatztipp: Lieber nur ein Drittel des Bildes mit Himmel ausfüllen (d. h. den Horizont auf die obere Linie setzen), das Interessante passiert ja meist darunter. Zu viel Himmel auf dem Bild ist in den allermeisten Fällen nämlich genau eines: fad.

Foto-Tipps
Das Raster kann helfen, wichtige Bildelemente (in diesem Fall: den Horizont und den Rettungsschwimmer-Turm) zu positionieren.
Christian Lendl

3. Zeit nehmen, stehen bleiben

Im Gehen "aus der Hüfte" geschossene Bilder gehörten meist zu der eher entbehrlichen Sorte. Gerade, wenn man seinen Liebsten die Schönheit des Urlaubsorts auf visuellem Wege vermitteln will (und die Text-Bild-Schere zu "Es is so schee do!" möglichst klein bleiben soll), ist es empfehlenswert, sich einen Moment Zeit zu nehmen, um die Szenerie festzuhalten. Das heißt: stehen bleiben, Linse checken (siehe Punkt 1) und überlegen, was man eigentlich genau fotografieren will. Beim Fotografieren empfiehlt sich ein fester Stand auf beiden Beinen – von akrobatischen (Kletter-) Aktionen sei hier eher abgeraten, diese landen dann oft in (zugegeben sehr lustigen) Fail-Video-Compilations auf Instagram. Auch hat die Verwendung beider Hände beim Fotografieren eine positive Auswirkung auf das Ergebnis: Nicht nur, dass die Wahrscheinlichkeit sinkt, dass das hochgeliebte Handy herunterfällt und in den Untiefen von Kanaldeckeln, Schluchten o. Ä. fällt, auch das Einrichten des Bildmotivs (siehe Punkt 2) sowie die Feinjustierung der Kamera (siehe Punkt 5) sind mit zwei Händen wesentlich einfacher. Und man kommt dem "echten" Fotografieren mit einer großen Kamera näher.

Foto Tipps
Diese Handhaltung ist nicht sehr empfehlenswert!
Christian Lendl

4. Auf den richtigen Moment warten

Viele Motive können durch das Hinzufügen oder Wegfallen von visuellen Details ihre Wirkung auf die Betrachter:innen gänzlich ändern. Der einfachste Fall ist jener, wenn einem genau im Moment des Fotografierens jemand vor die Linse latscht und das Motiv verdeckt. Oftmals zahlt es sich aus, etwas zuzuwarten, ob sich die zu fotografierende Szenerie nicht noch etwas verändert – etwa ob sich diese eine Person noch drei Meter nach links bewegt und man einen menschenleeren Strand hat oder ob das Segelboot noch so weit nach rechts fährt, dass dessen Mast genau mit dem 3-×-3-Raster übereinstimmt. Um den Moment nicht zu verpassen, ist es auch immer gut, mehrere Fotos zu machen. Dies gilt sowohl bei sich bewegenden Motiven als auch bei Menschen. Gerade, wenn mehrere Menschen abgebildet sind, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass irgendjemand gähnt, die Augen zu hat oder in anderer Form unvorteilhaft aussieht. Somit: je größer die Gruppe, desto mehr Fotos!

Foto-Tipps
Das Feuerwehrauto hat sich schon von weitem angekündigt, erst in unmittelbarer Nähe wurde dann der Auslöser (mehrfach) betätigt.
Christian Lendl/unsplash

5. Fokussieren und Helligkeit anpassen

Sowohl iPhones als auch Android-Smartphones bieten die Möglichkeiten, sowohl den Fokuspunkt anzupassen als auch die Bildhelligkeit zu adjustieren. Mittels Tap-to-Focus kann ganz einfach das Bildelement angetippt werden, auf das die Kamera scharfstellen soll. Dies ist auf dem Bildschirm durch einen gelben Rahmen (an der Stelle, wo hingetippt wurde) ersichtlich. In den allermeisten Fällen wird hierbei auch gleichzeitig die Bildhelligkeit automatisch angepasst. Für den Fall, dass hier die Automatik nicht das gewünschte Ergebnis liefert, kann über das kleine Sonnensymbol rechts neben dem Rahmen (hinaufschieben = heller; hinunterschieben = dunkler) die Bildhelligkeit angepasst werden.

Foto-Tipps
Links: Fokussierung auf die Palme und Anpassung der Helligkeit durch Verschieben des Sonnensymbols. Rechts: Zusätzlich dazu noch Aktivierung der „AE/AF-Sperre“ durch langes Tippen.
Christian Lendl

Dies ist vor allem bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen (z. B. Personen im Schatten mit hellem Hintergrund oder Abendstimmung mit heller Straßenbeleuchtung) von Vorteil und erspart eine mühsame Nachbearbeitung. Generell gilt ja: Je mehr schon beim Fotografieren selbst richtig gemacht wurde, desto weniger Nachbearbeitung ist notwendig. In diesem Zusammenhang ist auch der sogenannte Focus Lock erwähnenswert: Tippt man ein Bildelement an und bleibt dann einige Sekunden mit dem Finger darauf, so werden der Fokus und die Belichtungsmessung "gelockt" (der Infotext "AE/AF-Sperre" wird eingeblendet) und werden nicht mehr geändert, bis neu fokussiert wird. Dies ist vor allem für Szenerien hilfreich, in denen sich viele sich bewegende Elemente oder unterschiedlich helle Bereiche befinden. (Christian Lendl, 3.7.2024)