Nyobolt
Das hier zu sehende Sportauto ist das erste, das mit der Schnellladebatterie ausgestattet wurde.
Nyobolt

Es ist der Traum der E-Mobilität: schnelles Laden. Nicht umsonst wird deshalb regelmäßig von neuen Rekorden berichtet, die lange Ladestopps unnötig und somit das Reisen – vor allem in der Urlaubszeit – auch zu weit entfernten Destinationen attraktiv machen. Das englische Start-up Nyobolt reiht sich jetzt in die Riege jener ein, die bei diesem Wettrennen erfolgreich mitmachen. In einer Live-Demonstration zeigt das Start-up, wie der Akku eines Sportwagens von zehn auf 80 Prozent in unter fünf Minuten geladen wird.

Vier Minuten 37 Sekunden

Es ist dieser magische Bereich, von dem viele Batteriehersteller reden: die Ladezeit bis 80 Prozent. Warum? Weil ab 80 Prozent die Ladegeschwindigkeit sinkt und damit mehr Strom und Zeit frisst als bis zu ebendieser Grenze. Wenn also ein Hersteller sagt, er lädt einen Akku in unter fünf Minuten voll auf, dann kann man davon ausgehen, dass er zumindest von einer Ladung bis 80 Prozent der Maximalkapazität spricht. So auch Nyobolt bei der eben erwähnten Präsentation. Vier Minuten und 37 Sekunden dauerte der Ladevorgang. Um die knapp fünf Minuten in Relation zu setzen: Ein Tesla Supercharger braucht für diesen Ladebereich in etwa 15 bis 20 Minuten.

"Es ist wirklich wichtig, eine Technologie zu entwickeln, die es den Menschen ermöglicht, ein E-Auto genauso schnell zu laden, wie es derzeit braucht, um einen Verbrenner zu tanken", erklärte Paul Shearing, Professor für nachhaltige Energietechnik an der Universität Oxford, der BBC. Die Angst vor einer fehlenden Reichweite würde aktuell viele Menschen davon abhalten, in ein E-Auto zu investieren. Das würde laut Shearing die Dringlichkeit betonen, schnell eine Lösung für dieses Problem zu finden. Wirklich jeder würde schnelleres Laden bevorzugen.

Für die Demonstration wurde ein Fahrzeug verwendet, das eigens dafür designt wurde und das zwei Tage lang Runden auf einer Teststrecke in Bedford drehte. 120 Kilometer weit kam der Sportwagen mit der fünf Minuten Ladung. Immer wieder kam es zu kleineren Problemen, etwa einem Gebrechen des Kühlungssystems.

Einer der Gründer, Sai Shivareddy, bezeichnete das Event als "großen Meilenstein für die E-Mobilität". Eigene Autos wolle man beim Start-up aber nicht bauen, wurde vor den geladenen Gästen verkündet. Man werde mit mehreren Autoherstellern sprechen und bereits in den nächsten zwölf Monaten "in kleinem Umfang" die von Nyobolt produzierten Batterien verbauen. Für das Laden benötigt es allerdings 350-kW-Schnellladestationen, die in den wenigsten Ländern zum aktuellen Standard gehören.

Rennen um die schnellste Ladung

Die Relevanz von schnellerem Laden ist der Branche durchaus bewusst. Im Vorjahr präsentierte Toyota eine Batterie, die in zehn Minuten geladen war und danach eine Reichweite von 1200 Kilometern bot. Doch viele Expertinnen und Experten sehen das Problem gar nicht mehr in der Ladegeschwindigkeit aktueller E-Autos. Viel mehr müsse man an der Verbreitung von Ladestationen arbeiten, um schnelles Laden überhaupt zu ermöglichen.

Ein weiteres Problem, das kürzlich eine Studie beleuchtete, ist die verbaute Software in vielen E-Autos. So spricht die Studie von einer deutlich höheren Wartungsfrequenz als bei Verbrennern. Die immer stärkere Übernahme von traditionellen Funktionen durch Software zeigt hier offenbar ihre Auswirkungen. (aam, 2.7.2024)