Der Hurrikan sorgte für schwere Schäden. Im Bild: beschädigte Fischerboote auf dem Fischmarkt von Bridgetown, Barbados.
AFP/RANDY BROOKS

St. George's / Kingston – Der gefährlich starke Hurrikan Beryl hat im Südosten der Karibik schwere Schäden verursacht. Er traf am Montagvormittag (Ortszeit) als Hurrikan der Kategorie 4 über der zu Grenada gehörenden Insel Carriacou auf Land, wie das US-Hurrikanzentrum NHC mitteilte. Inzwischen wurde er auf die Kategorie 5 – die höchste für Hurrikans – hochgestuft. Nun dürfte sich Beryl Jamaika nähern.

Video: Hurrikan Beryl wütet in Karibik
AFP

Am späten Abend wurden demnach anhaltende Windgeschwindigkeiten bis zu 260 km/h gemessen. Experten hatten bereits zuvor betont, dass nie zuvor im Atlantik ein so starker Hurrikan so früh in einem Jahr gemessen worden war. Beryl ist der erste Hurrikan der diesjährigen Saison.

Von den Inseln Carriacou und Petite Martinique werde Verwüstung mit umfangreichen Schäden an Häusern gemeldet, sagte Grenadas Ministerpräsident Dickon Mitchell in einem Briefing. Der Strom sei überall ausgefallen, die Kommunikation zwischen den Inseln schwierig. Ein Todesfall sei bisher registriert worden – das Unglück habe sich ereignet, als ein Baum auf ein Haus gestürzt sei.

Lebensgefährlicher Wind und Sturmfluten

Neben Grenada erlebten mehrere weitere Inselstaaten der Kleinen Antillen starken Wind und heftigen Regen, darunter St. Vincent und die Grenadinen sowie St. Lucia. Auf Bildern in sozialen Medien sind Überschwemmungen, sich im Wind biegende Palmen und Trümmer beschädigter Häuser zu sehen. Das NHC warnte vor extrem gefährlichen Bedingungen mit lebensgefährlichem Wind und Sturmfluten.

Ein Satellitenbild zeigt den Hurrikan.

Wegen des Hurrikans fielen zahlreiche Flüge in der Region aus. Indiens Cricket-Männer-Nationalmannschaft steckt nach ihrem Gewinn der T20-Weltmeistermeisterschaft am Samstag auf Barbados fest, wie indische Medien berichteten.

Beryl bewegt sich in westnordwestlicher Richtung. Es werde erwartet, dass er auf seinem Weg über die östliche Karibik ein extrem gefährlicher, schwerer Hurrikan bleibe, heißt es vom NHC. Am Mittwoch dürfte sich das Auge des Sturms den Prognosen zufolge Jamaika nähern. In einer Pressekonferenz rief der jamaikanische Ministerpräsident Andrew Holness die Bevölkerung dazu auf, die Zeit zu nutzen, sich zu rüsten und unter anderem mit Wasser und Dosennahrung zu versorgen. Am Donnerstag wird Beryl auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán erwartet, wo Urlaubsorte wie Cancún liegen.

Übertrifft Hurrikan Dennis

In weniger als 24 Stunden hatte er sich am Sonntag von einem Tropensturm zu einem Hurrikan der Kategorie 4 entwickelt. "Beryl ist nun der früheste atlantische Hurrikan der Kategorie 4 in den Aufzeichnungen und übertrifft damit Hurrikan Dennis, der am 8. Juli 2005 zu einem Hurrikan der Kategorie 4 wurde", schrieb der Experte Michael Lowry auf der Plattform X.

Durch den Hurrikan kommt es zu Überschwemmungen.
AFP/RANDY BROOKS

Beryl ist der zweite benannte Sturm der Hurrikansaison im Atlantik, die von Juni bis November dauert. Die aktivste Zeit ist meist um September herum. Von einem Hurrikan spricht man ab Windgeschwindigkeiten von 119 km/h, die höchste Kategorie 5 beginnt bei 251 Kilometern pro Stunde.

Die US-Wetterbehörde NOAA rechnet in diesem Jahr mit einer überdurchschnittlich starken Hurrikansaison im Atlantik. Ursachen seien unter anderem überdurchschnittlich hohe Wassertemperaturen im Atlantik und das erwartete Einsetzen von La Niña, einer Phase kühleren Wassers im Pazifik. Der Klimawandel ist auch ein Faktor. Die Erderwärmung erhöht die Wahrscheinlichkeit starker Stürme. (APA, 2.7.2024)