Wildes Meer und vom Wind gebogene Palmen
Der Hurrikan vor Barbados.
AP/Ricardo Mazalan

Bridgetown / Miami – Der gefährlich starke Hurrikan Beryl hat im Südosten der Karibik schwere Schäden verursacht. Er war am Montag als Hurrikan der Kategorie vier bei der zu Grenada gehörenden Insel Carriacou auf Land getroffen, wie das US-Hurrikanzentrum NHC mitteilte. Inzwischen wurde er auf die höchste Kategorie fünf hochgestuft. Am späten Montagabend (Ortszeit) wurden laut NHC anhaltende Windgeschwindigkeiten von bis zu 260 Kilometern pro Stunde gemessen.

Auf Bildern in sozialen Medien waren Überschwemmungen, sich im Wind biegende Palmen und Trümmer beschädigter Häuser zu sehen. Von den Inseln Carriacou und Petite Martinique werde Verwüstung mit umfangreichen Schäden an Häusern gemeldet, sagte Grenadas Ministerpräsident Dickon Mitchell in einem Briefing. Der Strom sei überall ausgefallen, die Kommunikation zwischen den Inseln schwierig. Ein Todesfall sei bisher registriert worden – dieser sei passiert, als ein Baum auf ein Haus gestürzt sei.

Das NHC warnte weiter vor lebensgefährlichem Wind und Sturmfluten. Beryl bewegt sich in westnordwestlicher Richtung. Es werde erwartet, dass er auf seinem Weg über die östliche Karibik ein extrem gefährlicher, schwerer Hurrikan bleibe, heißt es vom NHC. Am Mittwoch dürfte sich das Auge des Sturms den Prognosen zufolge Jamaika nähern. Beryl ist der erste Hurrikan der diesjährigen Saison. Experten zufolge war im Atlantik nicht einmal ein Hurrikan der Kategorie vier oder fünf so früh in einem Jahr gemessen worden.

Video: Hurrikan Beryl wütet in Karibik
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Cricket-Nationalmannschaft steckt auf Barbados fest

Neben Grenada erlebten mehrere weitere Inseln der Kleinen Antillen starken Wind und heftigen Regen, darunter St. Vincent und die Grenadinen. Premierminister Ralph Gonsalves sprach im Nationalfernsehen von einer immensen Zerstörung. Die Insel Union sei "verwüstet", die Stromversorgung unterbrochen, Hunderte Familien wüssten derzeit nicht, wo sie unterkommen könnten, so Gonsalves. Öffentliche Einrichtungen seien angehalten, wenn möglich am Dienstag wieder die Arbeit aufzunehmen, sagte der Premierminister. Der Flughafen bleibe weiterhin geschlossen.

Bot in Baum auf Barbados.
Die Hurrikan-Saison im Atlantik dauert von Juni bis November.
AFP/RANDY BROOKS

Für Dienstag ist eine Sondersitzung der Karibischen Staaten (Caricom) geplant, schreibt der Sender NBC Radio St. Vincent and the Grenadines. Wegen des Hurrikans fielen zahlreiche Flüge in der Region aus. Indiens Cricket-Männer-Nationalmannschaft steckt nach ihrem Gewinn der T20-Weltmeistermeisterschaft am Samstag auf Barbados fest, wie indische Medien berichteten.

Mit Blick auf Beryls Kurs auf den Karibikstaat rief Jamaikas Ministerpräsident Andrew Holness die Bevölkerung auf, die verbleibende Zeit zu nutzen, sich zu rüsten und unter anderem mit Wasser und Dosennahrung einzudecken. Am Donnerstag wird Beryl auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán erwartet, wo Urlaubsorte wie Cancún liegen.

Überdurchschnittlich hohe Wassertemperaturen

In weniger als 24 Stunden hatte sich Beryl am Sonntag bereits von einem Tropensturm zu einem Hurrikan der Kategorie vier entwickelt. "Beryl ist nun der früheste atlantische Hurrikan der Kategorie vier in den Aufzeichnungen und übertrifft damit Hurrikan Dennis, der am 8. Juli 2005 zu einem Hurrikan der Kategorie vier wurde", schrieb der Experte Michael Lowry auf der Plattform X.

Beryl ist der zweite benannte Sturm der Hurrikan-Saison im Atlantik, die von Juni bis November dauert. Die US-Wetterbehörde NOAA rechnet in diesem Jahr mit einer überdurchschnittlich starken Hurrikan-Saison im Atlantik. Ursachen seien unter anderem überdurchschnittlich hohe Wassertemperaturen im Atlantik und das erwartete Einsetzen von La Niña, einer Phase kühleren Wassers im Pazifik. Der Klimawandel ist auch ein Faktor. Die Erderwärmung erhöht die Wahrscheinlichkeit starker Stürme. (APA, 2.7.2024)