Es ist das neueste Kapitel im seit Monaten ausgetragenen Streit zwischen Apple und der EU-Kommission. Vor wenigen Tagen verkündete der iPhone-Hersteller, dass sowohl Apple Intelligence als auch andere neue Features von iOS 18 vorerst nicht in der EU erhältlich sein würden. Der Digital Markets Act (DMA) im Allgemeinen und dessen Interoperabilitätsanforderungen im Speziellen würden die Datensicherheit und den Datenschutz der eigenen User gefährden, behauptete Apple in diesem Zusammenhang.

Viele offene Fragen

Eine Argumentation, die dem Unternehmen umgehend scharfe Kritik einbrachte. Welche Rolle in diesem Fall der DMA spielen sollte, erschloss sich vielen zunächst nicht. Zu den verschobenen Features gehört etwa Apple Intelligence – also Apples Name für KI am Smartphone –, aber auch eine Funktion namens iPhone Mirroring, das Smartphone-Inhalte von einem Mac-Systeme steuerbar macht.

Margrethe Vestager findet die Argumentation von Apple verblüffend.
AP/Virginia Mayo

Angesichts der sehr unklaren Argumentation mutmaßten Beobachterinnen und Beobachter schnell eine andere Motivation: Apple sei schlicht über eine wenige Tage vorher angekündigte EU-Strafe wegen DMA-Verstößen rund um den App Store verärgert und wolle die eigenen User gegen die EU aufbringen.

Ein Schuldeingeständnis?

Bei der EU selbst findet nun Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager aber noch einen anderen Blickpunkt auf die aktuelle Entwicklung. Denn was Apple da tue, sei eigentlich geradezu ein direktes Schuldeingeständnis. "Ich denke, das ist die verblüffendste offene Erklärung, dass sie zu 100 Prozent wissen, dass dies ein weiterer Weg ist, den Wettbewerb auszuschalten, wo sie bereits eine Hochburg haben", so die Politikerin im Rahmen eines Vortrags beim Forum Europa vor wenigen Tagen. Anders gesagt: Apple wollte offenbar nur dort KI einsetzen, wo man nicht verpflichtet sei, einen freien Wettbewerb zuzulassen.

Was von beiden Seiten bisher niemand so richtig sagt, ist, warum die von Apple verschobenen Funktionen eigentlich gegen den DMA verstoßen sollten. Denkbar wäre etwa, dass sich die EU an jeder Form von Exklusivität für Apple-Intelligence-Features stoßen könnte – sowohl hinsichtlich der am Gerät laufenden Modelle als auch der Anbindung an Drittservices. Bestätigt ist das aber nicht.

Allerdings hat Vestager mittlerweile auch in einem anderen Fall Untersuchungen angekündigt: Es soll herausgefunden werden, was die Vorinstallation von Googles kleinstem großen Sprachmodell (LLM) Gemini Nano auf Samsung-Smartphones für eine Auswirkung auf den Wettbewerb hat, hieß es vor kurzem.

Ein Hinweis

Betont sei, dass die Verzögerung durch Apple keine vollständige Absage der betreffenden Features für die EU ist. Im Fall von Apple Intelligence ändert sich genau genommen – zumindest vorerst – ohnehin nichts. Denn die KI-Funktionen sind zunächst auf die USA beschränkt, andere Länder hätten laut Apple ohnehin nie vor 2025 bedient werden sollen. (apo, 1.7.2024)