Fabio Capello als Zuschauer bei der EM-Partie Niederlande gegen Frankreich.
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Rom – Nach der blamablen Leistung beim EM-Aus im Achtelfinale gegen die Schweiz wächst in Italien die Kritik an Nationaltrainer Luciano Spalletti. Star-Coach Fabio Capello warf dem 65-Jährigen vor, "überheblich" in das Turnier gegangen zu sein und sich nicht auf die Besonderheiten des Amts eingestellt zu haben. Spalletti habe "nicht wie ein Auswahltrainer, sondern wie ein Klubcoach gedacht", sagte Capello der "Gazzetta dello Sport". "Das sind zwei verschiedene Berufe."

Für die Leistung beim 0:2 im Achtelfinale gegen die Schweizer habe er sich "ein wenig geschämt", sagte der frühere Trainer von Real Madrid und Milan. Spalletti habe es nicht geschafft, sich bei seinen Überlegungen an die vorhandenen Spieler anzupassen und ein Teamgefühl zu erzeugen. "Die erste Aufgabe eines Nationaltrainers ist es, einen gemeinsamen Geist zu schaffen, der existenziell ist, wenn es darum geht, einen Meter mehr zu machen, um dem Teamkollegen zu helfen", sagte Capello, der selbst die Auswahlen von England und Russland betreut hatte.

Angeschlagen: Luciano Spalletti.
EPA/Daniel Dal Zennaro

Spalletti hatte erklärt, im Amt bleiben zu wollen. Der ehemalige Meistercoach von Napoli hatte im September 2023 einen Vertrag bis zur WM 2026 unterschrieben. Verbandspräsident Gabriele Gravina hat ihm das Vertrauen ausgesprochen. Capello sieht diese Entscheidungen kritisch. "Ich bin nicht optimistisch, was die Zukunft angeht", urteilte der 78-Jährige. "Ich habe den Verdacht, dass Luciano ein hervorragender Coach ist, aber dass er sich als Nationaltrainer enorm verbessern muss."

Technische Kommission geplant

Nach dem blamablen EM-Aus der Azzurri will der italienische Fußballverband (FIGC) für einen Neuanfang der Squadra sorgen. So plant Verbandschef Gabriele Gravina die Einrichtung einer technischen Kommission, die den Verband beraten soll. Der Arbeitsgruppe sollen sechs Spitzenmanager von Serie-A-Klubs angehören, darunter Inter Mailands Präsident Giuseppe Marotta, Sportdirektor Cristiano Giuntoli von Juventus Turin und Umberto Marino von Atalanta Bergamo. Das berichtet die Gazzetta dello Sport.

Ziel sei es, die Beziehungen zwischen Klubs und Nationalelf und den Einsatz italienischer Spieler zu fördern. "Wir greifen auf Manager mit viel Erfahrung zurück. Damit wollen wir die Klubs in die Arbeit der Nationale einbinden", sagte der Verbandschef. (APA, dpa, sid, red, 1.7.2024)