Spaniens Jungstars Lamine Yamal (li) und Nico Williams hatten Spaß mit Georgien, nun geht's gegen Gastgeber Deutschland.
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Köln – Ein "wunderbares" Spanien hat seinen Status als Titelfavorit bei der Fußball-EM in Deutschland untermauert. Locker gestaltete sich der 4:1-Erfolg über Georgien im Achtelfinale nicht, eine Überraschung lag dennoch nur kurz im Bereich des Möglichen. Zu dominant agierten die Iberer. Mit Gastgeber Deutschland stellt sich "La Roja" im Viertelfinale am Freitag nun die bisher größte Hürde entgegen. Es ist das Duell der beiden wohl offensiv besten Mannschaften dieser EM.

Die rund 20.000 georgischen Fans im regnerischen Köln verabschiedeten ihr Team mit großen Applaus. 20 Minuten durften die Georgier auf eine Sensation hoffen, nachdem Spaniens Robin Le Normand den Ball ins eigene Tor gelenkt hatte. Ihr per Banner verkündetes Motto des Abends "Believe" verfestigte sich: Georgien glaubte an das Fußballwunder, in Tiflis wurden Feuerwerke gezündet. Spanien verfiel aber nicht in Panik und drehte die Partie bis zur 51. Minute im Stil einer Klassemannschaft.

Die Iberer wussten den dichten Abwehrriegel um Valencia-Torhüter Giorgi Mamardashvili immer wieder gekonnt auszuhebeln. Rodri traf von der Strafraumgrenze zum 1:1-Pausenstand, ehe Fabian Ruiz eine Idealflanke des 16-jährigen Lamine Yamal ins Tor köpfelte. Der Rest war nur noch Zugabe wie das Solo von Nico Williams zum 3:1, mit dem der 21-Jährige von Athletic Bilbao die deutschen Verteidiger wohl zum Grübeln brachte.

Nico Williams trug seinen Teil zum Fest bei und wurde entsprechend geherzt.
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Williams sah dem Aufeinandertreffen mit Deutschland in Stuttgart mit Zuversicht entgegen. Sicher werde es ein schwieriges Spiel, meinte der Flügelstürmer. "Aber wir müssen uns auf uns konzentrieren, wir haben eine wunderbare Mannschaft." In der er selbst und der für Barcelona spielende Yamal die Hauptrollen innehaben. Bilder der nach dem 3:1 gemeinsam tanzenden Jungstürmer zierten am Montag die Titelbilder der spanischen Sportblätter. "Deutschland. Wir haben ein Problem", titelte die "AS" dazu. "Nach dem Schreck... ein Festival", meinte die "Marca".

35 Schüsse in Richtung georgisches Gehäuse, davon 13 auf das Tor, standen mit Schlusspfiff zu Buche. Das Team von Luis de la Fuente zeigte einmal mehr, dass die Spanier nicht nur auf Ballbesitz, sondern auch auf das Wesentliche aus sind: Tore zu schießen. "Wir hätten das Spiel normal mit 8:1 gewinnen können", sagte De la Fuente. Spaniens Presse merkte einzig an, das Yamal weiter auf einen Treffer bei dieser EM wartet. Der Teenager hätte "in manchen Situationen ruhiger agieren können", urteilte der 63-jährige Teamchef. Yamal habe aber ein hervorragendes Spiel gemacht. "Und er kann noch besser werden."

Schwächen in der Rückwärtsbewegung

Spanien zeigte wie Deutschland nur Schwächen in der Rückwärtsbewegung. Etwas leicht kam Georgien bei Gegenstößen zu seinen paar Torchancen, darunter eine von Khvicha Kvaratskhelia, der kurz vor dem zweiten Tor der Spanier von hinter der Mittellinie beinahe Keeper Unai Simon überrascht hätte. Defensiv agierten die Iberer jedenfalls nicht immer so souverän.

Gegen Deutschland erwartete De la Fuente ein "Duell auf Augenhöhe", ein Spiel "das auch das Finale sein könnte". Mittelfeldstratege Rodri meinte: "Deutschland wird mit Heimvorteil sehr stark sein. Aber wir haben keine Angst."

In entscheidenden Turnierspielen sind die Iberer in diesem Jahrtausend so etwas wie der deutsche Angstgegner. 2008 unterlag Deutschland im EM-Finale von Wien mit 0:1. Zwei Jahre später verlor die DFB-Elf im WM-Halbfinale in Südafrika mit dem gleichen Ergebnis. Zuletzt trafen beide Teams bei der WM 2022 in Katar aufeinander. Damals gab es in der Gruppenphase ein 1:1. Für Georgiens Mamardashvili ist die Lage klar: "Spanien ist Favorit bei diesem Turnier, sie werden Europameister werden." (APA, Reuters, red, 1.7.2024)