Jacques Doillon erscheint am Montag, 1. Juli zur Befragung in der Pariser Polizeidirektion
Jacques Doillon (links) erscheint am Montag, 1. Juli zur Befragung in der Pariser Polizeidirektion.
AFP/GUILLAUME DAUDIN

Die französischen Filmregisseure Benoît Jacquot und Jacques Doillon sind am Montag wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung und des sexuellen Missbrauchs in Polizeigewahrsam genommen worden. Laut Ermittlerkreisen sollten sie zu den Vorwürfen befragt werden. Die Schauspielerin und Regisseurin Judith Godrèche wirft Jacquot vor, sie als Minderjährige vergewaltigt zu haben. Doillon soll sie als Minderjährige sexuell missbraucht haben. Die beiden Männer weisen die Vorwürfe zurück.

Die 52-jährige Godrèche wirft Jacquot vor, während einer Beziehung, die sie mit 14 Jahren mit dem damals 40-Jährigen einging, einen schädlichen Einfluss auf sie gehabt zu haben. Die Beziehung dauerte von 1986 bis 1992, das Paar kaufte in dieser Zeit sogar eine Wohnung in Paris. Dem Regisseur Doillon wirft sie vor, sie bei Dreharbeiten zu einem seiner Filme sexuell missbraucht zu haben.

Auch die Schauspielerin Isild Le Besco wirft Jacquot vor, sie während einer Beziehung zwischen 1998 und 2007 vergewaltigt zu haben. Die Beziehung begann, als sie 16 war und er 52.

Gewalt und Gewissenszwänge

Die 34-jährige Schauspielerin Julia Roy hat ebenfalls Klage gegen Jacquot wegen sexueller Gewalt eingereicht. Diese fand nach Angaben aus informierten Kreisen "in einem Umfeld von Gewalt und Gewissenszwängen statt, das mehrere Jahre anhielt".

Beide Regisseure trafen am Morgen in Begleitung ihrer Anwältinnen bei der Kriminalpolizei in Paris ein, wie ein AFP-Journalist beobachtete. Jacquot "kann sich endlich vor der Justiz erklären", sagte seine Anwältin Julia Minkowski und kritisierte, dass der Regisseur für eine Anhörung in Gewahrsam genommen worden sei. Doillons Anwältin Marie Dosé sagte, eine Gewahrsamnahme "36 Jahre" nach den von Godrèche vorgebrachten Ereignissen sei durch nichts zu rechtfertigen.

Godrèche reagierte im Onlinedienst Instagram auf die Gewahrsamnahme: "Ich weine (...). Ich weiß nicht, ob ich die Kraft habe, aber ich werde sie haben", erklärte sie und veröffentlichte ein Foto von sich als junges Mädchen mit Jacquot.

Godrèche zählt in Frankreich zu einer der wichtigsten Vertreterinnen der MeToo-Bewegung. Sie hatte bereits bei der Verleihung der César-Filmpreise eine aufsehenerregende Rede zu dem Thema gehalten. Darin prangerte sie "das Ausmaß an Straflosigkeit, Leugnen und Privilegiertheit" im Filmmilieu an. Es dürfe nicht toleriert werden, dass die Filmkunst "als Deckmantel für den illegalen Handel mit jungen Mädchen" missbraucht werde. (APA, 1.7.2024)