Bub wird gegen HPV geimpft
Je mehr Mädchen und Buben geimpft sind, desto schneller kann man jene Karzinome drastisch reduzieren, die durch HPV-Viren ausgelöst werden. Deshalb ist die Impfung jetzt auch für alle bis 30 gratis.
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Manchmal gibt es sie, die ungetrübten Erfolgsgeschichten. Um so eine handelt es sich bei der HPV-Impfung. Diese schützt vor bestimmten Krebsarten und zwar ohne Wenn und Aber. Ab sofort steht sie deshalb für alle bis zum 30. Geburtstag kostenlos zur Verfügung – zumindest vorübergehend. Doch warum ist diese Impfung so wichtig?

Bei HPV handelt es sich um Humane Papilloma-Viren. Das ist eine größere Gruppe von Viren, die zu Entzündungen und Hautveränderungen im Genitalbereich führen können, ein Beispiel dafür sind sogenannte Feigwarzen. Doch bestimmte Stämme können auch einige bösartige Krebsarten auslösen. Am bekanntesten ist Gebärmutterhalskrebs, doch mittlerweile weiß man, dass die Viren auch Vulva-, Vaginal-, Penis-, Anal- und Rachenkrebs auslösen können.

Gebärmutterhalskrebs ist übrigens nach Brustkrebs die zweithäufigste Krebsform bei Frauen zwischen 15 und 44 Jahren. In Österreich gibt es rund 400 Neuerkrankungen pro Jahr, zwischen 130 und 180 Frauen sterben wegen dieses Karzinoms. Und auch Vorstufen des Karzinoms sollte man nicht unterschätzen. Findet man am Gebärmutterhals im Zuge eines PAP-Abstrichs entsprechende Veränderungen, werden diese im Normalfall mit einer sogenannten Konisation entfernt. Das betroffene Stück der Zervix wird kegelförmig herausgeschnitten. Form und Weite des Muttermunds verändern sich dadurch, das kann eine spätere Schwangerschaft negativ beeinflussen.

Impfung vor erstem Verkehr

Doch eine Impfung kann davor schützen. Man immunisiert mit einem Neunfach-Vakzin, das vor den Hochrisikostämmen 16, 18, 31, 33, 45, 52 und 58 schützt sowie vor zwei Stämmen, die Genital- und Anuswarzen auslösen. Diese Stämme sind für 90 Prozent aller Zervixkarzinome verantwortlich. Die Impfung besteht aus zwei Immunisierungen im Abstand von sechs bis zwölf Monaten und wirkt umso besser, je früher man sie erhält, idealerweise vor dem ersten Sexualverkehr und damit vor einer möglichen Erstinfektion. Natürlich ist sie auch ab 30 noch sinnvoll, dann werden allerdings drei Stiche zur vollen Immunisierung empfohlen.

Mittlerweile zeigen auch mehrere Studien, wie gut die Impfung wirkt. Eine schwedische Studie aus dem Jahr 2020 mit Daten von mehr als 1,5 Millionen Mädchen und jungen Frauen zwischen zehn und 30 konnte zeigen, dass Frauen, die vor dem 17. Geburtstag geimpft wurden, ein um 88 Prozent geringeres Risiko hatten, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken, als ungeimpfte Mädchen und Frauen. Eine britische Studie aus dem Jahr 2021, die im New England Journal of Medicine erschienen ist, zeigt, dass sich bei geimpften jungen Frauen zwischen 20 und 30 Jahren die Häufigkeit von Gebärmutterhalskrebs signifikant reduziert hat im Vergleich zu ungeimpften Frauen der gleichen Altersgruppe. Die Reduktion fiel umso größer aus, je jünger die Mädchen zum Zeitpunkt der Impfung waren.

Der Impfstoff gilt dabei als extrem sicher, das hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits im Jahr 2017 bestätigt. Er basiert auf virusähnlichen Partikeln, die von HPV-Oberflächenkomponenten gebildet werden. Die Partikel sind aber nicht infektiös, da ihnen die Virus-DNA fehlt. Zwar kursieren immer wieder Warnungen zu potenziellen Gefahren, wie etwa eingeschränkter Fruchtbarkeit durch die Impfung, doch die sind schon lange entkräftet, wie etwa dieser Cochrane-Bericht zeigt. Es gibt aber, wie bei jeder Impfung, Nebenwirkungen wie Schmerzen und lokale Symptome an der Einstichstelle.

Buben mitschützen

Aufgrund dieser Erfolgsgeschichte stand die Impfung bisher für alle von neun bis 21 Jahren gratis zur Verfügung. Nun ist die recht kostspielige Impfung – die volle Immunisierung summiert sich auf rund 600 Euro –, vorübergehend auch bis zum 30. Geburtstag kostenlos, und zwar bis Ende 2025 in ganz Österreich. Durch die Initiative von Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) konnte das Gratisangebot in einer Kooperation von Bund, Ländern und Sozialversicherung ausgeweitet werden.

Das Angebot gilt explizit auch für Buben und junge Männer. Die können nicht nur selbst erkranken, an Penis-, Anal- oder Rachenkrebs – die Viren gelangen durch Oralverkehr dorthin –, sie sind vor allem auch Überträger. Und Daten deuten mittlerweile darauf hin, dass HPV-positive Karzinome im Rachenraum bei Männern mittlerweile in der westlichen Welt häufiger sind als HPV-positive Zervixkarzinome.

Wie gut die Impfung wirkt, kann man übrigens am Beispiel Australien erkennen. Dort wurde sie im Jahr 2007 eingeführt, mittlerweile sind rund 80 Prozent der Menschen zwischen elf und 26 Jahren immunisiert. Die Zahl der Gebärmutterhalskrebsfälle hat sich seither drastisch reduziert, man macht sich berechtigte Hoffnung, dass das Zervixkarzinom durch die Kombination von Impfung und Früherkennung vollständig eliminiert werden kann. (kru, 1.7.2024)