Der Wiener Biologe Clemens Plaschka wurde für seine Erkenntnisse über sogenannte Spleißosomen mit dem Eppendorf Award for Young European Investigators geehrt. Im Fachmagazin Nature berichtet er ausführlich über sein Forschungsgebiet: In den Bauanleitungen (mRNAs) für alle menschlichen Eiweißstoffe sind zunächst gleichsam Blindtextstellen, sogenannte Introns, verteilt. Für die Entfernung dieser Genabschnitte ist eine Editiermaschine, das Spleißosom, verantwortlich. Nach dem Wieder-Zusammenheften der fertigen Anleitungen lassen vier Kontrolleure die Maschinerie zerlegen, damit die Teile für die nächste Aufgabe bereitstehen.

Laboreqipment
Die Untersuchung von Spleißosomen ist vor allem Laborarbeit. Für die Analyse der genetischen Editiermaschine wurde der Wiener Biologe Clemens Plaschka nun ausgezeichnet.
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Abbau und Wiederaufbau

Solch ein Spleißosom besteht aus über hundert Bauteilen, berichtete Plaschka, der am Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie (IMP) in Wien arbeitet, in einer Aussendung. Die Hauptarbeit wird von fünf "kleinen Kern-Ribonukleinsäuren (small nuclear RNAs)" bewerkstelligt: Sie schneiden die Introns heraus und fügen die informativen Bauanleitungs-Textpassagen (Exons) korrekt zusammen.

"Das Spleißosom muss nach jedem Spleißvorgang auseinander genommen werden und auf der nächsten mRNA wieder aufgebaut werden", erklärte Plaschka: "Da viele mRNAs mehrere Introns haben, passiert diese Reaktion manchmal sogar öfters auf der selben mRNA, und zwar an den verschiedenen Stellen, wo sich Introns befinden."

Eppendorf Award

Ein "Multi-Faktoren-Kontrollsystem" gewährleistet, dass die Spleißosomen nicht auseinanderfallen, bevor die mRNAS fertig editiert sind. "Vier verschiedene Faktoren müssen simultan an sehr unterschiedliche Teile des Spleißosoms angekoppelt werden, um die Demontage einzuleiten", so der Wissenschafter: "Sie fungieren dadurch als Sicherheitskontrollen." Für seine Forschungsergebnisse zur Fertigstellung der mRNAs durch Spleißosomen bekam Plaschka einen europäischen Forschungspreis verliehen. Die Auszeichnung wird von der Firma "Eppendorf" gesponsert ("Eppendorf Award for Young European Investigators") und ist mit 20.000 Euro dotiert. (APA, red, 01.07.2024)