Eigentlich ist es eines der großen Versprechen von E-Autos: Da ihr Aufbau deutlich einfacher ist als der eines Verbrenners, sollte eigentlich auch der Wartungsaufwand deutlich geringer sein. Es braucht keinen Ölwechsel und sie verwenden deutlich weniger bewegliche Teile, die sich abnutzen können. Klingt logisch, ist aber trotzdem nicht so, wie eine aktuelle Untersuchung zeigt. Und das liegt an einem einzelnen Bereich.

Zahlen

E-Autos verursachen im Schnitt deutlich mehr Probleme als ein Fahrzeug mit klassischem Verbrennungsmotor. Das zeigen die aktuellen Zahlen von JD Power, wo man sich die Wartungsintensität unterschiedlicher Automarken angesehen hat. So kommen E-Autos im Schnitt auf 266 Probleme pro hundert verkauften Fahrzeugen, bei Verbrennern sind es hingegen "nur" 180.

Ob Tesla oder Rivian: E-Autos haben ein höheres Wartungsaufkommen, und das liegt an der Software.
REUTERS/Joel Angel Juarez

Der Grund für die höhere Fehleranfälligkeit lässt sich dabei sehr einfach mit einem einzelnen Begriff zusammenfassen: Software. Bei E-Autos kommen Computersysteme typischerweise erheblich stärker zum Einsatz als bei Modellen mit Verbrennungsmotoren, sie ersetzen viele klassische Funktionalitäten eines Fahrzeugs. Das hat E-Autos den Ruf als "Computer auf vier Rädern" eingebracht, hat aber eben auch seine Schattenseiten.

Details

Die neuen Softwaresysteme sind üblicherweise erheblich anfälliger für Probleme als traditionelle Lösungen. Das führt dann wiederum dazu, dass die Besitzerinnen und Besitzer damit in die Werkstatt fahren müssen und dies in den Zahlen aufscheint. Die Palette an Problemen ist dabei groß, sie reicht von nicht richtig funktionierenden Fahrassistenz-Features, über falsche Warnanzeigen bis zu Schwierigkeiten bei der Nutzung der immer mehr werdenden Touch-Displays. Tatsächlich würden allein in dem letzten Bereich, den JD Powers mit "Features, Controls and Displays" zusammenfasst, E-Autos um 30 Prozent mehr Probleme verursachen – einfach, weil sie solche Systeme stärker nutzen.

Damit wird auch klar, dass das eigentliche Problem, das hier aufgezeigt wird, eigentlich nicht E-Autos per se sind. Allerdings dienen diese oft als Experimentierfeld, die Hersteller stopfen immer mehr Software in ihre Gefährte, womit sich eben auch die Fehler häufen.

Verschiebung

Ein gutes Beispiel dafür liefert Tesla: Lag das Unternehmen in vergleichbaren Untersuchungen in den vergangenen Jahren noch deutlich vor anderen E-Auto-Herstellern, ist man nun auf deren Niveau zurückgefallen. JD Powers schreibt dies dem immer stärkeren Ersatz von traditionellen Funktionen durch Softwarefeatures zu. Dazu zählt etwa, dass der klassische Blinker bei neueren Ausführungen von Model S, Model X und Model 3 durch Knöpfe ersetzt wurde.

JD Power Grafik
JD Power

In Summe kommt Tesla damit in der Untersuchung auf einen Wert von 266 Problemen pro 100 Fahrzeuge. Damit liegt man bei diesem PP100 genannten Wert zwar gleichauf mit Rivian und deutlich vor Polestar (316), die Marken mit Verbrennungsmotor schneiden aber erheblich besser ab. An der Spitze des Rankings steht Ram mit einem PP100-Wert von 149, gefolgt von Chevrolet (160) und Hyundai (162).

Dass gerade Ram an der Spitze liegt, verweist aber noch auf einen anderen Faktor, der bei all dem nicht vergessen werden sollte: Zu einem Teil liegen die berichteten Probleme schlicht daran, dass die Nutzer einfach nicht mit den neuen Systemen vertraut sind. Ram liegt da mit seinen Trucks auf der anderen Seite der Skala und wird von vielen Besitzern immer wieder gekauft.

Mirroring

Übrigens sind die Probleme mit der verbauten Software nicht die einzigen, auf die JD Powers hinweist. Besonders frustrierend seien für viele Schwierigkeiten bei der Verbindung ihrer Smartphones, die für Features wie Apples Car Play oder Googles Android Auto genutzt werden. Gleichzeitig macht die Untersuchung auch deutlich, wie stark diese Funktionen gefragt sind: Mehr als 50 Prozent aller iPhone-User würden ihr Smartphone auf das Display des Fahrzeugs spiegeln, bei Samsung-Nutzern sind es 42 Prozent. Eine Nutzungsart, bei der zentrale Softwarefunktionen der Hersteller durch jene von Apple und Google ersetzt werden. (red, 1.7.2024)