Wien – Einer der Pavillons des früheren Otto-Wagner-Spitals dient nun als Büro einer Friedhofsverwaltung: Das leerstehende Gebäude ist die Kulisse für die Serie Drunter und Drüber, die derzeit in Wien gedreht wird. In den Hauptrollen der heimischen Komödienproduktion im Bestattungsmilieu sind Burgmime Nicholas Ofczarek und die deutsche Schauspielerin Julia Jentsch zu sehen – das Duo aus dem Thrillerhit "Der Pass".

Nicholas Ofczarek und Julia Jentsch in der ersten Staffel von
Nicholas Ofczarek und Julia Jentsch in der ersten Staffel von "Der Pass".
Foto: Sky Deutschland / Wiedemann & Berg Television GmbH & Co. KG / Sammy Hart

Im Mittelpunkt der vorerst auf acht Folgen angelegten Serie, die von der in der Bundeshauptstadt ansässigen Rundfilm produziert und voraussichtlich ab Frühjahr 2025 auf Amazon Prime Video ausgestrahlt wird, steht der fiktive Wiener Friedhof Donnersbach. "Er soll aufgelöst werden, und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kämpfen darum, dass das nicht passiert", fasst Regisseur Christopher Schier die Handlung ganz grob zusammen.

Ofczarek schlüpft in die Rolle des Heli Wondratschek – "ein sich übergangen fühlender, fast zwanghafter Anarchist", wie ihn der Schauspielstar im APA-Gespräch charakterisiert. Er will als Vize endlich das Ruder auf dem Friedhof übernehmen, nachdem der Leiter von einer morschen Grabstatue erschlagen worden ist. Das zuständige Amt hievt allerdings Ursula Fink, gespielt von Jentsch, in den Chefposten. Sie hat vom Geschäft mit dem Tod keine Ahnung, Chaos ist also vorprogrammiert.

"Ernstzunehmende Komödie"

Regisseur Schier sieht das Projekt als "ernstzunehmende Komödie": "Wir haben in Österreich eine große Tradition, mit dem Tod humorvoll umzugehen. Das versuchen wir einzufangen." In eine ähnliche Kerbe schlägt Jentsch: "Es ist nicht auf Gags angelegt, sondern auf eine leichte, manchmal schräge Betrachtung des Ganzen." Wohl mit Lokalkolorit, aber nicht im tiefen Wienerischen verankert, scheint Drunter und Drüber daherzukommen. "Eher eine europäische Komödie, die in Wien spielt", beschreibt es Ofczarek.

Obwohl das Drehbuch von Judith Westermann wohl durchaus auf Lacher des Publikums abzielt, meint der heimische Schauspielstar: "Es ist sehr ernsthaft zu spielen. Ein gutes Zeichen ist immer, wenn man beim Drehen nicht lacht. Sobald zu viel gelacht wird, deutet das auf ein enttäuschendes Resultat hin. Wir lachen überhaupt nicht. Wir spielen das wie ein Drama." Ansonsten werde es "sehr flach und für den Zuseher als solches erkennbar und nicht mehr wirklich interessant".

Das Gespann Ofczarek/Jentsch funktionierte bereits in Der Pass als höchst ungleiches Ermittlerteam Gedeon Winter und Ellie Stocker an der bayerisch-salzburgischen Grenze. Schier führte dort bei der dritten und letzten Staffel der Sky-Produktion Regie. "Man fängt trotzdem bei null an", betont er: "Beim Pass waren die Figuren schon da. Ich hab die erste und zweite Staffel nicht gemacht und versucht, das bestmöglich weiterzuführen. Hier muss man erst einmal eine Historie der Figuren erfinden und zum Leben erwecken." Trotz der gleichen Hauptdarsteller habe das eine mit dem anderen Projekt nichts zu tun: "Man muss das komplett abschütteln." Ähnlich sieht das auch Julia Jentsch: "Man fängt mit seiner Rolle von vorn an." Allerdings könne man auf eine gewisse Vertrautheit und Erfahrung miteinander aufbauen. Insofern habe sie sich sehr gefreut, erneut an der Seite Ofczareks besetzt zu werden.

"Heiter weiter" als Grabinschrift

Neben dem Otto-Wagner-Areal, auf dem in einem anderen Pavillon auch Krematoriumszenen aufgenommen werden, arbeitet das Drunter und Drüber-Team an mehr als der Hälfte der 40 Drehtage – am 10. Juli soll die letzte Klappe fallen – auf dem Gelände des Hernalser Friedhofs. Wie geht es einem, wenn man Stunden um Stunden zwischen Gräbern verbringt? Man gewöhne sich sehr schnell dran, sagt Ofczarek, der prinzipiell über diesen "wirklich schönen und schön gelegenen Ort" ins Schwärmen gerät. Abgesehen davon: "Jeder Grabstein erzählt eine Geschichte. Da gibt es zum Beispiel einen, wo Mutter und Tochter anscheinend gleichzeitig gestorben sind. Dann fängt so eine Projektion im Hirn an." Das Bestattungswesen sei schon "ein sehr fremdes Milieu" mit seinen eigenen Begrifflichkeiten, "von denen man keine Ahnung hat – als Normalsterblicher: Man stellt einen Verstorbenen ein. Der Bestatter überführt einen Verstorbenen." Er versuche, seiner Figur einen "großen Sprachschatz" zu geben.

Und wie blickt die deutsche Schauspielerin Jentsch auf die Morbidität, die den Bundeshauptstädtern so gern nachgesagt wird? "Es sagen immer alle, vor allem die Wiener sagen das. Also wird es schon so sein. Mir kommen die Friedhöfe hier so riesig vor. Ich habe manchmal das Gefühl, ganz Wien ist voll davon", lacht sie. Fragt man ihren Serienkompagnon, was dereinst auf seinem Grabstein stehen soll, sagt er: "Das hab' ich mir noch nicht überlegt." Nur wo er in hoffentlich ferner Zukunft einmal liegen will, weiß Ofczarek schon: "Auf einem Waldviertler Friedhof auf dem Land." Und dann fällt ihm ganz zum Schluss des Gesprächs doch noch eine mögliche Inschrift ein: "Heiter weiter!" (APA, 1.7.2024)