Wolff in weißem Hemd.
Mercedes-Teamchef Toto Wolff.
REUTERS/Elisabeth Mandl

"Was Horner sagt, ist eigentlich Unterhaltung", sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff bei einer Medienrunde mit österreichischen Journalisten am Freitag. Damit reagierte er auf die Aussagen des Teamchefs von Red Bull Racing am Tag davor.

Wolff hatte in den vergangenen Wochen öffentlich um RB-Pilot Max Verstappen geworben. Ein Platz im Mercedes wird kommende Saison ja bekanntlich frei, weil Lewis Hamilton zu Ferrari wechselt. Horner reagierte am Donnerstag auf einer Pressekonferenz auf Wolffs Avancen sarkastisch: "Wenn er für nächstes Jahr einen Verstappen will, dann ist Jos wahrscheinlich verfügbar", sagte Horner und meinte damit Max Verstappens Vater.

Wolff erklärte wiederum: "Mein Job ist es, dazu beizutragen, dass dieses Team schnell ist und funktioniert. Dazu gehört natürlich auch, welcher Fahrer im Auto sitzt."

Wolff "auf einer Wellenlänge mit Jos"

Wolffs Verhältnis zu den Verstappens ist intakt und gut. "Jos und ich sind auf einer Wellenlänge und haben ein gutes Verständnis im Bezug auf Racing", sagte der Mercedes-Teamchef. Zwischen Silverstone 2021 bis Anfang 2022 sei die Beziehung "eingetrübt" gewesen, aber auch in dieser Phase hätten sie sich privat getroffen.

Beim Grand Prix von Großbritannien damals krachte Hamilton mit Verstappen zusammen. Letzterer rammte deswegen heftig die Barrikade. Damals lieferten sich die beiden Ausnahmekönner ein erbittertes Duell um den WM-Titel, das schließlich beim umstrittenen Finale von Abu Dhabi entschieden wurde. Wie Rennleiter Michael Masi kurz vor Rennende das Safety-Car-Prozedere umsetzte, stieß auf heftige Kritik und kostete dem Australier auch letztlich den Job.

"Abu Dhabi schmerzt nicht, weil wir die WM verloren haben, die ein anderer verdient hat, sondern deswegen, wie die Entscheidungsfindung stattgefunden hat", sagte Wolff. "Das hat uns emotional sehr hart getroffen."

Beide Männer stehen nebeneinander und lächeln.
Mercedes-Teamchef Toto Wolff kommt mit RB-Motorsportberater Helmut Marko laut eigenen Angaben gut aus.
IMAGO/nordphoto GmbH / Bratic

Machtkampf

Seither ist Red Bull Racing das dominierende Team in der Formel 1. Wolff sagt, er sei in den letzten Jahren mit RB-Motorsportberater Helmut Marko gut ausgekommen. "Wir sprechen aber genauso viel oder wenig, wie wir es damals gemacht haben", sagte der Wiener. Aber: "Ich sehe schon, dass es ihn trifft, dass dieses Team nicht mehr die Identität hat, die es früher gehabt hat."

Nach dem Tod von Firmengründer Dietrich Mateschitz im Oktober 2022 soll bei Red Bull innerhalb des Formel-1-Teams und des Konzerns ein Machtkampf ausgebrochen sein. Seit der pikanten Causa um Horner zu Jahresbeginn, als dem 50-Jährigen unangemessenes Verhalten gegenüber seiner ehemaligen Assistentin vorgeworfen worden war, gilt auch das Verhältnis zwischen Horner und Jos Verstappen als zerrüttet. Verstappen forderte Horners Rücktritt, da das Team andernfalls Gefahr laufe, "auseinandergerissen" zu werden." Seitdem kam es bereits zum überraschenden Abgang von Star-Designer Adrian Newey. RB-Teamchef Horner wies alle Vorwürfe stets zurück, es gilt die Unschuldsvermutung.

Wer trifft Entscheidungen?

Wolff sprach auch über sein Verhältnis zum neuen Red-Bull-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff. "Am Anfang habe ich mir gedacht, dass Mintzlaff deswegen geholt worden ist, weil er quasi diese Firma mit eiserner Faust führen kann", sagte der Mercedes-Teamchef. Mit Blick auf die Entscheidungen in der Horner-Causa – der RB-Teamchef wurde nach einer internen Untersuchung durch einen zugezogenen Juristen entlastet – war sich Wolff nicht mehr so sicher. "Die Entscheidungen, die dort getroffen werden, werden woanders getroffen. Ich glaube, dass sie schon wollten, dass diese Horner-Geschichte so gehandhabt wird, wie es vermutlich gehört hätte – und das ist nicht passiert."

Blaues T-Shirt.
RB-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff.
GETTY IMAGES NORTH AMERICA/MARK

Wolff hatte mit Mintzlaff bereits "einige Unterhaltungen" geführt. Nachdem der Wiener aber Verstappen öffentlich ein Mercedes-Cockpit in Aussicht gestellt hatte, kritisierte Mintzlaff dieses Verhalten in der "Bild": "Ich verstehe den Druck, den Toto Wolff und vielleicht auch andere Teams nach Jahren des Hinterherfahrens haben. Aber ich finde, dass sich Toto Wolff auf seine Herausforderungen konzentrieren sollte. Davon hat er genug. Und es hat auch was mit Respekt zu tun, wenn ich immer wieder über das Personal anderer Teams spreche. Das gehört sich nicht", sagte Mintzlaff. "Max hat hier noch einen langfristigen Vertrag und mit keinem Wort gesagt, dass er den nicht erfüllen möchte." Seither gab es keinen Kontakt mehr zwischen Wolff und Mintzlaff.

Wolff für 2026 "vorsichtig optimistisch"

Beim Mediengespräch wurde auch in die Zukunft geblickt. Die Formel 1 wird 2026 ja in eine neue Ära eintreten. Kleinere und leichtere Autos mit aktiver Aerodynamik und einer neuen Überholhilfe sollen mehr elektrische Leistung freisetzen und die Rennen enger und spannender machen. Bei den Antriebseinheiten soll die Leistung zu 50 Prozent aus der elektrischen Komponente kommen. Für den Verbrennungsmotor sind vollständig erneuerbare Kraftstoffe vorgesehen. Die Motorsportweltverband Fia wollte Nachhaltigkeit, revolutionäre Technik und eine verbesserte Show unter einen Hut bringen.

Für Wolff ist "total schwierig zu sagen", wie die Kräfteverhältnisse aussehen werden. Er sei aber "vorsichtig optimistisch. Ich glaube, vom Motor her werden wir dabei sein und hoffentlich beim Chassis auch. Wenn du bei einem der beiden nachhängst, gewinnst du nicht", sagt der Mercedes-Teamchef. Aber man müsse extrem auf der Hut sein, "irgendwelche Vorhersagen zu treffen". Wirklich wissen werde man es erst dann, wenn die ersten Autos zum Testen auf die Rennstrecke fahren würden. (Andreas Gstaltmeyr aus Spielberg, APA, 29.6.2024)