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Die Arbeiterkammer fordert zu Ferienbeginn bessere Bedingungen für Plichtpraktika von Schülerinnen und Schülern.
APA/ROLAND SCHLAGER

Wien – Alle Jugendliche an berufsbildenden höheren Schulen (BHS) und die meisten an berufsbildenden mittleren Schulen (BMS) müssen im Rahmen ihrer Ausbildung ein Pflichtpraktikum machen. Die Bedingungen sind dabei nicht immer fair, zeigt eine aktuelle Studie des Österreichischen Instituts für Berufsbildungsforschung (ÖIBF) für die Arbeiterkammer. Teilweise bekommen sie keine Verträge und kein Geld für ihre Arbeit. Die AK fordert nun "Schluss mit unbezahlten Praktika".

Prekäre Verhältnisse

Laut der Umfrage (online, 7.675 Befragte) wurden 14 Prozent der Jugendlichen nicht für ihre Arbeit bezahlt, für sieben Prozent gab es nur Taschengeld oder eine Mischform aus Einkommen und Taschengeld. Unter den BMS-Schülerinnen und Schülern wurde ein Fünftel nicht entlohnt. Jeder Zehnte bekam keinen Arbeitsvertrag, bei sieben Prozent war es unklar. Über ihre Rechte beim Pflichtpraktikum wussten nur sechs von zehn Jugendlichen Bescheid, auch Vorbereitung und Nachbereitung in der Schule fand mehrheitlich nicht statt.

Mit den betrieblichen Rahmenbedingungen beim Pflichtpraktikum (Aufgaben, Arbeitsklima, Zeit, Ort) waren insgesamt 44 Prozent zufrieden, 40 Prozent fanden mittelgute Rahmenbedingungen vor und 16 Prozent weniger gute. Sozial benachteiligte Jugendliche berichteten dabei von schlechteren Rahmenbedingungen und mehr Schwierigkeiten bei der Suche nach Praktikumsplätzen. Je nach Schultyp haben die Pflichtpraktika einen Umfang zwischen vier und 32 Wochen, in den allermeisten Fällen (88 Prozent) werden sie in den Sommerferien absolviert.

Als besonders gut wurden die Arbeitsbedingungen in den Bereichen IT/Telekommunikation, Bau/Gebäudetechnik und Kfz/Maschinenbau eingestuft. Besonders widrig sind sie laut Erhebung in Tourismus und Gastronomie, Handel und Verkauf. Im Tourismus entstehen für Praktikanten laut Befragung etwa häufiger und überproportional hohe Kosten (für Unterkunft, Verpflegung, Arbeitsmittel, Fahrtkosten), sie müssen auch öfter Überstunden leisten als in anderen Branchen. In der Folge würde nur ein Drittel ein Übernahmeangebot im Praktikumsbetrieb annehmen, über alle Branchen war es die Hälfte.

Umfassende Forderungen

Das Bildungsministerium soll explizit in den BMHS-Lehrplänen verankern, dass nur noch Praktika im Rahmen eines Arbeitsverhältnisses anerkannt werden, fordert die AK als Reaktion auf die Studienergebnisse gegenüber der APA. Die Aufklärung der Jugendlichen über ihre Rechte - insbesondere das Arbeitsrecht - soll stärker in den Lehrplänen verankert werden. Außerdem soll ein verpflichtendes Praktikumsentgelt eingeführt bzw. dieses angehoben werden, gerade in den Kindergärten mit der vielen Verantwortung und hohen Arbeitsbelastung müssten unbezahlte Praktika der Vergangenheit angehören. Beim Pflichtpraktikum sollen auch keine zusätzlichen Kosten mehr anfallen dürfen. Darüber hinaus soll die Praktikumssuche durch Schaffung regionaler und zentraler Praktikumsbörsen einfacher werden, zuletzt hatte ein Fünftel dabei Schwierigkeiten. Es sollte auch überlegt werden, in welchen Bereichen Pflicht- in freiwillige Praktika umgewandelt werden können.

Besonderen Handlungsbedarf sieht man in der AK im Tourismus. "Wer sich über fehlende Fachkräfte beschwert, muss attraktive Arbeitsbedingungen bieten", fordert die Interessensvertretung. Darunter fallen keine Überstunden, eine Übernahme der Beherbergungskosten und eine bessere Planbarkeit der Dienste. (APA, 29.6.2024)