Roberto Vannacci mit einem Mikrofon in der Hand vor dem Logo der Lega.
Skandalautor Roberto Vannacci zog für die rechte Lega ins EU-Parlament ein – jetzt wird gegen ihn wegen Urkundenfälschung ermittelt.
AFP/GABRIEL BOUYS

Rom – Die Staatsanwaltschaft Rom hat Ermittlungen gegen General Roberto Vannacci, einen frischgewählten EU-Parlamentarier der italienischen Regierungspartei Lega, aufgenommen. Dem 55-jährigen Armeegeneral wird Urkundenfälschung im Zusammenhang mit Ausgaben während seiner Dienstzeit in Moskau vorgeworfen, berichtete die Tageszeitung Il Fatto Quotidiano am Freitag. Der General soll in den kommenden Wochen von der Staatsanwaltschaft befragt werden.

Die Untersuchung betrifft Vannaccis Zeit als italienischer Militärattaché in Moskau. Die Untersuchung bezieht sich auf Dienstzulagen für Familienmitglieder, die er angeblich unrechtmäßig erhalten hat, weil seine Frau und seine Töchter nicht in Moskau mit ihm lebten.

Bei den Ermittlungen geht es auch um Ausgaben in Höhe von 9000 Euro für ein Dienstfahrzeug, die angeblich nicht genehmigt waren, sowie um Erstattungen für die Organisation von Veranstaltungen und Abendessen, die nicht stattgefunden haben. Der untersuchte Zeitraum lag zwischen Februar 2021 und Mai 2022. Die Anwälte Vannaccis bezeichneten die Vorwürfe als haltlos.

Homophober Bestsellerautor

Der aus der Toskana stammende General ist im vergangenen Jahr mit seinem Buch Il mondo al contrario ("Die verkehrte Welt") zum Bestsellerautor avanciert. Gegen den ehemaligen Fallschirmjägerkommandanten laufen bereits Ermittlungen wegen Anstiftung zum Rassenhass. Die Untersuchung der römischen Staatsanwaltschaft wurde eingeleitet, nachdem sich mehrere Verbände und Organisationen über den Inhalt von Vannaccis Buch beschwert hatten.

Das im August 2023 erschienene Werk wurde zuletzt vom neurechten Antaios-Verlag in deutscher Sprache veröffentlicht. Der General, der früher in Afghanistan und im Irak gedient hatte, schreibt in seinem Buch unter anderem, dass Homosexuelle nicht "normal" seien. Genauso, wie der Mensch von Natur aus nicht Kannibale sei, könnten Homosexuelle von Natur aus nicht Eltern werden. Außerdem seien Menschen mit nichtweißer Hautfarbe keine "echten Italiener".

Vannacci war auch in der rechten Lega nicht unumstritten: Mehrere ranghohe Politiker protestierten gegen seine Kandidatur.
AFP/GABRIEL BOUYS

Vannacci kandidierte als unabhängiger Kandidat in den Reihen der Lega um einen EU-Parlamentssitz und wurde gewählt. Er schaffte es auf 538.000 Vorzugsstimmen und war nach Premierministerin Giorgia Meloni der meistgewählte Kandidat. Sogar für die rechte Lega war Vannacci zu rechts: In der Partei von Verkehrsminister Matteo Salvini distanzierten sich mehrere ranghohe Politiker von ihm. Salvini setzte den kontroversen General trotzdem als Kandidaten durch. (APA, red, 28.6.2024)