Falls Joe Biden nach dem verheerenden TV-Duell mit Donald Trump doch noch den Weg freimacht, wer könnte bei der US-Präsidentschaftswahl im November für die Demokraten antreten? Ein kleiner Überblick:

Kamala Harris

Kamala Harris, noch unbeliebter als ihr Boss.
GETTY IMAGES NORTH AMERICA/KEVIN

Logische Nachfolgerin wäre Bidens Vize Kamala Harris, allerdings hat diese – zumindest bis vor dem TV-Duell – sogar noch schlechtere Umfragewerte als ihr Vorgesetzter. Die großen Hoffnungen, die in sie gesetzt wurden, als sie als erste schwarze Frau Vizepräsidentin wurde, konnte sie nie erfüllen. Mittelfristig war gar angedacht, dass sie Biden nach einer ersten Amtszeit nachfolgen könnte, doch sie konnte nie wirklich Akzente setzen und ihr politisches Profil schärfen. Außerdem gab es vermehrt Berichte über ein schlechtes Klima in ihrem Personalstab und eine hohe Fluktuation. Aufgrund all dessen wurde lange spekuliert, Biden könnte sich diesmal einen anderen Running Mate suchen. Doch er blieb der 59-jährigen Harris treu.

Gavin Newsom

Gavin Newsom: smart und telegen, aber mit Angriffsflächen.
REUTERS/Marco Bello

Smart ist immer wieder das erste Wort, das fällt, wenn man Gavin Newsom beschreiben soll. Der Gouverneur von Kalifornien und Ex-Bürgermeister von San Francisco gilt als einer, den die Kameras lieben (und vermutlich auch umgekehrt), unter all den Kandidaten und Kandidatinnen ist er wohl leichter Favorit. Allerdings ist er weiter links einzustufen als Biden. Das heißt, in den liberalen Hochburgen an Ost- und Westküste würde er sicher gut ankommen, für das Weiße Haus müsste er aber auch die konservativere Mitte des Landes für sich gewinnen.

Privat bietet der 56-Jährige den Republikanern einiges an Angriffsfläche: So gestand er 2007 ein Alkoholproblem, er leidet an einer ausgeprägten Form der Leseschwäche und hatte einst eine Affäre mit der Frau seines Wahlkampfmanagers. Das Trump-Lager würde das sicherlich ausführlich ausschlachten.

Gretchen Whitmer

Gretchen Whitmer, die sich verbal gerne mit Donald Trump duelliert.
AP/Al Goldis

Gretchen Whitmer ist schon länger Hoffnungsträgerin der Demokraten. Die 52-jährige Gouverneurin von Michigan zog schon mit 29 Jahren ins Repräsentantenhaus ein, leidenschaftlich gibt sie Donald Trump Kontra, etwa in der Covid-Pandemie.

2020 wollte die paramilitärische Rechtsextremistengruppe Wolverine Watchmen sie entführen, ein Undercover-Agent des FBI konnte das Vorhaben aber vereiteln. Whitmer machte Trumps Rhetorik für das Klima im Land mitverantwortlich, in dem solche Verbrechen ausgeheckt werden. Der konterte rustikal wie eh und je. Im Wahlkampf hätten die beiden einander sicherlich genug zu sagen.

Josh Shapiro

Josh Shapiro hätte Heimvorteil in einem Swing-State.
AP/Matt Rourke

Der 51-jährige Joshua "Josh" Shapiro ist sicherlich der politisch Unerfahrenste im möglichen Kandidatenfeld. Ab 2017 war er Attorney General von Pennsylvania, sechs Jahre später stieg er dort zum Gouverneur auf. Manchen gilt er als zu brav, zu glatt, fast schon fad, gleichzeitig wird ihm viel politisches (Verbesserungs-)Potenzial attestiert.

Außerdem hat Shapiro einen strategischen Vorteil: Pennsylvania gehört zu den Swing-States, die von besonderer Bedeutung sind bei der Präsidentschaftswahl am 5. November. Umfragen zufolge schaut es dort für Biden recht düster aus, Shapiro könnte hier mit seinem Heimvorteil vermutlich ein gutes Ergebnis einfahren. Das gilt allerdings auch für Whitmer in Michigan. (Kim Son Hoang, 28.6.2024)

Video: TV-Duell: Biden entsetzt selbst Demokraten, Trump lügt
AFP