Die internationale Raumstation mit dem Blau des Ozeans im Hintergrund.
Die ISS mit der angedockten Starliner-Kapsel auf einem Bild vom 7. Juni.
AFP/Satellite image ©2024 Maxar

Es war ein unerwarteter Notfall: In einer Umlaufbahn in der Nähe der Internationalen Raumstation (ISS) brach ein russischer Satellit auseinander. Über 180 Bruchstücke verbreiteten sich unkontrolliert und gefährdeten die Raumstation. Die Crew zieht sich in so einem Fall in ihre Raumschiffe zurück. Die Vorsichtsmaßnahme dauerte etwa eine Stunde.

Russland schweigt

Eine offizielle Bestätigung von russischer Seite für den Vorfall gibt es nicht. Das Auseinanderbrechen des Satelliten, der laut russischen Angaben seit 2022 außer Dienst ist, wurde von dem auf die Verfolgung von Weltraumobjekten spezialisierten Unternehmen Leolabs am Donnerstag bemerkt.

Der Satellit befand sich dabei in einer Höhe von etwas mehr als 350 Kilometern. "Aufgrund der niedrigen Umlaufbahn der Teile schätzen wir, dass es Wochen oder Monate dauern wird, bis die Gefahr gebannt ist", heißt es in einer Stellungnahme von Leolabs gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. In dieser Höhe befinden sich tausende unterschiedliche Satelliten.

Absicht nicht ausgeschlossen

Der Grund für das Auseinanderbrechen ist unklar. Russland erregte 2021 Aufsehen, als es eine Weltraumwaffe erprobte und einen seiner Satelliten mit einer Rakete abschoss. Der Abschuss erzeugte tausende Trümmer. Russland wurde für die damit verbundenen Gefahren international kritisiert.

Gegenüber dem britischen Guardian schließt der auf das Tracken von Objekten im Weltraum spezialisierte Astronom Jonathan McDowell eine solche absichtliche Zerstörung nicht völlig aus, hält aber einen Unfall für wahrscheinlicher. Ein russischer Raketenabschuss sei nicht beobachtet worden.

Komplizierte Entsorgung

Die sichere Entsorgung von ausrangierten Satelliten ist ein zunehmend komplexer werdendes Problem. Objekte in niedrigen Umlaufbahnen werden normalerweise gezielt in die Erdatmosphäre gelenkt, um dort zu verglühen. Weiter entfernt befindliche Objekte müssen in einer in sicherem Abstand befindlichen Umlaufbahn "geparkt" werden. Auch das funktioniert nicht immer wie geplant und sorgt für Konflikte.

Die ISS, deren Laufzeit sich dem Ende zuneigt, soll in einigen Jahren kontrolliert in der Erdatmosphäre ihr Ende finden. Für diesen Zweck wird ein eigenes Raumfahrzeug entwickelt. (rkl, 28.6.2024)