Lando Norris gilt aktuell als Max Verstappens Herausforderer Nummer eins. Am Sonntag will er ihn auch in Spielberg ärgern.
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Am 23. August 1964 fand auf dem Flughafen Hinterstoisser in Zeltweg das erste WM-Rennen der Formel 1 auf österreichischem Boden statt. Am Sonntag (15 Uhr/Servus TV, Sky) steigt – der Grand Prix wurde nicht jährlich ausgetragen – die 39. Auflage. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Rennwochenende.

Frage: Wer ist Favorit?

Antwort: Auf dem Papier Max Verstappen. Der amtierende Weltmeister hat heuer sieben der bisherigen zehn Rennen gewonnen, davon auch die letzten beiden in Kanada und Spanien. Der Niederländer hat zudem in Spielberg fünf der vergangenen acht WM-Läufe gewonnen.

Frage: Aber?

Antwort: Verstappen sagt selbst: "Ich glaube, wir sind nicht mehr die Nummer eins." Die anderen Topteams sind näher an Red Bull Racing herangerückt, vor allem McLaren, Erkennungsfarbe: Papaya-Orange. Lando Norris wurde zweimal in Folge Zweiter, und da war durchaus mehr drin. In Montreal kam eine Safety-Car-Phase zu einem ungünstigen Zeitpunkt, in Barcelona vermasselte er den Start als Polesetter. Verstappen sagt: "Wir sind nicht mehr die Schnellsten, und im Reifenverschleiß ist McLaren auch besser." Für Norris ist Red Bull Racing in den sehr schnellen Passagen in Spielberg "besser als wir".

Frage: Und die anderen Teams?

Antwort: Auch Mercedes mischte zuletzt wieder vorn mit. Lewis Hamilton und George Russell landeten zuletzt jeweils in den Top Vier. Teamchef Toto Wolff erwartet ein starkes RB-Team in Spielberg. "Aber danach sind drei, vier Teams, die um die Poleposition und Rennsiege fahren können. Vielleicht sind wir noch nicht ganz reif für die Siege, aber hoffentlich bald." Servus-TV-Experte Christian Klien macht auch Ferrari Hoffnung: "In Montreal haben sie es selbst vergeigt, ihre Rennpace war aber nicht schlecht. Und auch in Barcelona war man auf Augenhöhe, Leclerc und Sainz haben sich aber intern bekämpft."

Orangene Rauchbomben.
Oranje-Fans beim Grand Prix von Spielberg 2023.
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Frage: Warum sorgt das Rennprogramm für zusätzliche Spannung?

Antwort: Weil es auch heuer nur ein freies Training (Freitag, 12.30 Uhr) gibt, die Teams also wenig Zeit haben, die Boliden richtig einzustellen. Am Freitagnachmittag (16.30) findet nämlich bereits die Qualifikation für das Sprintrennen am Samstag (12) statt. Danach (16) steigt das Qualifying für den Großen Preis von Österreich am Sonntag (15). Im Vorjahr wurde die Quali für das Hauptrennen am Freitagnachmittag ausgetragen, die Sprintquali am Samstagvormittag. Es ist nicht die einzige Änderung zum Vorjahr.

Frage: Wurde auf das letztjährige Track-Limit-Problem reagiert?

Antwort: Ja. Zur Erinnerung: Im Vorjahr überfuhren zahlreiche Fahrer die Streckenbegrenzung. Am Ende gab es 84 Track-Limit-Vergehen und insgesamt 20 Strafen. Weil es so lange dauerte, die mutmaßlichen Verstöße zu kontrollieren und gegebenenfalls zu ahnden, stand erst Stunden nach Rennende das endgültige Endergebnis fest. Damit sich das nicht wiederholt, wurde heuer ein temporäres Schotterband in den Kurven neun und zehn installiert. "Wer da reinfährt oder es berührt, hat einen Nachteil. Das löst das Problem von allein", sagte Erich Wolf, Geschäftsführer des Red-Bull-Rings. Ein permanentes Kiesbett kam nicht infrage, weil dies für andere Rennserien wie die Moto-GP (16.–18. August in Spielberg) wiederum unpassend wäre, weil diese aus Sicherheitsgründen größere Auslaufzonen brauchen.

Frage: Und wie sehen die Fahrer die Änderung?

Antwort: Williams-Fahrer Logan Sargeant glaubt nicht, dass das Problem vollkommen gelöst sei. "Es ist immer knifflig hier." Verstappen machen die schnellen Kurven auf dem Red-Bull-Ring Spaß, aber natürlich sei es problematisch, wenn danach über die Track-Limits gesprochen werde. Es sei aktuell schwierig zu sagen, was die beste Lösung für das Problem sei. "Man muss heuer noch vorsichtiger und präziser fahren."

Kiesbett
Ein Safetycar in der letzten Kurve neben dem neuen Kiesbett.
APA/ERWIN SCHERIAU

Frage: Gibt's etwas Neues bei Fahrerverträgen?

Antwort: Pierre Gasly und Lance Stroll haben ihre Verträge verlängert, wurde am Donnerstag bekannt. Der Franzose Gasly unterschrieb bei Alpine für mehrere Jahre. Der Kanadier Stroll wird Aston Martin bis 2025 und "darüber hinaus" erhalten bleiben. Über die genaue Laufzeit ist nichts bekannt. Verstappen hat indes klargestellt, dass er auch 2025 für Red Bull Racing fahren wird. "Ja", sagte der Niederländer auf eine entsprechende Nachfrage. "Ich habe einen langen Vertrag (bis 2028, Anm.) mit dem Team, ich bin sehr glücklich hier."

Frage: Spielt das Wetter in Spielberg mit?

Antwort: Am Donnerstagvormittag hat's geregnet. Der Freitag sei "zu 80 bis 90 Prozent den ganzen Tag trocken", sagte Christian Pehsl von der Geosphere Austria der APA. Am Samstag und Sonntag sei "sonniges und heißes Sommerwetter" zu erwarten.

Frage: Was müssen Fans sonst noch wissen?

Antwort: Servus TV überträgt alle Sessions live. Allen Vor-Ort-Zuseherinnen und Zusehern wird empfohlen, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Rad anzureisen. Im Vorjahr wurde mit 304.000 Fans ein neuer Publikumsrekord aufgestellt. Auch heuer werden wieder hunderttausende Fans in die Steiermark pilgern, darunter auch viele Oranje-Fans. Apropos: Die Niederlande waren auch bei der Pressekonferenz Thema. Verstappen wurde gefragt, was er zu Österreichs Sieg gegen sein Heimatland (3:2) bei der Fußball-EM zu sagen habe. "Österreich hat es wirklich, wirklich gut gemacht", antwortete der 26-Jährige. Na bitte, jetzt kann das Rennwochenende beginnen. (Andreas Gstaltmeyr, 28.6.2024)