Sergio Perez sucht nach den Gründen für seine Leistungen.
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Spielberg - Sergio Perez hat es wieder getan und sich nach einem starken Formel-1-Saisonstart in eine veritable Krise manövriert. In den jüngsten vier Rennen schaffte der Mexikaner kein Ergebnis in den Top-Sieben. Kurioserweise hat Red Bull ihm in dieser Zeit einen neuen Vertrag angeboten, was Perez eigentlich Flügel verleihen hätte sollen. Für sein Team wird der seltsame Leistungsabfall im WM-Kampf mehr und mehr zum Problem. "Wir brauchen Checo da vorne", sagte Boss Christian Horner.

In den ersten sechs WM-Läufen der Saison war Perez nie schlechter als Fünfter und stand dabei vier Mal auf dem Podium. Seit Imola kam er aber über den achten Platz nicht hinaus und schied zudem zweimal aus. In Spanien war er zuletzt von der elften Startposition losgefahren und wurde Achter. "Ziemlich enttäuschend, aber angesichts dessen, wo wir gestartet sind, war es so ziemlich das Maximum, das wir rausholen konnten", kommentierte der 34-Jährige das Ergebnis.

Verstappens Schutzschild

Horner brachte nach dem Rennen vor den Toren Barcelonas sein Missfallen mit der Situation deutlich zum Ausdruck. "Wenn er am hinteren Ende der Top acht ist, verliert man strategische Optionen. Da geht es darum, ob man seine Strategien aufteilt und so weiter", erklärte der Teamchef, der sich immer für Perez eingesetzt hatte. "Checo war in den ersten vier oder fünf Rennen dieses Jahres fantastisch. Wir müssen ihn einfach wieder dorthin bekommen." Denn klar ist, dass Max Verstappen, der in Spielberg sein Bekenntnis für Red Bull in der Saison 2025 bestätigte, Perez als sein Schutzschild neben sich auf der Strecke braucht, wenn die Konkurrenten immer stärker werden.

Merkwürdig ist, dass die Formschwäche des aktuellen Vizeweltmeisters dann voll einsetzte, als er sich mit Red Bull Racing auf eine Verlängerung seines Engagements um zwei Jahre einigte und den Vertrag unterzeichnete. "Ich bin erleichtert, dass ich hier bleibe", wurde Perez Anfang Juni vor dem Großen Preis von Kanada in der offiziellen Pressemitteilung zitiert.

In Spielberg will der WM-Fünfte ähnlich wie im Vorjahr sein Comeback lancieren und das aus dem Auto herausholen, was in ihm steckt. 2023 fuhr er im Sprint auf den zweiten Platz hinter Teamleader Verstappen und im Hauptrennen auf den dritten. "In Österreich haben wir alles in der Hand, um ein sauberes Wochenende zu haben. Das Team und ich wissen, wo wir uns verbessern und Änderungen vornehmen müssen, und wir werden sie umsetzen", sagte Perez. In Spanien habe er "das ganze Wochenende über mit der Balance des Autos zu kämpfen" gehabt.

"Das Wichtigste für uns ist, dass wir das Maximale aus unserem Package herausholen", meinte der Mexikaner am Donnerstag und ergänzte: "Die Abstände sind im Moment extrem eng. Wenn du ein paar Zehntel findest, wird das einen massiven Unterschied machen. Also muss man da auch ruhig bleiben." Außerdem würde Verstappen derzeit in Hochform fahren. "Mit einem anderen Teamkollegen würde es auch wieder anders ausschauen."

Kommerzielle Entscheidung?

Die Saison ist freilich noch lange, dennoch braucht Perez möglichst bald ein Erfolgserlebnis, um sich intern wieder in ein besseres Licht zu rücken. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Motorsport-Konsulent Helmut Marko nicht mehr zu seinen großen Unterstützern zählt. In der neuen Red-Bull-Welt nach dem Ableben von Dietrich Mateschitz hat das Wort des Steirers jedoch nicht mehr das Gewicht von früher.

Gemunkelt wird, dass die Vertragsverlängerung von Perez ein Produkt des guten Einvernehmens von Horner mit der thailändischen Yoovidhya-Familie war und auch aus Rücksicht auf den riesigen lateinamerikanischen Markt getätigt wurde, der für das Unternehmen wichtig ist. Gemunkelt wird aber auch, dass Klauseln im Vertrag des Fahrers es Red Bull ermöglichen würden, Perez trotzdem loszuwerden. Dann nämlich, wenn er gewisse Leistungsparameter nicht erreicht. (APA, red, 27.6.2024)