Visualisierung eines Corona-Virus
Die Covid-Infektionen sind wieder auf dem Vormarsch. Diesmal sorgt die FLiRT-Variante KP.3 für Aufsehen.
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Irgendwie sind wieder einmal viele krank – und das würde man so ja eigentlich nicht erwarten, wenn man auf das Wetter draußen schaut. Trotz allem gehen Husten, Schnupfen, Heiserkeit um, und der Verdacht liegt nahe, dass Covid dafür verantwortlich ist. Das dürfte tatsächlich stimmen, eine neue Variante breitet sich aktuell in Österreich aus.

KP.3 gehört zur Omikron-Familie und umgeht die Immunität wieder deutlich besser. In den USA, wo die Zahl der Fälle anhand von Abwasserdaten zu Covid-Infektionen zuletzt wieder deutlich angestiegen ist, ist es bereits die führende Variante, und auch in Europa hat sie schon einige heftige Wellen ausgelöst, etwa in Spanien, weiß der Molekularbiologe Ulrich Elling. Wahrscheinlich ist diese Variante auch in Österreich schon recht weit verbreitet. Genaue Zahlen fehlen allerdings, weil nur noch sehr wenig sequenziert wird, die Prävalenz von KP.3 dürfte aktuell bei rund 30 Prozent liegen.

Von einer neuen Covid-Welle kann man dabei in Österreich noch nicht sprechen, zuletzt sind die Werte im Abwasser aber wieder leicht gestiegen, wie man auf dem Dashboard für das Abwassermonitoring sehen kann. Was bedeutet das nun für die nächsten Wochen? Das ist noch nicht ganz klar, sagt Elling, zwei Szenarien seien möglich: "Es könnte sein, dass sich die Welle, die sich gerade beginnt aufzubauen, durch die beginnenden Ferien einbremst. Dann kommt sie aber im Herbst umso früher und wird sicher auch höher ausfallen." Das kann man aber erst in den nächsten Wochen mit Sicherheit sagen.

Konzerte und EM

Die andere Variante ist, dass es zu einer Sommerwelle kommt, auch weil die Menschen die Infektion aus Urlaubsländern wie Spanien, wo die KP.3-Variante schon länger dominiert, mitbringen. Dort ist die Welle bereits so hoch, dass sich etwa beim Taylor-Swift-Konzert in Madrid Ende Mai zahlreiche Menschen angesteckt hatten. Es kam zu so vielen Infektionen, dass ein Fan-Account der Musikerin sogar auf der Plattform X eine Umfrage startete, wie viele betroffen seien. 35 Prozent antworteten darauf mit Ja, sie hätten sich infiziert.

Taylor Swifts spanische Fans wollen es genau wissen – und tatsächlich beantworten 35 Prozent der Teilnehmenden die Umfrage, ob sie sich auf Swifts Konzert in Madrid Ende Mai mit Covid infiziert hätten, mit Ja. Das liegt wohl daran, dass in Spanien die infektiöse Variante KP.3 schon länger dominiert.
X-Post von Taylor Swift nach ihrem Konzert in Madrid, in dem sie ihre Fans fragt, ob sie sich beim Konzert mit Covid infiziert hätten.

Elling rät deshalb Spanien-Reisenden, Schnelltests ins Gepäck zu geben. Das gilt natürlich auch für andere Urlaubsdestinationen. Und auch hierzulande gibt es derzeit viele Möglichkeiten, sich anzustecken, etwa bei Public Viewings zur Fußballeuropameisterschaft und (hoffentlich) weiteren Siegesfeiern nämlich. Das soll uns natürlich nicht vom Feiern abhalten, aber es ist gut, wenn man sich der Möglichkeit bewusst ist.

FLiRT-Variante

Was kommt aber mit KP.3 auf uns zu? Es handelt sich dabei um eine FLiRT-Variante, dazu gehören auch KP.2 und KP.1.1. Der Name setzt sich aus den Buchstaben F, L, R und T zusammen, die in den einzelnen Mutationen am Spike-Protein dieser Varianten, etwa bei F456L und R346T, vorkommen. Die FLiRT-Varianten gehören zur Omikron-Familie und haben sich aus der JN.1-Variante entwickelt, jenem Stamm, der im Winter vorherrschend war.

Neuheiten sind von KP.3 nicht zu erwarten, die Symptome sind typisch für eine Covid-Infektion, also Husten, Kurzatmigkeit, Schnupfen, Gliederschmerzen, eventuell Fieber, Kopfschmerzen, Halsentzündung und auch Verlust des Geruchssinns.

In Österreich steigen die Infektionszahlen zwar, aber das schlägt sich derzeit nicht in Krankhausaufnahmen nieder. Laut SARI-Dashboard, das die Hospitalisierungen aufgrund schwerer akuter respiratorischer Infektionen wie Corona, Influenza, RSV und mehr anzeigt, sind die Hospitalisierungen wegen Covid seit März unverändert niedrig. Der Immunschutz geht aber zurück und wird von KP.3 auch besser umgangen. Deshalb sollten vor allem Ältere, die schon länger keine Infektion mehr hatten, aufmerksam sein beziehungsweise ihren Impfschutz auffrischen, sagt Elling.

Harmlose Grippe?

Aber warum ist das wichtig? Mittlerweile sollte sich doch Covid in puncto Gefährlichkeit auf dem Status einer Influenza-Infektion eingependelt haben. Tatsächlich ist es mittlerweile sehr ähnlich in Bezug auf Hospitalisierungen und Todesfälle, wie zuletzt auch der Virologe Christian Drosten im STANDARD-Interview sagte.

Eine genaue Auswertung der Daten zeigt aber, dass Covid doch noch etwas gefährlicher ist als die Influenza. Eine Studie, die eben erst im Journal of the American Medical Association erschienen ist, hat Daten der Veterans Administration aus den Jahren 2023 und 2024 ausgewertet. Mussten Personen aufgrund einer Covid-Infektion ins Spital, war es um 35 Prozent wahrscheinlicher, dass sie daran verstarben als wegen einer Influenza-Infektion. Die Sterblichkeitsrate liegt demnach nach Hospitalisierung für Covid bei 5,7 Prozent und bei der Influenza bei 4,2 Prozent, also etwas darunter.

Es kommen außerdem im Verhältnis immer noch mehr Menschen wegen einer Covid-Infektion ins Krankenhaus als wegen einer Influenza. Vor allem Ältere und Hochrisikopatienten sind hier gefährdet. (kru, 28.6.2024)