Wien – Am Freitag starten mehr als eine Million Schülerinnen und Schüler im Osten Österreichs in die Ferien. Während die schulfreie Zeit für viele Freude, Spaß und Urlaub bedeutet, bereiten die neun Wochen Ferien etlichen Kindern und Eltern Sorgen. Viele Eltern hatten schon während der Schulzeit mit Belastungen zu kämpfen, wie aus Zahlen von Rat auf Draht, einer Notrufnummer für Kinder und Jugendliche, hervorgeht.

Die gemeldete Überforderung habe im ersten Halbjahr 2024 um 86 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zugenommen. Mehr als 1300 Beratungsgespräche habe es seit Jänner zum Thema Schule gegeben. "Gerade in der kommenden Ferienzeit steht zu befürchten, dass die Belastungen für Eltern nicht weniger werden", heißt es in einer Aussendung. Der Bedarf an psychosozialer Beratung steigt laut Rat auf Draht enorm an.

Viele Schülerinnen und Schüler sehnen den Schulschluss herbei. Wer mit schlechten Noten zu kämpfen hat, hat aber oft mit Überforderung in den Ferien zu kämpfen.
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Stress bereitet der Schulschluss nicht nur den Eltern, sondern auch den Kindern. Die häufigsten Themen in den Beratungsgesprächen mit Jugendlichen seien ein schlechtes Zeugnis, ein Schulwechsel, Mobbing und Überforderung, erklärt Rat-auf-Draht-Sprecher Oliver Bayer im Gespräch mit dem STANDARD.

"Viele Beratungsstellen haben im Sommer geschlossen. Deshalb melden sich dann viele Jugendliche bei uns. Während der Ferien haben die Kinder mehr Zeit, sich mit sich selbst zu beschäftigen", sagt Bayer. Bei schlechten Noten und einer Nachprüfung im Herbst empfiehlt Rat auf Draht den Eltern, Ruhe zu bewahren. Vorwürfe und Strafen seien kontraproduktiv und würden die Situation nicht verbessern.

Pause trotz Nachprüfungen wichtig

Vielmehr sollte gemeinsam mit den Kindern nach den Ursachen der schlechten Noten gesucht werden. Den Schülerinnen und Schüler sollte auch trotz Nachprüfung eine Pause in den Ferien gegönnt werden. Rechtzeitiges Lernen für die Prüfungen im Herbst sei aber ebenso wichtig. Klappt das gemeinsame Lernen nicht, könne professionelle Unterstützung helfen.

Um Eltern bei der Kinderbetreuung zu entlasten, fordert SOS-Kinderdorf zu Ferienbeginn eine sogenannte Betreuungskarenz: Diese soll vier Wochen dauern und allen Eltern mit schulpflichtigen Kindern zustehen. Analog zur Pflege- und zur Bildungskarenz soll ebenfalls Karenzgeld bezogen werden können, so die Idee. Eine Studie der Arbeiterkammer würde zeigen, dass 27 Prozent aller Eltern das Homeoffice nutzen, um die Kinder zu betreuen. "Das kann keine Lösung sein", meint SOS-Kinderdorf-Geschäftsführer Christian Moser. (ste, 28.6.2024)