Projekt Verne
Der Rimac Verne verspricht zu den optisch attraktivsten Robotaxis am Markt zu zählen.
Rimac

Der künftige Bugatti Tourbillon ist nicht unbedingt das, was man als zukunftsweisendes Fortbewegungsmittel für die Masse bezeichnen würde. Er repräsentiert aber das, womit sich Autonarr und Selfmademilliardär Mate Rimac in den letzten Jahren einen Namen in der Automobilbranche gemacht hat: eine Leidenschaft für Supersportwagen. Das ist aber bei weitem nicht alles, da kommt noch viel mehr.

Selbstfahrende Taxis für Europa

Sein Unternehmen, das nach ihm benannt ist, soll in absehbarer Zeit nämlich ein unvergleichlich massentauglicheres Konzept in die Realität umsetzen: Bereits ab 2026 will man einen Robotaxidienst in Europa einführen. Also einen Fahrdienst, der vollständig autonom operierende Fahrzeuge einsetzt, um Passagiere im urbanen Raum zu befördern.

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Verne ist vollständig elektrisch, die Technologie für das autonome Fahren stammt von Intel-Tochter Mobileye.
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Diese selbstfahrenden Taxis nutzen fortschrittliche Technologien, einschließlich KI-gesteuerter Software, Sensoren, Kameras und Lidar, um die Umgebung zu erfassen und sicher durch den Verkehr zu navigieren. Ziel ist es dabei, die Mobilität in Ballungsgebieten zu verbessern, indem man die Notwendigkeit privater Autos reduziert und damit auch ein Stück dazu beiträgt, den Verkehr und nicht zuletzt die Umweltbelastung zu reduzieren.

Von "Project 3 Mobility" zu "Verne"

Die Idee für autonome Fahrzeuge ist bei Rimac bereits seit 2017 im Entstehen. Unter dem Namen "Project 3 Mobility" erhielt man im Jahr 2021 dann 200 Millionen Euro von der EU zur Entwicklung von Robotaxis – eine Subvention im Rahmen eines 6,3 Milliarden schweren Aufbauplans für Kroatien.

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Die Schiebetüren sehen nicht nur stylish aus, sie sollen den Einstieg in das Fahrzeug erleichtern.
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Finanziell unterstützt wird Rimac aber auch von den südkoreanischen Autoherstellern Hyundai und Kia. Mittlerweile wurde das Projekt, das von Rimacs Freund Marko Pejković geleitet wird, in "Verne" umbenannt. Nach Unternehmensangaben sei der gleichnamige französische Schriftsteller Vorbild gewesen, weil er das Motiv der Reise oft als Hauptelement in seinen Geschichten verwendet habe.

Das geplante Robotaxi Verne wird vollständig elektrisch sein und auf autonomer Technologie der Intel-Tochter Mobileye basieren, die zahlreiche Automobilhersteller mit autonomer und fortschrittlicher Fahrerassistenztechnologie versorgt. Konkret wird Verne Mobileye Drive verwenden, das die sogenannte EyeQ-Technologie und ein Datenerfassungsprogramm namens Road Experience Management nutzt, um eine dreidimensionale Karte zu erstellen.

Ungewöhnliches, aber schnittiges Design

Besonders auffallend am Design von Vernes Robotaxi ist der Verzicht auf traditionelle Fahrzeugkontrollen wie Lenkrad und Pedale. Stattdessen konzentriert sich das Design auf Aerodynamik und Ästhetik, wodurch typische Elemente wie Scheibenwischer und Seitenspiegel entfallen. Das Fahrzeug präsentiert sich als kompakter Zweisitzer, der eher an einen sportlichen Kleinwagen erinnert als an die üblichen selbstfahrenden Minivans.

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Der Innenraum soll nicht nur viel Platz für bis zu zwei Fahrgäste bieten ...
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Wie The Verge berichtet, stützt sich die Entscheidung für ein Zweisitzermodell auf Daten, die zeigen, dass die meisten Fahrten nur von ein oder zwei Personen unternommen werden. Dies ermöglicht es Rimac, trotz geringerer Kapazität einen vergleichsweise geräumigen Innenraum zu schaffen. Obwohl das Fahrzeug luxuriös ausgestattet ist, verspricht Mate Rimac, dass der Dienst für jedermann erschwinglich sein wird – konkrete Preise sind aber noch nicht genannt worden.

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... sondern offenbar auch ein modernes Infotainmentcenter.
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Der Innenraum des Robotaxis wird durch einen 43 Zoll großen Bildschirm dominiert, der nahezu die gesamte Breite des Armaturenbretts einnimmt und Funktionen wie Navigation, Mediensteuerung und Kabinenkontrolle bietet. Zusätzlich wird das Fahrzeug über ein modernes Dolby-Atmos-Soundsystem verfügen, das es den Fahrgästen erlaubt, ihre eigene Musik zu hören oder Filme zu schauen.

Start in Zagreb, gelungener Vorführeffekt

Zum Rufen des Robotaxis soll eine mobile App zum Einsatz kommen, ähnlich wie man es von bekannten Fahrdienstvermittlern wie Uber kennt. Über diese App sollen Nutzer auch verschiedene Einstellungen wie Temperatur, Beleuchtung und sogar Duft vor der Ankunft des Fahrzeugs anpassen können. Zu den geplanten Robotaxis gehören auch sogenannte Motherships – Zentralen in den Städten, wo die Fahrzeuge gewartet, gereinigt und geladen werden.

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Gerufen werden soll Verne, wie man es bereits von Uber gewohnt ist, via App – aber mit zusätzlichen Einstellungsmöglichkeiten.
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Nach dem Start in Zagreb soll der Dienst ab 2026 in weiteren europäischen Städten etabliert werden. Damit könnte Rimac der erste große Betreiber von Robotaxis außerhalb der USA und Chinas werden. Das Unternehmen hat bereits Vereinbarungen mit elf Städten in der EU, in Großbritannien und im Nahen Osten getroffen und verhandelt derzeit mit mehr als 30 weiteren Städten weltweit.

Allzu eilig sollte man es mit einer Premiere in der freien Wildbahn ohnehin noch nicht haben: Bei der neulich erfolgten Präsentation von Verne zeigte sich das Robotaxi nämlich ein wenig "schüchtern". Als es von Rimac per App dazu aufgefordert wurde, auf die Bühne zu fahren, ließ sich das Fahrzeug einfach nicht blicken. (bbr, 27.6.2024)