Amir-Hossein Hashemi bei einer Pressekonferenz.
Amir-Hossein Hashemi will die "Einheit" von regimetreuen Kräften bewahren.
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Teheran/Wien – Kurz vor der Präsidentenwahl im Iran haben zwei konservative Fundamentalisten ihre Kandidatur zurückgezogen. Nach Amir-Hossein Hashemi verkündete auch der amtierende Bürgermeister der Hauptstadt Teheran, Alireza Zakani, am Donnerstag, am Freitag nicht antreten zu wollen. Beide Politiker begründeten den Schritt damit, die verbliebenen konservativen Bewerber zu stärken. "Ich ziehe mich aus dem Rennen zurück, um den Zusammenhalt der revolutionären Kräfte aufrechtzuerhalten", erklärte Hashemi auf der Webseite X (früher Twitter). Er gehört der sogenannten Stabilitätsfront an, einer systemtreuen Gruppe, und steht der Stiftung für Märtyrer und Veteranen als Vorsitzender vor. Im Wahlkampf präsentierte er sich als der Kandidat, der das Vermächtnis des verstorbenen Präsidenten Ebrahim Raisi fortführen würde – jedoch ohne Erfolg in den Umfragen, auch aufgrund der geringen Popularität seines Vorgängers.

Rund 61 Millionen Wählerinnen und Wähler sind an diesem Freitag dazu aufgerufen, einen Nachfolger für den bei einem Hubschrauberabsturz tödlich verunglückten Raisi zu wählen. Der Wächterrat, ein Kontrollgremium aus Geistlichen und loyalen Juristen, hat nur sechs Kandidaten zur Wahl zugelassen. Von 80 Bewerbern wurde damit die große Mehrheit ausgeschlossen. Auch ehemalige Präsidenten wie der als pragmatisch geltende Akbar Rafsanjani und der Populist Mahmoud Ahmadinejad durften nicht antreten.

Nur ein Reformkandidat zugelassen

Im konservativen Lager tobt ein Machtkampf zwischen dem Hardliner Saeed Jalili, Ex-Unterhändler bei Atomverhandlungen, und Parlamentspräsident Mohammad Bagher Ghalibaf. Ob sich ein weiterer Kandidat zurückzieht, ist unklar. Als einziger moderater Kandidat hat der frühere Gesundheitsminister Massoud Pezeshkian gute Chancen. Dessen Sieg möchten Hashemi und Zakani nach eigenen Angaben unbedingt verhindern. Neben den drei Kandidaten bleibt noch der konservative Geistliche Mostafa Pourmohammadi, der mit Aussagen gegen die staatliche Zensur auffiel, im Rennen.

Bei Umfragen liegt der konservative Hardliner Saeed Jalili vorne.
APA

Auch iranische Bürger im Ausland können an der Wahl am Freitag teilnehmen. Abstimmungslokale in Österreich gibt es in der Botschaft in Wien sowie in Graz. Aber auch in der slowakischen Hauptstadt Bratislava können Iraner ihre Stimme abgeben. Die Wahllokale sind jeweils von 8 bis 18 Uhr geöffnet, teilte die Botschaft in Wien mit. Wahlberechtigt sind alle Iraner ab 16 Jahren, die einen Reisepass oder eine Geburtsurkunde vorweisen können.

Frauen in Kopftüchern gehen an Plakaten des Reformkandidaten Massoud Pezeshkian vorbei.
Gesundheitsminister Massoud Pezeshkian ist der einzige zugelassene Reformkandidat.
AFP/RAHEB HOMAVANDI

Langandauernde Proteste gegen den Kopftuchzwang erschüttern seit 2022 das streng religiös regierte Land. Polizeikräfte sollen dabei mehr als 500 Protestierende getötet haben. Die junge Generation gilt als desillusioniert vom politischen System der Islamischen Republik. Es wird keine große Wahlbeteiligung erwartet. (APA, rsb, 27.6.2024)