2022 zog sich Dmitri Aksenow nach zehn Jahren (2012–2022) nicht ganz freiwillig von der Viennacontemporary-Messe zurück.
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Wenn es um Messen für zeitgenössische Kunst geht, dann könnte man in Wien schön langsam den Überblick verlieren. Über das Kalenderjahr verteilt sind es mittlerweile deren acht, die jüngst vermeldeten Neuzugänge Paper Positions (21.–24. November, Kursalon Hübner) und Affordable Art Fair (Mai 2025, Marx-Halle) sind da bereits inkludiert.

Da geht noch was, muss sich wohl jener Initiator gedacht haben, der dieser Tage mit der Particolare die nächste neue Kunstmesse ankündigte. Der Auftraggeber des als "innovativ" bezeichneten Formats: Dmitri Aksenow mit seinem Verein Cult Tech Association.

Die im Windschatten von Wladimir Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine aufgekommenen Turbulenzen rund um den langjährigen Eigentümer der Betreibergesellschaft der Viennacontemporary (VC) sind der Wiener Szene gut in Erinnerung.

Angriffskrieg führte zu unfreiwilligem Ausstieg

Obwohl der Unternehmer und russisch-zypriotische Doppelstaatsbürger weder sanktioniert wurde, noch öffentlich als Putin-Freund in Erscheinung getreten war, hatten einige Galerien Bedenken im Hinblick auf eine Teilnahme an "seiner" Messe und einen damit womöglich verbundenen Reputationsverlust. Zumal ja weiterhin Geld aus seinem in Russland erwirtschafteten Vermögen in die Veranstaltung fließen sollte.

Auf Druck aus dem Umfeld einer neuen Trägerorganisation, die bereits Ende 2021 gegründet worden war, entschied sich Aksenow am Ende für einen Rückzug aus der Betreibergesellschaft (VC Artevents GmbH). Die wirtschaftliche Entflechtung sollte noch Monate dauern, konkret bis einen Tag vor der VC-Eröffnung im September 2022.

Gemeinsame Adresse, separates Business

Sein langjähriger Freund und Mitarbeiter Markus Huber blieb und übernahm in weiterer Folge auch die Geschäftsführung der neuen Betreibergesellschaft VC Artfairs GmbH: Deren historische und aktuelle Firmenanschrift in der Siebensterngasse im siebenten Bezirk stimmt auf Hausnummer, Stockwerk und Türnummer genau mit jener von Aksenows neuem Verein Cult Tech Association aus dem aktuellen Auszug des Vereinsregisters überein.

Im STANDARD-Gespräch kann sich Huber das nicht erklären. Er beteuert jedoch, in die Messepläne Aksenows nicht eingeweiht gewesen zu sein, lediglich von einer Ausstellung sei kursorisch die Rede gewesen. Dass diese Particolare (11.–15. September) nun im Kursalon just zeitgleich mit der Viennacontemporary in der Messe Wien (12.–15. September) stattfindet, sorgt dennoch für einige Irritation.

Abenteuer mit Thomas Hug

Anders als bei klassischen Kunstmessen sollen Galerien eingeladen werden, "ausgewählte Werke einreichen" zu dürfen. Das Team rund um Aksenow, ein von Cult-Tech-CEO Marc Brandsma dirigiertes Komitee, sieht dieses kuratierte Format als "kreative Ergänzung" zu den synchron stattfindenden "Plattformen": Neben der VC und der Parallel Vienna (11.–15. September, Otto-Wagner-Areal) ist dies auch das etablierte Galerienfestival Curated By (bis 19. Oktober), das am gleichen Wochenende zur Eröffnung lädt.

Falls man zu dieser Zeit in Wien dann Thomas Hug über den Weg laufen sollte, ist das wohl nicht dem Zufall geschuldet. Der 2023 von der Art Genève entlassene Ex-Direktor, über den Anfang des Jahres strafrechtliche Ermittlungen wegen Veruntreuung von Stiftungsgeldern bekannt wurden, soll einer der engsten Berater für Dmitri Aksenows neues Abenteuer sein, wie in der Szene kolportiert wird. (Olga Kronsteiner, 27.6.2024)