Die Hotelerbin und Reality-TV-Darstellerin Paris Hilton hat am Mittwoch in einer Anhörung vor einem Ausschuss des US-Repräsentantenhauses mehr staatliche Kontrolle in Jugendbetreuungsprogrammen gefordert. Die 43-jährige Urenkelin des Hotelgründers Conrad Hilton berichtete dabei über emotionalen und körperlichen Missbrauch, den sie ihren Angaben zufolge als Teenager erfahren haben soll, als sie in einer jugendtherapeutischen Einrichtung untergebracht war.

Vor dem Ausschuss erzählte sie, sie sei im Alter von 16 Jahren mitten in der Nacht aus ihrem Bett geholt und über Bundesstaatsgrenzen in eine Pflegeeinrichtung gebracht wurde, wo sie körperlich und sexuell missbraucht worden sei.

Paris Hilton sagte vor einem Ausschuss des US-Repräsentantenhauses aus.
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"Schlimmer als Hundezwinger"

Diese "23-Milliarden-Dollar-Industrie" betrachte gefährdete Kinder "als Dollarzeichen und operiert ohne sinnvolle Kontrolle", sagte sie. "An diesen Orten gibt es keine Bildung, an den Wänden ist Schimmel und Blut", fügte sie als Antwort auf Fragen der Abgeordneten hinzu. "Es ist entsetzlich, wie diese Orte sind. Sie sind schlimmer als manche Hundezwinger."

In den vergangenen Jahren hätten Kapitalbeteiligungen größere Anteile in der Branche erworben, die sich auf die Gewinnmaximierung konzentrierten, was sie dazu veranlasse, unqualifizierte Arbeitskräfte einzustellen. "Ihnen geht es mehr um den Profit als um die Sicherheit der Kinder", sagte sie.

Vorwürfe gegen Einrichtung in Utah

Hilton erhob im Jahr 2020 in ihrer Youtube-"Dokumentation" This is Paris erstmals Vorwürfe gegen eine Einrichtung in Provo im US-Bundesstaat Utah, deren Schließung sie forderte. Im Februar 2021 sprach sie zu dem Thema vor einem Senatsausschuss Utahs.

Diese Erfahrungen führten ihrer Aussage nach zu einer posttraumatischen Belastungsstörung, an der sie noch immer leide. "Diese Programme versprachen 'Heilung, Wachstum und Unterstützung', erlaubten mir aber stattdessen zwei Jahre lang nicht, zu sprechen, mich frei zu bewegen oder auch nur aus dem Fenster zu schauen", sagte Hilton dem Ausschuss. "Meine Eltern wurden von dieser gewinnorientierten Branche völlig getäuscht – belogen und manipuliert –, man kann sich also nur vorstellen, was für eine Erfahrung das für Jugendliche sein muss, die niemanden haben, der sich um sie kümmert."

Mehrere Abgeordnete stimmten darin überein, dass eine stärkere bundesstaatliche Aufsicht notwendig sei. "Wir müssen uns immer vor Betrug in Acht nehmen und uns vor Wall-Street-Geiern in Acht nehmen, die öffentliche Gelder schnappen, um sich die Taschen vollzustopfen", sagte der demokratische Abgeordnete Bill Pascrell. "Wir können nicht zulassen, dass der Private-Equity-Oktopus seine Tentakel nach der Kinderbetreuung ausstreckt." (red, Reuters, 27.6.2024)