"Als letzte Alternative für die nichtvermeidbaren Emissionen brauchen wir Möglichkeiten, CO2 unter strengen Sicherheits- und Umweltauflagen zu speichern", sagt Klimaministerin Leonore Gewessler.
Heribert Corn

Wien – Die Bundesregierung hat sich auf Regeln zur Speicherung von CO2 in Österreich geeinigt. Am Mittwoch wurde ein Leitfaden zum Umgang mit unvermeidbarem CO2-Ausstoß, die sogenannte Carbon-Management-Strategie (CMS), beschlossen. "Als letzte Alternative für die nichtvermeidbaren Emissionen brauchen wir Möglichkeiten, CO2 unter strengen Sicherheits- und Umweltauflagen zu speichern", sagte Klimaministerin Leonore Gewessler (Grüne) in einer Mitteilung dazu.

CO2-Speicherverbot

Der für Bergbau und Rohstoffe zuständige Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) hebt wie Gewessler hervor, dass die Vermeidung von CO2 im Vordergrund stehe. Aber es müsse auch das Speichern, Transportieren und Wiederverwerten von CO2 möglich sein. Zentrale Empfehlung der CMS ist die Zulassung der geologischen Speicherung in Österreich. Seit 2011 gilt in Österreich ein CO2-Speicherverbot. Die neue Strategie ist noch kein Gesetzesvorschlag zur Aufhebung des Speicherverbots, soll aber den Rahmen für so ein Gesetz stecken. Eine Änderung der gesetzlichen Bestimmungen ist vor der Wahl Ende September nicht zu erwarten.

Auch auf Dauer nicht vermeidbare Treibhausgasquellen sind etwa kleinteilig in der Landwirtschaft mit Methan- und Lachgasemissionen und größer in der Industrie wie beispielsweise der Zement- oder Feuerfestproduktion zu finden. Diese Emissionen können künftig geologisch gespeichert (Carbon Capture and Storage, CCS) oder in neuen Produkten gebunden (Carbon Capture and Utilization, CCU) werden. Der Leitfaden befasst sich auch mit der Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre durch technische oder naturbasierte Verfahren (Carbon Dioxide Removal, CDR). Auch der Weltklimarat erkennt an, dass die CO2-Abscheidung bzw. -Speicherung für die Umsetzung der Klimaziele im Übereinkommen von Paris notwendig ist, heißt es in einer Mitteilung des Klimaministeriums.

Transport und mögliche Speicherorte

Im Ö1-Morgenjournal war am Donnerstag Tobias Pröll, Professor für Energietechnik und Energiemanagement der Universität für Bodenkultur in Wien, zu Gast. Vor dem Interview wird vorausgeschickt, dass Pröll im Vorfeld von der Regierung eingeladen wurde, seine Meinung zu Carbon Capture and Storage einzubringen und dem nachgekommen sei.

Als das Thema Transport zur Sprache kommt, gibt Pröll folgende Einschätzung: "Ich würde sogar sagen, CO2 zu transportieren ist wahrscheinlich etwas komplizierter als Öl und etwas einfacher sogar als Erdgas." Zur Geschichte des Verbots, CO2 einzulagern, sagt Pröll, es sei damals von der Möglichkeit Gebrauch gemacht worden, dies grundsätzlich zu verbieten. "Ich nehme an, da der Druck damals auch noch nicht so hoch war, jetzt wirklich was zu tun für diese energieintensive Industrie, die ja diese CO2-Ausstoß-Probleme hat, ist man hier den einfacheren Weg gegangen und musste sich dann viele Jahre lang nicht mehr mit dem Thema beschäftigen. Jetzt holt uns das aber offensichtlich ein."

Bezüglich möglicher Speicherorte in Österreich sagt Pröll: "Die grundsätzlichen Verdächtigen sind immer Bereiche, wo es Öl- und Gasvorkommen gab oder gibt." Dort sei eine Speicherung potenziell möglich, sagt Pröll und ergänzt: "Dann muss natürlich so eine Speicherstätte sehr, sehr gut untersucht und ausgewählt werden." Angesprochen auf Risiken einer unterirdischen Speicherung entgegnet der Experte: "Es ist keine Technologie ohne Risiko." Risiken gingen etwa von alten Bohrlöchern aus. Diese müssten gut verschlossen werden, damit das CO2 nicht an anderer Stelle wieder austrete. (APA, red, 27.6.2024)