Kylian Mbappé ist Frankreichs bisher einziger Torschütze.
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Erst als der Sieg in der Österreich-Gruppe D leichtfertig verschenkt war, rührte Kylian Mbappé seine Maske nicht mehr an. Immer wieder hatte Frankreichs Superstar zuvor den schwarzen Nasenschutz justiert, den Schweiß darunter abgewischt – und ihn sich beim Torjubel sogar heruntergerissen. Nach dem ernüchternden Comeback behielt Mbappé seinen neuen Wegbegleiter allerdings stur im Gesicht, es wirkte beinahe so, als wolle er sich auf dem Weg in die Kabine dahinter verstecken.

Maske als Gegner

Zwar hing genau eine Woche nach dem folgenschweren Zusammenprall mit Kevin Dansos Schulter schon wieder fast das gesamte Angriffsspiel der Equipe Tricolore an ihrem Kapitän, doch die Tristesse in der Offensive konnte auch Mbappé nicht beenden. Die Maske, die der 25-Jährige aufgrund seines Nasenbeinbruchs tragen muss, machte dem Ausnahmekönner beim 1:1 (0:0) gegen Polen mehr zu schaffen als so mancher Gegenspieler.

Sein Trainer aber beteuerte, dass Mbappé trotz aller Einschränkungen für die K.-o.-Phase gerüstet sei. "Nach allem, was er durchgemacht hat, dem Schlag auf die Nase, nach Tagen, die echt kompliziert waren, ist er wieder gut drauf", sagte Didier Deschamps. Mbappé habe "sehr viel Spielfreude" gezeigt. Und: Diese Partie werde ihm dabei helfen, "Erfahrungen zu sammeln für das, was auf uns wartet".

Mbappé hielt sich aus unübersichtlichen Situationen heraus. Ansonsten wirbelte der künftige Starstürmer von Real Madrid jedoch gleich munter drauf los, er setzte immer wieder zu seinen unnachahmlichen Antritten an, scheiterte bei vielen seiner Versuche aber am überragenden polnischen Torhüter Lukasz Skorupski. Auch das gehört zur Wahrheit beim Blick auf Frankreichs schwache Torausbeute.

Alles von vorn

Nur ein Sieg und zwei Tore stehen bislang zu Buche: Mbappés verwandelter Elfer gegen Polen sowie das Eigentor von Maximilian Wöber in der Auftaktpartie. Die Zeitung Le Parisien fragte deshalb bereits, ob man sich Sorgen um das französische Team machen müsse. "Vielleicht", gab Deschamps immerhin zu, hätten andere Mannschaften "mehr Potenzial gezeigt, und die Tatsache, dass wir keine Tore schießen, hat uns eingeschränkt". Im Achtelfinale beginne jedoch "quasi ein neuer Wettbewerb".

Einer, den Frankreich als Gruppenzweiter hinter Österreich in der vermeintlich stärkeren Turnierhälfte beginnen muss. Auf dem Weg zum Titel warten jetzt Kaliber wie Gastgeber Deutschland, Turnierfavorit Spanien oder Portugal. Es braucht eine deutliche Steigerung des Vizeweltmeisters. (sid, red, 26.6.2024)