Ein Schild zeigt, dass in 500 Metern die Grenze zu Österreich kommt.
Österreich braucht neue Einnahmequellen. Ein Fonds, der Start-ups finanziert, könnte so eine sein.
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Unternehmerisches Wachstum – ein Schlagwort, das Politiker gerne bemühen. Um den Standort müsse man sich kümmern. Österreich müsse wettbewerbsfähig bleiben. "Aber mit welcher Technologie?", fragt Stefan Haubner von Apex Ventures, das aktuell vier Fonds zur Förderung von Start-ups im Bereich Hochtechnologie mit Fokus Österreich managt. Ideen im Land gehörten mehr gefördert, sagt Haubner. Deswegen ist er auch Teil von Invest Austria, einer Plattform, die Investoren und Unternehmer vernetzt.

Auch Markus Lang ist Teil von Invest Austria. Vor 13 Jahren hat er beim Venture-Capital-Experten Speedinvest begonnen. Heute sind rund 1,3 Milliarden Euro über Speedinvest in circa 350 Beteiligungen investiert. Das Problem dabei: Es komme zwar viel Geld aus Österreich, aber nur rund 20 Prozent würden auch hier investiert. Der Rest fließt in Beteiligungen anderer Länder.

Fördern allein ist zu wenig

Das soll sich ändern. Als Vorbild gilt hier Frankreich. Dort habe Präsident Emmanuel Macron es zur Chefsache erklärt, dass das Land technologisch aufhole. "Beim Thema KI schauen heute alle nach Frankreich", sagt Lang. Hochtechnologie in Europa gehöre gefördert und vor den Vorhang geholt. "Viel vom künftigen Wohlstand in Europa wird von der technischen Entwicklung abhängen", sagt Lang. Das gelte auch für den Bereich Klima. "Jedes zweite Start-up beschäftigt sich mit Technologien zum Klimawandel", sagt Lang. Sie alle gehörten gefördert.

Das Förderwesen in Österreich sei zwar gut ausgebaut. Aber das reiche nicht, sind sich Haubner und Lang einig. "Der Förderer bekommt maximal seinen Einsatz zurück, er verdient an seiner Förderung aber nichts", sagt Haubner. Komme ein Unternehmen in die Wachstumsphase, fehle Geld. Denn ab der zweiten oder dritten Finanzierungsrunde bei Jungunternehmen seien hierzulande nur noch US-Investoren an Bord. Damit gingen auch Unternehmensanteile verloren ebenso etwaige Gewinne bei einem Exit. Genau das will Invest Austria ändern. Gemeinsam mit Austrian Starups, Junge Wirtschaft sowie WKÖ Startup-now wurde ein Konzept erarbeitet, die "Vision 2030", mit der unternehmerisches Wachstum gefördert werden soll.

Einnahmequelle für Österreich

Um das zu erreichen, soll ein "Dachfonds Österreich" gegründet werden. Dieser könnte unter der Beteiligungsgesellschaft der Republik (Öbag) hängen oder in der Förderbank AWS angesiedelt sein. Neben dem Staat Österreich sollen institutionelle Investoren wie Pensionskassen, Banken, Stiftungen, Versicherungen (allein dort liegen in Summe rund 280 Milliarden Euro) sowie heimische Leitbetriebe investieren. Offen ist der Fonds auch für internationale Investoren.

Dieser Österreich-Fonds könnte anfangs in bestehende Venture-Capital-Fonds veranlagen und seine Investments Schritt für Schritt nach Österreich verlagern. Internationale Investoren würden dazu verpflichtet, einen Teil ihres Investments in Österreich zu investieren. Dass all das keine Utopie ist, zeigt ein Blick nach Frankreich, wo es so einen Fonds bereits gibt. In Deutschland hat die Förderbank KfW einen Beteiligungsfonds aufgelegt, in den der Staat auch ein paar Hundert Millionen einzahlt, um Start-ups zu finanzieren.

"Österreich steht an einem entscheidenden Punkt. Unser Wirtschaftswachstum stagniert, Unternehmen kämpfen um qualifizierte Fachkräfte, und unsere innovativen Start-ups gehen zu ausländischen Investoren für frisches Kapital oder wandern gleich ins Ausland ab", erklärt Niki Futter, Vorstandsvorsitzender von Invest Austria. Mit einem eigenen Fonds verdiene ein Staat auch Geld. Das wäre für Österreich eine willkommene Einnahmequelle und könnte etwa das Pensionssystem stabilisieren. In Dänemark, Großbritannien oder Frankreich werde schon längst ein Teil der Pensionsbeiträge investiert. In Österreich hingegen investierten die Pensionskassen zumeist im Ausland. (Bettina Pfluger, 27.6.2024)