Russland hat als Reaktion auf das Ausstrahlungsverbot mehrerer russischer Medien in der Europäischen Union seinerseits 81 europäische Medienunternehmen auf eine schwarze Liste gesetzt. Die Ausstrahlung der Programme und der Zugang zu den Internetseiten der Medien werde blockiert, teilte das russische Außenministerium am Dienstag auf seiner Homepage mit. Aus Österreich betrifft es den ORF und die Mediengruppe Österreich (oe24.at).

Von den deutschen Medien sind der Spiegel, die Zeit und die Frankfurter Allgemeine Zeitung betroffen. Auch der deutsch-französische Sender Arte steht auf der Verbotsliste. Frankreich ist mit insgesamt neun gelisteten Unternehmen – darunter die Agentur AFP, der TV-Sender LC1, Radio France und die Zeitungen Le Monde sowie Liberation – der am stärksten von Moskau sanktionierte EU-Staat. Gesperrt wurden auch die spanische Nachrichtenagentur EFE und der Sender RTVE sowie die Zeitungen El País und El Mundo. DER STANDARD ist derzeit in Moskau abrufbar.

"Nicht länger verfügbar"

Deren Inhalte oder Sendungen seien auf russischem Territorium nicht länger verfügbar, hieß es. Das Moskauer Außenamt warf den Medien vor, "systematisch falsche Informationen" über den Ukraine-Konflikt zu verbreiten. Die EU-Staaten hatten im Mai Sanktionen gegen die staatliche russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti, die Regierungszeitung Rossiskaja Gaseta, die Plattform "Voice of Europe" sowie die Kreml-nahe Zeitung Iswestija beschlossen, zu der auch ein Fernsehsender gehört. Damit werden sie in der gesamten EU gesperrt. Nach Angaben der EU-Staaten dürfen die Medien und ihre Mitarbeiter aber weiterhin in der EU arbeiten. Die Sperrung ist am Dienstag in Kraft getreten.

Das Außenministerium in Moskau begründete die Sperrung der europäischen Medien einerseits als Reaktion auf die Maßnahme der EU, andererseits mit der angeblichen Verbreitung von Falschmeldungen über Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine. Sollte die EU die Beschränkungen gegen die russischen Medien aufheben, sei auch Moskau bereit, über eine Aufhebung der Blockade nachzudenken.

Tausende Webseiten blockiert

In Russland sind viele Medien, die kritisch über die Politik von Kreml-Chef Wladimir Putin berichten, sowie tausende Webseiten im Internet blockiert. Sie sind – wie auch die gesperrten europäischen Medien – nur mithilfe eines VPN-Servers erreichbar, also über eine Netzwerkverbindung, die von außen nicht einsehbar ist und mit der Nutzer virtuell ihren Standort ändern können. Viele Journalisten sitzen in Russland wegen angeblicher Diskreditierung der russischen Armee in Haft. Der Prozess gegen den Journalisten Evan Gershkovich von der US-Tageszeitung Wall Street Journal wegen angeblicher Spionage beginnt am Mittwoch.

Seitens des ORF und der Mediengruppe Österreich lagen vorerst keine Stellungnahmen vor. Russland hatte der ORF-Korrespondentin Maria Knips-Witting Mitte Juni die Akkreditierung entzogen und sie zur Ausreise aufgefordert. Knips-Witting, die seit Jänner 2024 aus Moskau berichtet hatte, befindet sich mittlerweile wieder in Österreich. (APA, AFP, red, 25.6.2024)