Bomjan bei seiner Festnahme in der Nähe von Kathmandu im Jänner 2024.
EPA/NARENDRA SHRESTHA

Noch Ende April dieses Jahres feierten die Anhänger von Guru Bamjan weltweit seinen 34. Geburtstag mit blumigen Worten. BSDS, kurz für die NGO Bodhi Shrawan Dharma Sangha, veröffentlichte die Wünsche über eigene Facebook-Accounts in verschiedenen Sprachen. Zu dem Zeitpunkt war Ram Bahadur Bamjan (manchmal auch "Bomjan" oder "Bomjon" genannt) bereits in Haft. Seit Jahren steht er schon in teils heftiger Kritik. Der in Nepal lebende Guru soll Menschen gegen ihren Willen festgehalten haben. Und er soll Anhänger und Anhängerinnen missbraucht haben. Manche von ihnen gelten bis heute als verschwunden. Und er soll junge Frauen, unter ihnen auch Nonnen, vergewaltigt haben. Seit Jänner dieses Jahres sitzt er in Kathmandu im Gefängnis, nachdem er monatelang untergetaucht war.

Diesen Dienstag hat ihn ein nepalesisches Gericht schließlich wegen Kindesmissbrauchs schuldig gesprochen. Das gab ein Vertreter des Gerichts am Dienstag bekannt. Nähere Hintergründe lieferte die Behörde bisher nicht. Am 1. Juli, also am kommenden Montag, soll das Urteil fallen, so das Gericht.

Anhänger sehen Hetzkampagnen

Für seine Anhänger sind das alles aber Unwahrheiten und Hetzkampagnen. Für sie ist Bamjan eine Wiedergeburt des historischen Buddhas. Seine Karriere als Guru hat Bomjan bereits in sehr jungen Jahren begonnen. Als 15-Jähriger sorgte er weltweit für Schlagzeilen, weil er über Monate hinweg unter einem Baum meditierte, angeblich ohne Essen und ohne Schlaf. Tausende Menschen, darunter auch viele Ausländer und Ausländerinnen, pilgerten an die Stelle, um den "Buddha Boy" zu sehen. So baute er sich in kurzer Zeit eine große, weltweite Anhängerschaft auf.

Geboren wurde Bamjan 1990 in Bara, im flachen Süden des Himalaya-Staates, an der Grenze zu Indien. Seine Eltern gehören der ethnischen Minderheit der Tamang an. Die Tamang gelten in dem Vielvölkerstaat als marginalisiert; sie haben traditionell wenige Möglichkeiten für einen sozialen Aufstieg.

Schon als Kind habe er verheißungsvolle Taten gezeigt, nähren heute Anhänger die Legendenbildung um ihn. Immer wieder verschwand er für mehrere Monate, unter anderem, um zu meditieren.

Spätestens ab 2010 hatte ihn aber immer wieder die nepalesische Polizei auf dem Radar. Damals soll er eine Gruppe von Dorfbewohnern mit einer Axt attackiert haben, die ihn vom Meditieren abhalten wollten. Einige Personen soll er auch stundenlang an einen Baum gebunden haben. 2012 gab die nepalesische Polizei bekannt, eine Slowakin befreit zu haben, die von ihm in einem Aschram festgehalten worden war. 2019 warf ihm eine buddhistische Nonne vor, sie über zwei Jahre lang immer wieder vergewaltigt zu haben. Im selben Jahr leitete die nepalesische Polizei Untersuchungen ein, weil mehrere seiner Anhänger aus einem Aschram verschwunden waren. Im Sommer 2020 wurde er erneut wegen Vergewaltigung einer 15-Jährigen angezeigt.

Extreme Grenzüberschreitungen

Guru oder Megalomaniac? Oft gibt es in Guru-Fragen sehr konträre Wahrnehmungen. Der Fall um Bamjan reiht sich ein unter viele, in denen über Missbrauch in spirituell-buddhistischen Kontexten berichtet wird. Extreme Grenzüberschreitungen werden dabei von Anhängern als berechtigte, passende Methoden angesehen, die notwendig seien, um schnellstmöglich die Erleuchtung zu erlangen. Übergriffige Taten des Gurus werden als Zeichen seiner Erleuchtung akzeptiert und angenommen. Oft folgen jene Gurus nicht einer bestimmten Tradition, sondern mischen Inhalte verschiedener Traditionen, auch nichtbuddhistischer. Ihren Bekanntheit bauen sie oft in transnationalen Netzwerken auf.

Nach den vielen, teils schwerwiegenden Vorwürfen konnte das Central Investigation Bureau (CIB) Nepals den vermeintlichen Guru im Jänner dieses Jahres in der Nähe der Hauptstadt Kathmandu aufspüren und im Zuge einer Razzia festnehmen. Dabei wurden auch Geldsummen in der Höhe von über 250.000 US-Dollar und diverse Laptops und Handys konfisziert.

Seine Anhänger weltweit fordern in Videobotschaften und in einer Petition dazu auf, Bamjan freizulassen. Sie sprechen von "Unwahrheiten", die über ihren Lehrer verbreitet würden. Sie sehen auch seine Tamang-Herkunft als Grund für die Verfolgung durch nepalesische Behörden. Bamjan weist alle Vorwürfe zurück. Sein Anwalt Dilip Kumar Jha gab an, gegen das Urteil zu berufen. Es gebe keinerlei Beweise gegen seinen Mandanten. Bamjan drohen 14 Jahre Haft. (Anna Sawerthal, 26.6.2024)