Gottfried Helnwein.
REUTERS/LEONHARD FOEGER

Über ein Museum für Gottfried Helnwein wurde bereits getuschelt, bevor der Künstler das Projekt jüngst der Stadt Wien antrug. Der in diesem Zusammenhang seit Monaten schon als künftiger Direktor gehandelte Name: Klaus Albrecht Schröder, der sich auf STANDARD-Anfrage jedoch vehement davon distanziert. Und zwar explizit auch für "jegliche zukünftige Tätigkeiten" nach seinem Abgang Ende dieses Jahres als Generaldirektor der Albertina, die ebenso wie er selbst zu keinem Zeitpunkt in irgendeiner Form in derartige Pläne involviert gewesen sei.

Wie berichtet, sorgen diese aus unterschiedlichen Gründen für einige Irritation. Denn auf Wunsch des Künstlers hin prüft die Wien-Holding derzeit die Machbarkeit, ohne die fachlich dafür zuständige Kulturabteilung (MA 7) oder die Kulturstadträtin zuvor eingebunden, ja überhaupt informiert zu haben. Man wollte vorab prüfen, ob ein solches Museum überhaupt kostendeckend geführt werden könne, ist man um Beruhigung bemüht.

Kulturstadträtin hat andere Prioritäten

"Einer einzelnen künstlerischen Position ein Museum zu widmen gilt heute nicht mehr als State of the Art. Aus Sicht der öffentlichen Hand gibt es andere Prioritäten als die Subventionierung eines Helnwein-Museums", betont Veronica Kaup-Hasler, amtsführende Stadträtin für Kultur und Wissenschaft (SPÖ). "Angesichts zunehmender Wissenschaftsskepsis und Desinformation" halte sie "die Vision von Formaten und Räumen der Wissenschaftsvermittlung für dringlicher denn je", so Kaup-Hasler.

Deshalb bestärke und unterstütze sie das Vorhaben der Wissenschaftscommunity, namentlich der Akademie der Wissenschaften, der Uni Wien und der TU Wien, in der "Aula der Wissenschaften" ein "Science Communication Center" zu etablieren. Ein auch vom Wissenschaftsministerium (ÖVP) befürwortetes Nutzungskonzept, das mit einem Museumsbetrieb jedoch nicht kompatibel wäre.

Laufende Kosten und Anschubfinanzierung

Derzeit fungiert das BMBWF als Mieter der Aula, die im Eigentum der Bundesimmobiliengesellschaft steht. Mit etwa 440.000 Euro jährlich sind die Mietkosten für diese Lage und eine Gesamtnutzfläche von rund 4300 Quadratmetern derzeit (noch) überschaubar. Betriebskosten in einer Größenordnung von rund 50.000 Euro kommen hinzu. Insgesamt ginge es bei einem Museumsbetrieb also um mindestens 500.000 Euro an Aufwendungen pro Jahr, die Ausgaben für Personal und Sicherheit noch nicht einkalkuliert, ebenso wenig die Kosten für bauliche und technische Adaptierungen.

Wie hoch der Bedarf an öffentlichen Geldern für ein Helnwein-Museum wäre, ist für Ursula Berner nur einer von vielen offenen Punkten. Es sei nicht einsehbar, kritisiert die Wiener Grünen-Kultursprecherin und Gemeinderätin, warum "ein einzelner lebender Künstler ein öffentlich finanziertes Personal-Museum zur Verfügung gestellt bekommen soll, während viele international anerkannte Künstlerinnen und Künstler aus Wien" weiterhin auf öffentliche Anerkennung warten würden.

Hauptwohnsitz in der Steueroase Irland

Am Montag hat Berner im Gemeinderat entsprechende schriftliche Anfragen an Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) und Veronica Kaup-Hasler gestellt, auch im Hinblick darauf, zulasten welcher städtischen Projekte in jeweils welcher Höhe ein solches Großprojekt umgesetzt würde. Weitere Frage: weshalb die Stadt Wien ein Museum für einen Auslandsösterreicher zu finanzieren plane, der in Österreich keine Steuerleistung erbringe.

Der Grund? Gottfried Helnwein, der seit 1985 im Ausland lebt, hat 2004 die irische Staatsbürgerschaft angenommen und "aus formalen Gründen" die österreichische verloren, wie er noch 2012 beklagte. Inzwischen hat er sie zurückbekommen und ist seither irisch-österreichischer Doppelstaatsbürger. Seinen Hauptwohnsitz hat er jedoch in der europäischen Steueroase Irland. Deshalb konnte er die Schenkung von sieben Kunstwerken an die Albertina "im Wert von ungefähr einer Million" Euro 2016 nicht steuerlich geltend machen, wie seine Frau und Managerin Renate Helnwein den STANDARD vor einiger Zeit informierte.

Businessplan für US-Investoren

Zurück zur Standortfrage eines künftigen Museums, bei der bis Herbst 2021 eine Liegenschaft ganz oben auf der Wunschliste der Familie Helnwein und des befreundeten Immobilieninvestors Klemens Hallmann stand: das Palais Auersperg, für eine künftige Zielgruppe ideal in unmittelbarer Nähe zum Kunsthistorischen Museum und zum Museumsquartier gelegen. Den Zuschlag bekam damals allerdings die Privatstiftung des Oberösterreichers Jürgen Hesz, der 36 Millionen Euro hinblätterte.

Helnwein und einige seiner Unterstützer sollen einige Monate später dennoch vorstellig geworden sein. Die Idee eines dem Künstler gewidmeten Museums überzeugte den neuen Eigentümer nicht, selbst hinsichtlich einer Rendite durch Mieteinnahmen nicht.

Dem Vernehmen nach basierte der damalige Businessplan auf einem Steuersparmodell für US-amerikanische Unternehmer, die etwaige Investitionen, darunter auch Ankäufe dort präsentierter Werke, in ihrer Heimat von der Steuer absetzen können. Die Grundvoraussetzung dafür: ein bereits bestehender Museumsbetrieb, für dessen Realisierung der Künstler nun die Wien-Holding zu überzeugen versucht. (Olga Kronsteiner, 26.6.2024)