Vor der Wiener Votivkirche finden vor allem Tanzkurse für junge Leute statt.
Hanna Fasching

Entschuldigung, sind wir gerade wirklich in Wien? Das wirkt fast wie am Strand von Havanna! Nur ohne Sand und Meer, sondern halt mit Asphalt und Kanal. Die Zuschauer, die von der Schwedenbrücke aus das Treiben am Donaukanal beobachten, sind trotzdem begeistert. Laute Salsa-Musik tönt da aus den Laut­sprechern, während sich etliche Tanzpaare dicht an dicht im Rhythmus bewegen.

Wien hat sich in den letzten Jahren zum Hotspot für Freilufttänzer verwandelt. Getanzt wird nicht nur am Donaukanal, sondern auch in Parks, auf öffentlichen Plätzen mitten in der Stadt oder auf der Donauinsel.

Die Truppe, die für eine magische Kulisse am Donaukanal sorgt: Joshua dos Santos von Paraiso Events, Vassi Arion vom Tanzprojekt A bailar Viena, Vize-Präsidentin Jutta Winkler und Bildhauer Dieter Eisl vom Verein Agora.
Hanna Fasching

Oft sind es Tanzschulen, die ihre Kurse bei Schönwetter nach draußen verlegen, einige Gruppen verabreden sich privat. Andere Tanzevents sind aber auch offen. Man erfährt davon über ­Social Media oder in Whatsapp-Gruppen. Dann darf jeder kommen, auch ohne Anmeldung.

Die Tanzevents von Paraiso Vienna etwa finden jeden Freitag- und Montagabend statt. Da mischen sich am Donaukanal professionelle Salsatänzerinnen mit absoluten Tanzanfängern. Hier tanzt der 18-jährige Student mit der 84-jährigen Pensionistin. Joshua dos Santos Campos, einer der Organisatoren des Events, erzählt, dass bekannte Schauspielerinnen oder Politiker immer wieder zum Tanzen an den Kanal kommen. "Jeder ist willkommen", sagt der gebürtige Brasilianer.

Community

Tim (29): "Hier im Burggarten weiß ich, warum ich mit Tanzen angefangen habe."
Hanna Fasching

Vor allem junge Menschen inter­essieren sich wieder fürs Tanzen. Das Geheimnis, so hört man es immer wieder, wenn man sich bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern umhört: Tanzen vermittelt eine gemeinsame Sprache, die jeder spricht. Es ist egal, woher man kommt, welchen Job oder welche Geschichte man hat. Es geht um Kommunikation und Verbindung.

Menschen, die zum Tanzen kommen, gehören sofort zur Gruppe. Sie werden Teil der Community. Wichtig fürs Tanzen ist demnach nur, dass man Menschen mag, keine Berührungsängste hat und eine gewisse Offenheit mitbringt. Wer sich darauf einlässt, wird sofort von der Lebensenergie, die die Tänzerinnen und Tänzer versprühen, angesteckt. Das freut auch die Menschen, die an den tanzenden Gruppen vorbeigehen. Viele bleiben stehen, beobachten, fotografieren oder applaudieren. Und alle verlassen die Szene mit einem breiten Lächeln.

"Let’s swing!" im Burggarten

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Auf der großen Terrasse im ­Burggarten wird im Sommer oft ­getanzt. Sie ist in der Wiener ­Tanzszene eine Art Geheimtipp. Im Sommer wird hier Salsa, Lindy Hop oder Swing getanzt. Die großen, glatten Steine eigneten sich besonders gut für Drehungen. Letztes Jahr wurde der Boden allerdings saniert. Die Platten sind nun nicht mehr glatt, sondern rau. "Wahrscheinlich aus Sicherheits­gründen", wie Stella Maria Schletterer vermutet. Die Inhaberin des Wiener Tanzbogens bringt gemeinsam mit Christopher Piffel die West
Coast Swing Community hierher. West Coast Swing ist eine moderne Form von Swing. "Das Besondere ist, dass man ihn zu jeder Musik tanzen kann", sagt die 32-Jährige.

Jeden Montag im Juli und August von 18 bis 22 Uhr trifft sich die West Coast Swing Community zum Tanzen im Burggarten. Die Gruppen stehen für jeden offen!

Lebensfreude am Donaukanal

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Seit 1988 ist das Ufer des Donau­kanals zwischen der Schweden- und der Aspernbrücke eine Art großes Freiluftatelier, wo sich alljährlich von Anfang Juni bis Ende September internationale und nationale Künstlerinnen und Künstler treffen. Bespielt wird der Raum vom Verein Agora unter der Leitung von Jutta Winkler. "So wie auf der Agora im antiken Griechenland wird hier miteinander geplaudert, diskutiert, politisiert und künst­lerisch gearbeitet", sagt sie. Jeden Freitag- und Montagabend finden sich hier etwa 150 bis 200 Tänzerinnen und Tänzer ein, die Salsa, Bachata, Kizombaoder Zouk tanzen. Hier tanzt jeder mit jedem.

Die Tanzevents am Donaukanal von Paraiso Vienna und A bailar Viena finden im Sommer jeden Montag und Freitag von 20 bis 22 Uhr statt. Wer mittanzen möchte, bezahlt fünf Euro und bekommt ein Bändchen. Zuschauen ist gratis.

Tanzkurse vor der Votivkirche

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Der Platz zwischen der Votivkirche und dem Spielplatz rechts daneben ist quasi das Outdoorstudio der Tanzschule Cubaila Viena. Sie tanzen im Kreis "Rueda de Casino". Dabei bilden mehrere Paare einen Kreis und tanzen auf Kommando des sogenannten Cantante die gleichen Figuren. Die Partner werden ständig gewechselt, damit dreht sich das Rad. Nebenan tanzt eine Gruppe Rumba und eine andere Son. Was aber auffällt: Hier sind alle Tänzerinnen und Tänzer jung. Kein Zufall, wie uns Martin Buxbaum von Cubaila Viena erklärt: "Unsere Anfängerkurse sind für Menschen unter 30 Jahren." In vielen kubanischen Tanzkursen sei das Publikum häufig älter, was jüngere Tänzerinnen abschreckt.

Die Cubaila-Viena-Community besteht aus hunderten Mitgliedern. Die Tanzgruppen treffen sich je nach Wetterlage an öffentlichen Plätzen, wie bei der Votivkirche. (Nadja Kupsa, 30.6.2024)

Weitere Tanzorte

Lindy Hop

Am 4. Juli von 18 bis 20.30 Uhr auf dem Platz der Menschenrechte ­(18 Uhr kostenlose Schnupperstunde).

www.ighop.at

Neubau tanzt

Jeden Donnerstag zwischen Mai und September wird im siebten Bezirk von 18 bis 21 Uhr getanzt. (Es gibt auch kostenlose Workshops).

@neubautanzt

Public Moves

Von 12. Juli bis 9. August gratis im Museumsquartier, auf der Papstwiese oder beim Kaiserwasser.

www.impulstanz.com