Donald Trump wetterte einst gegen digitale Währungen. Jetzt ist er plötzlich ihr größter Fan.
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Der ehemalige US-Präsident Donald Trump hat seine Meinung zu Kryptowährungen radikal geändert. Nannte er Bitcoin und Co vor einigen Jahren noch einen "Betrug", buhlt er jetzt um die Sympathien der Tech-Branche. Seine neuentdeckte Liebe zu digitalen Währungen dürfte auch daher rühren, dass er Millionen Dollar in Form von Bitcoin als Spenden kassiert. Ahnung von der Materie hat Trump deswegen noch lange nicht: Jüngst forderte er sogar, dass Bitcoin nur noch in den USA "hergestellt" werden dürften.

Beleidige Kryptomilliardäre

Trumps Charmeoffensive in der Kryptobranche war immerhin teilweise von Erfolg gekrönt. Die milliardenschweren Winklevoss-Zwillinge, Gründer des Kryptobörse Gemini, haben jeweils eine Million Dollar in Bitcoin an Trumps Wahlkampfkampagne gespendet. Die Begründung: Die demokratische Regierung von Präsident Joe Biden habe der Kryptowährung einen "offenen Krieg" erklärt, und nur Trump sei pro Bitcoin, pro Kryptowährung und pro Business, wie Tyler Winklevoss erklärte.

Die Kryptounternehmer fühlen sich von der Biden-Regierung unfair behandelt. Das Unternehmen der Zwillinge musste im Februar einen 21 Millionen Dollar schweren Vergleich mit der US-Börsenaufsicht eingehen und Fehlverhalten eingestehen. Von Finanzbehörden in New York wurde das Unternehmen zu einer Strafe von 37 Millionen Dollar verurteilt, weil es gegen Kreditvergaberichtlinien verstoßen hatte. Außerdem muss Gemini 1,1 Milliarden Dollar an Kunden zurückzahlen.

Trump selbst ist im Silicon Valley nicht nur auf Stimmenfang gegangen, sondern wirbt intensiv um Spenden aus der Branche. Anfang Juni machte er sich während einer Spendengala für die Kryptobranche stark und betonte, dass er der "Kryptopräsident" sein werde. Der Kreuzzug der Biden-Regierung gegen Kryptowährungen werde innerhalb einer Stunde zum Stillstand kommen, sobald er seine zweite Amtszeit antrete, erklärte Trump. Obwohl Trump keine konkrete Kryptostrategie vorweisen konnte, gelang es ihm, an diesem Abend zwölf Millionen Dollar an Spenden einzusammeln.

Tyler und Cameron Winklevoss bei der Met-Gala.
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Technisch ahnungslos

Das ist umso erstaunlicher, als Trump in der Vergangenheit nicht mit Kritik an der gesamten Branche sparte. 2021 nannte er Bitcoin in einem Interview mit Fox Business einen Betrug. Kryptowährungen seien eine bevorstehende Katastrophe. Wie Futurism berichtet, änderte Trump plötzlich seine Meinung, als er selbst in finanzielle Schwieriggkeiten geriet. Der Ex-Präsident musste 354,8 Millionen Dollar an illegal gemachten Profiten zurückzahlen. Eine Summe, die sich durch Verzugszinsen auf 454,2 Millionen Dollar erhöhte, weil Trump nicht rechtzeitig zahlen konnte, wie Forbes berichtet.

Als Millionen in Form von Bitcoin auf den Wahlkampfkonten landeten, änderte sich auf einmal der Ton. Dass Trump nicht zwingend mit umfassenden Kenntnissen über die Materie brilliert, ist da nur eine Nebensache. In einem wüsten Angriff auf Präsident Biden warnte Trump auf seinem eigenem Netzwerk Truth Social vor den Folgen einer Überregulierung von Kryptowährungen. "Bidens Hass auf Bitcoin hilft nur China, Russland und der radikalen kommunistischen Linken. Wir wollen, dass der gesamte verbleibende Bitcoin in den USA hergestellt wird!", stand da zu lesen. Früher hatte Trump erklärt, dass man Bitcoin "sehr, sehr hoch regulieren" soll.

Trump plötzlich gegen Tiktok-Verbot

Dass Trump bei strittigen Tech-Themen schnell den Retourgang einlegen kann, beweist auch sein Verhältnis zur chinesischen Videoplattform Tiktok. Während eines Großteils seiner Amtszeit hat er gegen Tiktok gewettert. Die Plattform sei der verlängerte Arm der Kommunistischen Partei Chinas, erklärte er. Später unternahm er sogar einen Versuch, Tiktok zu verbieten, dieser wurde aber vor Gericht gestoppt. Als Biden dann das Gesetz zum De-facto-Verbot von Tiktok im vergangenen April unterzeichnete, änderte Trump plötzlich seine Meinung und war auf einmal gegen ein Verbot.

Natürlich hatte Trumps Flip-Flop, wie politische Kehrtwenden in den USA genannt werden, auch finanzielle Gründe. Der Hedgefonds-Manager Jeff Yass ist am Tiktok-Mutterkonzern Bytedance beteiligt und ist einer der Geldgeber in Trumps Wahlkampf, wie Futurism berichtet. (pez, 25.6.2024)