Der wirtschaftliche Druck hinterlässt auch am Arbeitsmarkt seine Spuren. Fast die Hälfte der Beschäftigten (45 Prozent) weltweit sind der Meinung, dass ihre Arbeitsbelastung in den letzten zwölf Monaten zugenommen hat. In Österreich sind es immerhin 42 Prozent, denen die steigenden Anforderungen zu schaffen machen, und etwa ein Drittel gibt an, dass sich die täglichen Aufgaben verändert haben. Das zeigen die Ergebnisse der aktuellen "Hopes and Fears Global Workforce Survey 2024" der Unternehmensberatung PwC.

Befragt wurden dafür rund 56.000 Berufstätige in 50 Ländern, darunter erstmals auch 1000 Personen aus Österreich. Die Umfrage wurde im April bereits zum sechsten Mal durchgeführt und so konzipiert, dass sie eine Reihe von Branchen, demografischen Merkmalen und Arbeitsmustern widerspiegelt.

"Die angespannte Wirtschaftslage und der wachsende Druck auf die Arbeitenden stellen das Thema Gehalt und Sicherheit in den Mittelpunkt. Gleichzeitig spielen neue Technologien eine immer stärkere Rolle, die Arbeit effizienter und schneller zu erledigen. Unternehmen sind gefragt, die notwendige Transformation voranzutreiben und die Mitarbeitenden weiterzubilden", sagt Johanna Schaller, Senior Managerin Workforce Transformation bei PwC Österreich.

Frau sitzt gestresst vor einem Laptop
Der erhöhte Druck macht vielen Arbeitenden hierzulande – aber auch global – zu schaffen.
Getty Images

Gehalt an erster Stelle

Fast zwei Drittel der österreichischen Befragten sind jedoch mit ihrem Job zufrieden – weltweit ist dieser Anteil mit 60 Prozent etwas geringer. Dafür verantwortlich sind unter anderem eine faire Bezahlung (85 Prozent), Sinn und Erfüllung im Beruf (75 Prozent) und Flexibilität (66 Prozent). Eine gute Work-Life-Balance ist zwar immer noch wichtig, an erster Stelle stehen für die Arbeitnehmenden allerdings ein ansprechendes Gehalt und finanzielle Sicherheit. "Diese Reihung ist über alle Generationen hinweg gleich", sagt Schaller. Denn die steigenden Kosten im Alltag machen einen fairen Lohn immer wichtiger.

Der Anteil derjenigen, die am Ende des Monats noch Geld für Ersparnisse, Urlaube oder sonstige Ausgaben haben, ist hierzulande mit 44 Prozent ähnlich hoch wie global (45 Prozent). Auf der anderen Seite treibt der Leistungsdruck die Forderungen nach höheren Löhnen und Gehältern nach oben: Eine Gehaltsverhandlung streben in den nächsten zwölf Monaten rund 37 Prozent der heimischen Befragten an.

Außerdem sind mehr als ein Viertel bereit, den Arbeitsplatz zu wechseln. Der Wert sei in den vergangenen Jahren weltweit immer weiter gestiegen. Ein Blick auf die Branchen zeigt – österreichweit und global–, dass Jobs mit hoher Arbeitsplatzsicherheit und wenig Einsatz von KI wie beispielsweise im öffentlichen Sektor, aber auch im Gesundheitswesen davon weniger betroffen sind. "In der Telekommunikations- und Medienbranche sieht es hingegen ganz anders aus", betont Transformationsexpertin Schaller.

Auf Weiterbildung setzen

Abstriche bei Faktoren abseits des Gehalts zu machen könnten sich Unternehmen dennoch nicht leisten. Denn der ausschlaggebende Punkt, ob Beschäftigte in einer Firma bleiben oder gehen, könnte manche überraschen: "Es ist das Angebot an Weiterbildung", sagt Schaller. In diesem Bereich sollten Arbeitgeber ihrer Einschätzung nach sogar eher nachbessern und mehr Geld in die Hand nehmen.

Jene, die bereit sind, den Arbeitgeber zu wechseln, hätten eine doppelt so hohe Bereitschaft, Fortbildungsprogramme wahrzunehmen. "Führungskräfte müssen immer genauer auf die Talente in ihren Unternehmen achten. Dazu gehört, Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten und auf die Wünsche ihrer Mitarbeitenden einzugehen – einerseits, um sie fit für den technologischen Wandel zu machen, und andererseits ist Upskilling ein wichtiger Hebel, um Talente zu halten", so Schaller.

Große Lernbereitschaft

Rund die Hälfte der österreichischen Beschäftigten hat laut eigenen Angaben im Job in den letzten zwölf Monaten mehr Veränderungen erlebt als in den zwölf Monaten davor. Dementsprechend sind sich ein Drittel sicher, dass sie neue Tools und Technologien erlernen müssen, um ihre Arbeit weiterhin erfolgreich zu erledigen. Das kann einerseits überfordernd wirken, andererseits blicken viele auch optimistisch auf die neuen technologischen Möglichkeiten.

Das trifft vor allem auf ältere Befragte zu: Während 68 Prozent der älteren Generation der Babyboomer das Gefühl haben, dass es zu viele Veränderungen gibt (im Vergleich zum österreichischen Durchschnitt von 48 Prozent), fühlen sich 84 Prozent bereit, sich an die Veränderungen anzupassen (im Vergleich zum österreichischen Durchschnitt von 78 Prozent). Insgesamt sechs von zehn Befragten freuen sich darauf, in ihrer Rolle zu wachsen und Neues zu lernen – bei den Babyboomern sind es sogar acht von zehn. "Die Lernbereitschaft und das Bewusstsein, dass es etwas zu tun gibt, sind in dieser Generation erstaunlicher- und gleichzeitig erfreulicherweise am größten", sagt Schaller.

Unternehmen empfiehlt die PwC-Expertin daher vor allem, das Momentum zu nutzen: "Statt auf starke Reglementierung im Bereich KI zu setzen, sollten Firmen die Motivation und Lernbereitschaft der Beschäftigten und vor allem die der älteren Generationen nutzen." Auf der anderen Seite kommt Führungskräften ihrer Einschätzung nach eine besonders wichtige Rolle zu: "Die hohe Arbeitsbelastung, Krisen, aber auch die rasante technologische Entwicklung machen gute Führung umso wichtiger." (dang, 26.6.2024)