Flugzeug, Gurt, Fliegen, Sicherheit
Auch wenn man auf Tiktok andere Tipps bekommt: So legt man den Gurt im Flugzeug richtig an.
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Travel-Hacks, das sind Life-Hacks für Reisende. Also Tipps, wie man sich das Leben auf Reisen angenehmer machen kann. Unter den vielen nützlichen Ratschlägen, die auf Tiktok kursieren, gibt es aber auch einige, die man besser nicht nachmachen sollte – weil man damit seine Mitreisenden nervt, weil sie gefährlich sind oder auch illegal.

Die Nutzer der Plattform haben schon viele fragwürdige Tipps geteilt: vom Ändern des Codes, um den Fluggesellschaften vorzugaukeln, dass bestimmte Gepäckgebühren bereits bezahlt wurden, bis hin zum Grillen von Steaks in einer Flugzeugtoilette. Letzteres war dann doch so abgefahren, dass bald klar war: Hier kann es sich nur um einen Witz handeln.

Bei manchen Hacks ist das allerdings nicht immer von vornherein klar, wie bei diesem hier:

Snacks im Hotel kaufen und andere dafür zahlen lassen

Den "besten Hotel-Hack überhaupt" will dieser User gefunden haben: Er filmt sich dabei, wie er sich an einer Hotelrezeption Snacks besorgt. Er gibt eine Zimmernummer für die Abrechnung an, geht dann weg und erklärt, offensichtlich außer Hörweite der Angestellten, dass er eine ganz andere Nummer angegeben habe als seine tatsächliche. Frech, oder? Das Wort, nach dem wir hier suchen, ist allerdings Diebstahl – und der ist bekanntlich strafbar.

Das offizielle Barstool-Sports-Konto teilte dieses Video, das ursprünglich von dem Mann, der darin zu sehen ist, @billypreneur, auf Tiktok gepostet wurde. Das Hotel-Hack-Video hatte Millionen Aufrufe, während der bisherige Rekord für sein Tiktok-Konto bei 25.000 lag, wie einige aufmerksame Beobachter feststellten. Andere meinten sowieso: Hierbei kann es sich nur um einen Scherz handeln. Sie sollten recht behalten. In der "Bio" des Kontos steht dann auch zu lesen: "Ich dulde keinen Diebstahl. Dies war ein Scherz."

Es ist unklar, worauf genau der Ersteller des Videos mit diesem Scherz hinweisen will. Vielleicht auf das Treiben mancher Reise-Influencer oder darauf, dass viele der Reise-Hacks in Wirklichkeit schon seit Jahren bekannt sind, sich in einer ethischen Grauzone bewegen oder in Wirklichkeit schlichtweg Diebstahl sind. Man weiß es nicht.

Der Gurt-Hack fürs Flugzeug

Auf dem Flugzeugsitz eine bequeme Schlafposition zu finden stellt für viele Passagiere eine besondere Herausforderung dar. Nicht zuletzt deswegen, weil der Sicherheitsgurt dem Komfort nicht unbedingt zuträglich ist. Dieser Hack bietet eine Lösung an: Fluggäste, die schlafen wollen, sollen ihren Sicherheitsgurt um die Knöchel schnallen. In Videos mit zig Millionen Aufrufen sieht man Passagiere, wie sie ihre Knie zur Brust ziehen, sich den Gurt um die Knöchel legen und diese Position als bequem verkaufen.

"Die Anleitung für die Katastrophe" sei das, ist unter anderem in der Washington Post zu lesen. Es sei einer der schlechtesten Ratschläge überhaupt, kommentiert das Reisemagazin Fodors. Sicherheitsgurte sollten tief und eng an den Hüften angelegt werden, auch wenn das "Fasten seat belt"-Zeichen nicht leuchtet, und zwar ab dem Zeitpunkt, wenn das Flugzeug das Abfluggate verlässt, bis es am Ankunftsgate parkt. Nicht umsonst weist das Kabinenpersonal vor dem Start darauf hin.

Der "Hack" bringe Passagiere in Gefahr, meinen Expertinnen und Experten. Abgesehen von der Gefahr schwerer Krämpfe bedeute das falsche Anlegen des Gurts, dass man im Notfall weniger mobil sei. Außerdem könnte man bei starken Turbulenzen aus dem Sitz geschleudert werden, warnt man bei der Washington Post. Passagiere, die den Sicherheitsgurt nicht richtig angelegt haben, können in solchen Situationen schwer verletzt werden. Dass Turbulenzen jederzeit auftreten können, dafür gibt es auf Social Media genug Beweisvideos.

In den USA ist die Verwendung von Sicherheitsgurten auf kommerziellen Flügen gesetzlich geregelt. Demnach ist die Crew dazu verpflichtet, darauf zu achten, dass der Sicherheitsgurt ordnungsgemäß angelegt wird. Der Passagier wiederum hat die Pflicht, dem nachzukommen. Tut er das nicht, muss er oder sie mit hohen Geldstrafen rechnen.

Hacks, um Handgepäckbestimmungen zu umgehen

Seit Jahren posten Tiktok-Userinnen und -User Tipps, wie man Gepäckgebühren beim Fliegen vermeiden könnte. Eine Influencerin etwa stopfte sich ihr zusätzliches Gewand in den BH. Andere schlagen einen etwas bequemeren Weg vor: Man nehme einen Polsterüberzug und fülle ihn mit Hosen, Hemden, Socken und Co. Das klingt nachvollziehbar. Welche Airline könnte einem Passagier verwehren, einen Polster mit an Bord zu nehmen?

Das dachte sich wohl auch ein Passagier, der diesen Hack ausprobieren wollte und am Orlando International Airport scheiterte: Das Personal der Fluggesellschaft hinderte ihn am Einsteigen, als sein Versuch, mit ausgestopftem Polster zu boarden, aufgeflogen war. Ein auf Tiktok geteiltes Video zeigt, dass ihm das Personal anbot, für zusätzliches Gepäck zu bezahlen, was er mit der Begründung ablehnte, es handele sich nur um ein Kissen. Es half nichts, man wollte ihn nicht ins Flugzeug lassen. Auch als er schließlich bereit war, die Gebühr nachzuzahlen. Er wurde von Polizisten hinausbegleitet. "Hört nicht auf das Internet", schrieb Nutzerin @natashaorganic unter das Video.

In eine Grauzone fällt auch dieser Hack: Man kaufe etwas im Duty-Free-Bereich und stopfe in das Duty-Free-Sackerl noch alle möglichen anderen Dinge, die nicht ins Handgepäck gepasst haben. Was soll da schon schiefgehen? Immerhin darf man normalerweise auch mit riesigen Toblerone-Riegeln in der Größe von Kleinkindern an Bord, wenn man sie im Duty-Free-Shop erwirbt. Oder? Versuchen kann man es. Aber tatsächlich hängt es von der jeweiligen Fluggesellschaft ab, ob der zollfreie Einkauf als zusätzliches Gepäckstück gilt oder nicht.

Der "Kopfstützenabdeckung als Handyhalterung"-Hack

Man nehme die Kopfstützenabdeckung des Vordersitzes und verwandle sie mit wenigen Handgriffen (Handyhülle vorausgesetzt) in eine Halterung für das Smartphone. Userin @idaaugusta und ihre Freundin zeigen vor, wie es geht. Was an sich schlau wirkt, erhitzt die Gemüter. Dementsprechend wurde der "Flugzeug-Hack" auch von Nutzern auf Tiktok kritisiert. Die Vorwürfe lauten unter anderem "Egoismus", "Unhöflichkeit" und "Dreistigkeit". Andere sehen die Sache etwas entspannter. Der Fall zeigt jedenfalls sehr gut, dass viele beim Thema Benehmen an Bord keinen Spaß verstehen.

Sitzplatz-Upgrade-Hack

Der Typ, der uns diesen Travel-Hack verkaufen möchte, behauptet, er kauft ein billigeres Economy-Ticket im hinteren Teil des Flugzeugs. Er geht absichtlich als Letzter an Bord und hofft, dass die Maschine bereits voll ist, weil der Flug überbucht ist. Ist das der Fall, setzt er sich in die Business-Class. So musste er noch nie in der Economy sitzen, sagt er.

Die Chancen, dass das hinhaut, sind tatsächlich eher gering. Wenn ein Flug überbucht ist, erfährt man das bereits vor dem Boarding. Und kann dann das Glück haben, ein kostenloses Upgrade zu bekommen, wenn noch genügend Platz in der Business-Class ist. Wenn nicht, darf man sich immerhin über eine Entschädigung freuen. Prinzipiell gilt: Man bekommt den Sitz, für den man bezahlt hat. (Markus Böhm, 24.6.2024)