Lustig oder unlustig? Niederländische Fans im Ruud-Gullit-Look.
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Es geschah am vergangenen Sonntag: Beim Match der Niederländer gegen Polen in Hamburg haben sich drei Fans der Elftal als Ruud Gullit verkleidet und sich dabei auch ihre Gesichter gebräunt. Die als Hommage für einen der besten Kicker des Landes gedachte Aktion auf der Tribüne des Volksparkstadions brach in den Niederlanden eine Debatte über Blackfacing und Rassismus vom Zaun.

Dass sich hellhäutige Menschen mit Schminke das Gesicht schwärzen, wird von vielen als rassistisch angesehen, nicht nur in den Niederlanden. Eine ähnliche Diskussion gibt es seit Jahren auch in Österreich, insbesondere um den Dreikönigstag, wenn die Sternsinger als die drei Könige Caspar, Melchior und Balthasar von Haus zu Haus ziehen. Zumindest früher war es üblich, dass einer der drei stets mit schwarz bemaltem Gesicht auftrat.

Rückfall in die Kolonialzeit?

Auch in den Niederlanden wird das Thema kontrovers diskutiert. Bei den Oranjes sorgt die Weihnachtsfigur "Zwarte Piet", der schwarze Begleiter des Nikolaus, jedes Jahr für Diskussionen. Kritiker nehmen die Figur zum Anlass, einen rassistischen Rückfall in die Kolonialzeit zu orten.

Unaufgeregt reagiert hingegen ein Spieler der Elftal. "Ich sehe kein Problem. Kann ich hier ehrlich sein?", sagte Nathan Aké darauf angesprochen bei einer Pressekonferenz des Oranje-Teams. "Diese Themen geraten außer Kontrolle, wir sollten zulassen, dass so etwas passiert. Ruud Gullit hat bereits gesagt, dass er es als Ehre empfindet. Lasst uns aufhören, aus solchen Dingen ein Problem zu machen."

Den 66-fachen Internationalen Gullit, der 1988 mit den Niederlanden Europameister wurde und 1987 den Ballon d‘Or als bester Spieler der Welt gewann, lässt die Diskussion ziemlich kalt. Der niederländischen Tageszeitung "De Telegraaf" sagte der frühere Weltklassestürmer: "Ich fühle mich eigentlich geehrt." (honz, 22.6.2024)