Im vorletzten Newsletter haben wir noch geschrieben, dass der Chiphersteller Nvidia nun drei Billionen Dollar wert und damit das zweitwertvollste Unternehmen der Welt geworden ist. Nun, inzwischen hat Nvidia aufgeholt und ist am Dienstag auf Platz eins der Liste der Firmen mit der höchsten Marktkapitalisierung gerutscht. Seitdem liefern sich Microsoft, Nvidia und Apple – alle drei Konzerne mit KI-Fokus – ein enges Rennen um Platz eins.

Der Grund? Künstliche Intelligenz könnte ein enormer Boost für die Produktivität und somit auch die Wirtschaft sein. Das prognostizieren zumindest Berichte wie jener des Economica-Instituts, der diese Woche erschienen ist. Laut der Studie könnte KI die Wirtschaftsleistung in Österreich in den kommenden zehn Jahren um 18 Prozent steigern – mit Betonung auf "könnte". Denn für die umfassende Nutzung von KI brauche es auch politisches Commitment und eine bessere Ausbildung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Die großen Tech-Unternehmen sind jedenfalls die ersten Profiteure dieser Produktivitätserwartungen.

Pommes-Bestellung per Sprach-KI

Bei McDonald's soll künftig die KI die Drive-in-Bestellungen entgegennehmen.
AP/Rogelio V. Solis

Auch McDonald's will mithilfe von KI produktiver werden. Das Fastfood-Unternehmen testet derzeit die Automatisierung des Bestellvorgangs an den Drive-in-Schaltern der Restaurantkette. Bis Endes des Jahres soll eine endgültige Lösung feststehen. Auch andere Ketten wie Wendy's und Carl's Jr. experimentieren mit ähnlichen Technologien.

In der Küche ist es hingegen schwieriger. Zwar hat McDonald's im US-Bundesstaat Texas eine vollautomatisierte Filiale eröffnet, wo gar keine Menschen mehr arbeiten – das ist allerdings bisher die Ausnahme. Denn auch wenn KI-Software in riesigen Schritten besser wird, braucht es auch aufwendige Robotik, die letztendlich den Burger schwingt. Und die ist immer noch teuer und wartungsintensiv. Langfristig könnte etwas Roboter-Unterstützung die angespannte Personalsituation in der Gastronomie dennoch entlasten, meint Kollege Adrian Lobe.

Potenziell giftiges Rezept

Rezepte zu erfinden und Kochtipps zu geben sollte man allerdings eher nicht der KI überlassen – zumindest wenn es sich um Googles Gemini handelt. Ein Reddit-Nutzer fragte den Chatbot nach Anweisungen, um Knoblauchöl herzustellen – und bekam ein gefährliches Rezept, das schlimme Folgen haben könnte. Denn wenn der Knoblauch nicht erhitzt wird, kann sich das tödliche Nervengift Botulinumtoxin bilden. Gemini soll den Reddit-Nutzer aber nicht vor diesen Gefahren gewarnt haben.

In ihrer neuen STANDARD-Kolumne beleuchtet Ingrid Brodnig, Autorin und Expertin für Hass im Netz, Deepfakes und deren Einfluss auf die Politik. Bereits jetzt sind in Österreich gefälschte Videos aufgetaucht, in denen Politiker scheinbar skandalöse Aussagen treffen. Auch wenn die Videos als Deepfake und Satire gekennzeichnet sind – die neue Technologie wirft große Fragen für den Wahlkampf auf.

Fragen, die wir auch versuchen beim STANDARD-Zukunftsgespräch am 14. Juli zu beantworten. Dort diskutieren ich mit Ingrid Brodnig, der Schriftstellerin Eva Menasse und dem Kabarettisten Florian Scheuba über die Frage, ob Social Media unsere Demokratie vergiftet. (Philip Pramer, 22.6.2024)