Man würde es nicht vermuten, wenn man sich in Österreich umsieht, aber es gibt auch gute Nachrichten. So konnte "Österreich" aus Instagram übersetzen: Justizministerin Zadic ist schwanger – Zweites Kind kommt im Dezember. Was bei anderen Frauen ein natürlicher Vorgang ist, ist in diesem Fall nicht weniger als ein Wunder, um dass unsere dreiköpfige Familie größer wird. Bis zur Geburt will sich Zadić "weiterhin mit Leidenschaft und vollem Einsatz meiner Funktion als Justizministerin widmen". Woher sie die Gewissheit nimmt, noch bis Dezember Justizministerin zu sein, ließ sie offen. Es grenzte jedenfalls beinahe an ein Wunder.

Justizministerin Alma Zadic.
Justizministerin Alma Zadic.
APA/HANS KLAUS TECHT

Verspäteter Festakt

Erfreulich zu erfahren war auch: Dieser Tage wurde (krankheitsbedingt ein Jahr verspätet) in einem Festakt der Wahl Rudolfs zum deutschen König 1273 gedacht. Der "Kurier" konnte sich dabei auf den Anlass 750 Jahre berufen, was die krankheitsbedingte Verspätung zu einem kalendarischen Glücksfall werden ließ. Bei dem Kranken ging es nicht um besagten Rudolf, sondern um einen späten Nachfahren, dem das Blatt ein Interview widmete, dessen Anlass nicht an die Wahl Rudolfs zum deutschen König herankam, aber immerhin von den Wahlen zum europäischen Parlament handelte. Angenehm beruhigend die Milde, mit der der Großmeister des St. Georgs-Ordens und Enkel des letzten österreichischen Kaisers – im Sonntags-"Kurier" den Ausgang dieser Wahlen beurteilte. Ich bin milde optimistisch, ich habe mir Unangenehmeres erwartet, aber was noch erfreulicher ist: Ich habe keine Angst, dass das Christentum verschwindet, denn wenn es verschwände, dann verschwände unser ganzes Gesellschaftssystem.

Wer wollte da sagen, es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut? Nein, das steht nicht zur Debatte. Aber natürlich gibt es vieles, was verwaschen wird – die Sprache der political correctness gehört hierher, wo Dinge verfälscht werden. Beim Christentum und bei der politischen correctness kann man gar nicht genug aufpassen, damit das Verwaschen nicht in grobes Verfälschen ausartet.

"Wie wollen Sie angeredet werden?"

Erst nach langem Palaver kam im Gespräch die Frage auf: Wie wollen Sie angeredet werden? Damit tauchten auch genealogische Probleme auf. Mein Vater war Otto von Habsburg. Das bestreitet auch keiner – abgesehen von Fanatikern, die sagen, nein, der darf nur Otto Habsburg heißen. Wenn biologische Vaterschaft so leicht bestritten werden kann, dann geht Fanatismus zu weit. Aber so tief sollte Adelsstolz auch nicht sinken, dass es heißt: Für mich hat diese Diskussion eher eine humoristische Note.

Das Streben nach Renaturierung hat hierzulande in den letzten Tagen für viel Verwilderung gesorgt, insbesondere der Bundeskanzler hat dazu auf dem Höhepunkt seiner rhetorischen Möglichkeiten mit subtilem Differenzierungsvermögen eine Menge beigetragen. "Gewessler hat gemeinsames Band durchschnitten", formulierte er im "Kurier". Eine entschiedenere Handlung lässt sich nicht vorstellen, dennoch antwortete er auf Frage Sind Sie jetzt g‘schiedene Leut? entspannt: Das wäre übertrieben. Die Grünen stehen geschlossen hinter Leonore Gewessler, aber so Nehammer in der "Kleinen Zeitung": Diesen Rechtsbruch hat nicht Werner Kogler, sondern eine seiner Ministerinnen begangen.

"Chaos-Karl" und der "Verrat"

Ein einfacher Bürger wie Herbert Kickl wird das nicht ohne intellektuelle Schwierigkeiten verstehen. Der weiß in seiner Geradlinigkeit, was Nehammer hätte tun müssen, solange noch Zeit war, schweres Unheil abzuwenden. Er hätte, sagte er der "Kronen Zeitung", seit Gewesslers Ankündigung den Bundespräsidenten anrufen müssen, um die Ministerin noch vor der Abstimmung abzuberufen. Einfacher geht’s gar nicht, Anruf genügt, und schon ist die Ministerin weg. Nur Nehammer will das nicht verstehen, jetzt muss er sie bis zum Wahltag ertragen, damit im Parlament nicht noch rasch Wahlzuckerln beschlossen werden. "Das Ergebnis ist Hochverrat an unseren Bauern. Für ein paar Systemposten hat ,Chaos-Karl‘ die Bauern – und damit auch die Bevölkerung – an die Grünen verraten und verkauft", kritisiert der FPÖ-Chef.

Unter Hochverrat war von Kickl nichts zu erwarten. Und dann auch noch das! Beim "Austrian World Summit" in Wien ruft Arnold Schwarzenegger jetzt die "Krone"-Leser dazu auf, den Klimaschutz "im grünen Herzen" zu verankern! berichtete das Blatt am Donnerstag. An meinem Summit haben schon viele beeindruckende Klimahelden teilgenommen. Kommt Gewessler? (Günter Traxler, 23.6.2024)