Zu sehen ist das Eck eines Wohnzimmers mit offen stehender Kastentür und herumliegenden Gegenständen.
Das Projekt "X-Erinnerungen" führt entlang drei wählbarer Routen durch St. Pölten, auch an private Orte.
Madina Esmursaeva

Theater und Performances erleben, und das während eines Spaziergangs. So läuft es ab 28. Juni beim Projekt X-Erinnerungen beim Festival Tangente in St. Pölten ab. Das Publikum folgt jeweils in Zweiergruppen entlang geführter Routen den Erinnerungen, die mit ausgewählten Orten einhergehen, seien sie öffentlich oder privat. Man wird auf der Strecke jeweils zehnminütiger Performances, Kurzstücke, Konzerte oder Installationen gewahr, die mit dem jeweiligen Ort zu tun haben.

Drei Routen stehen zur Auswahl (Süd, Nord und Zentrum), die ermöglichen, einen neuen Blick auf die Stadt zu werfen, auch wenn man diese bestens kennt. Es geht zum Standort der ehemaligen Glanzstofffabrik, zum Rathaus, zur Synagoge, zu den historischen Eisenbahnerhöfen oder ins Villenviertel Richtung Sonnenpark. Das Theaterkollektiv "Institut für Medien, Politik und Theater" arbeitet an den Viehofner Seen, dem Naherholungsgebiet der Stadt, wo einst ein Zwangsarbeitslager für ungarische Juden stand.

In St. Pölten geboren

Das von Matthias Lilienthal, Friederike Kötter und Helena Eckert kuratierte Projekt ist der Nachfolger des Formats X-Wohnungen, das 2002 entwickelt wurde und auf seiner weltweiten Tour 2009 auch in Wien (Brut) zu sehen war, zum Teil auch unter anderem Namen wie X Apartments oder X Homes.

In St. Pölten mit dabei sind der palästinensische Schriftsteller Abdalrahman Alqalaq, die Konzept- und Tanzkünstlerin Marga Alfeirão, Filmemacherin Kurdwin Ayub, die Choreografin Dana Michel, Theatermacher Tim Etchells, Sara Ostertag und Paul Plut oder die DJ und Künstlerin Seba Kayan, die selbst in St. Pölten geboren wurde und in der Arbeitersiedlung der Glanzstofffabrik aufgewachsen ist, wo ihr Vater gearbeitet hat. Sie bringt die divergierenden Erinnerungen ihrer Familienmitglieder ein. (Margarete Affenzeller, 28.6.2024)